Lange wurde die Öffnung der Gastronomie herbeigesehnt, am 15. Mai ist es nun soweit. Während die Ansteckungsgefahr im Schanigarten eher gering ist, ist im Innenbereich jedoch besondere Vorsicht angebracht. Das Coronavirus verbreitet sich vorrangig mittels Tröpfcheninfektion in der Luft, weshalb Restaurants auf eine gute Belüftung setzen sollten. Für Wirte gibt es dabei einiges zu beachten, wie Wissenschaftler - vom Virologen über Mediziner bis hin zum Physiker - erklären.
Nach wochenlangen Einschränkungen des öffentlichen Lebens lockert Österreich langsam wieder die Pandemie-Maßnahmen. So können Lokale ab 15. Mai unter strengen Sicherheitsvorgaben wieder öffnen. Dabei dürfen maximal vier erwachsene Personen an einem Tisch sitzen, zuzüglich ihrer Kinder. Die Gäste müssen außerdem sitzen, der Schankbetrieb an einer Theke ist nicht erlaubt. Das Servicepersonal muss einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Besonders der Außenbereich der Gaststätten sei laut den Empfehlungen der Regierung besonders geeignet für einen Restaurantbesuch.
Tröpfchen und Schwebeteilchen
Mittels Tröpfcheninfektion verbreitet sich SARS-CoV-2 vorrangig durch die Luft, aber auch in Form sogenannter Aerosol-Partikel. Das sind kleinste Schwebeteilchen. Inzwischen gibt es mehrere wissenschaftliche Studien, die nahelegen, dass auch über diese Aerosole eine Ansteckungsgefahr besteht. Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité schätzt das Risiko von Tröpfchen- und Aerosol-Infektionen nach derzeitigem Stand in etwa gleich hoch ein. Schmierinfektionen machten hingegen wohl nur etwa zehn Prozent aus.
Physiker empfiehlt hohe Luftfeuchtigkeit
Der Physiker Roland Netz von der Freien Universität Berlin hat sich mit der Lebensdauer von virenhaltigen Tropfen beschäftigt. Etwa ein Prozent der Spucke seien gelöste Stoffe wie Viren, sagt er. Wenn der Wasseranteil in den Tropfen verdunstet, werden diese kleiner und die übrig bleibenden Teilchen können länger in der Luft umherschwirren. Mittels Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske könne eine weite Verteilung der Tropfen eingedämmt werden.
Netz empfiehlt außerdem mit Blick auf Restaurants: „Wichtig ist die relative Luftfeuchtigkeit.“ Diese sollte nicht zu niedrig werden. Dann schrumpften die Tropfen nicht so schnell und schwerere Tropfen sinken eher zu Boden. „Außerdem trocknen sonst die Schleimhäute aus und werden anfälliger für Viren.“ Klimaanlagen könnten die Luft zudem verwirbeln, gut ausgestattete Geräte sogar Viren aus der Luft filtern, erklärt er.
Die Tücke der Klimaanlagen
Zu guter Belüftung raten auch Forscher aus China, die sich das Infektionsgeschehen in einem fensterlosen Restaurant angeschaut haben. Sie stellten fest, dass Klimaanlagen aber durchaus tückisch sein und die Übertragung sogar noch fördern können. Der Schlüsselfaktor für die Infektionen mancher Restaurantbesucher sei die Richtung des Luftstroms gewesen. Neben besserer Belüftung empfehlen die Forscher auch einen größeren Abstand zwischen den Tischen.
Empfehlung: Fenster öffnen
Virologe Drosten erachtet dies als plausibel - am Dienstag erklärte er im NDR-Podcast, dass „im Außenbereich ein Zwei-Meter-Abstand wahrscheinlich gar nicht notwendig ist“. Der Wind spiele dabei eine wichtige Rolle, da er das Virus wegwehe. In den Innenräumen sollte man genau für diesen Durchzugseffekt die Fenster öffnen - hier seien die Abstandsregeln aufgrund der höheren Infektionsgefahr besonders wichtig, erklärt Drosten. Gastwirten empfiehlt er zudem, einen Ventilator aufzustellen, der die Luft nach draußen befördert. Auch Deckenventilatoren könnten förderlich sein.
Hygieneplan und lüften
Grundsätzlich gilt, dass die Lüftungsanlagen fachkundig betrieben und Filter regelmäßig gereinigt bzw. getauscht werden müssen. „Es empfiehlt sich die Aufstellung eines Reinigungs- und Lüftungsplans. Bei natürlicher Lüftung ist der erforderliche Luftwechsel durch ausreichend häufiges Stoßlüften zu realisieren“, erklärt die in Deutschland zuständige Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe.
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