Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat am Montag erneut auf engere Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wien und dem Bund gedrängt und das Vorgehen der Wiener Gesundheitsbehörde kritisiert. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigt sich aufgrund der steigenden Zahlen in der Bundeshauptstadt wenig überrascht und weist die Kritik, dass Flüchtlingsheime an einer vermehrten Ausbreitung des Virus schuld seien, im krone.tv-Interview mit Gerhard Koller vehement zurück: „Wir testen jetzt einfach mehr, deswegen ist es kein Wunder, dass die offiziellen Infektionszahlen in Wien steigen.“ Für Nehammers Vorwürfe hat er kein Verständnis: „Wir sind hier in keinem Schönheitswettbewerb, wer die hübschere Statistik hat.“
Wie die „Krone“ berichtet hat, gibt es zwischen den Infektionsfällen in einem Flüchtlingsheim in Wien-Erdberg und den Postverteilzentren in Wien-Inzersdorf und Hagenbrunn (NÖ) einen Zusammenhang. Laut Hacker spiele die Flüchtlingseinrichtung hier aber eine Nebenrolle: „Wenn man die Gesamtzahl der Betroffenen betrachtet, kann man ausschließen, dass dort der Anfang der Ansteckungskette war.“ Stattdessen sei die Situation in dem Heim eine der Folgen dessen, was in den Postverteilzentren in Wien und Hagenbrunn stattgefunden habe.
Ganz allgemein würden die Tests, die man im Moment zur Verfügung hat, aber auch nichts darüber aussagen, ob eine Person aktuell wirklich mit dem Virus infiziert ist oder bereits wieder genesen. Auch bei den Infektionsfällen bei der Post sei daher nicht bestätigt, ob der allgemeine Anstieg in Wien wirklich auf jene Leihmitarbeiter zurückzuführen ist.
Hacker „verblüfft“ über Nehammer
Was die Flüchtlingsheime betrifft, teste man zudem gerade gezielt alle Einrichtungen. Aufgrund der Tatsache, dass es auch Unterkünfte gebe, wo laut Hacker kein einziger positiver Fall bekannt sei, will der Stadtrat den Angriff seitens des Innenministers nicht verstehen: „Wir wissen, dass die Virus-Pandemie noch nicht vorbei ist. Deswegen ist es verblüffend, wie merkwüdig manche Reaktionen darauf sind.“
Die von Nehammer angesprochene fehlende Zusammenarbeit zwischen Bund und Hauptstadt sieht Hacker persönlich nicht: „Es gibt eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen Wien und der Gesundheitsbehörde. Das ist die einzig entscheidende. Die Exekutive und der Innenminister haben Aufträge der Gesundheitsbehörde zu erfüllen.“ So verstehe laut Hacker auch „kein Mensch, warum der Bund drei Krisenstäbe nebeneinanderstellt, die nicht miteinander in Beziehung sind“.
„Nettes Angebot, aber brauchen wir nicht“
Das Angebot Nehammers, mehr Unterstützung seitens der Polizei in Wien bereitzustellen, lehnt der Gesundheitsstadtrat daher ab: „Ich halte es für inhaltlich falsch, Kriminalbeamte zu kranken Menschen zu schicken.“ Diese seien durch die Erkrankung bereits genug belastet und man stehe als Behörde in Wien in engem, ausreichendem Kontakt mit Menschen, die sich in Quarantäne befinden.
Die Statistikspiele, die hier stattfinden, interessieren mich wenig.
Peter Hacker, Gesundheitsstadtrat (SPÖ)
Die steigenden Zahlen in Wien ließen sich lediglich damit erklären, dass man seit der Abflachung der Kurve viel mehr testen würde: „Wenn man mehr testet, erfährt man auch mehr. Ich habe mich für eine offensive Teststrategie entschieden. Wenn das in anderen Bundesländern nicht so gesehen wird, sei das jedem selbst überlassen. Wir sind außerdem nicht in einen Schönheitswettbewerb, wer die hübschere Statistik hat.“
Das ganze Interview mit Stadtrat Peter Hacker sehen Sie im Video oben.
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