Das 600 Millionen Euro schwere Rettungspaket für die Austrian Airlines wird von Regierung und Wirtschaftstreibenden als hervorragender Deal gepriesen - die Opposition sieht gescheiterte Verhandlungen, die Regierung habe sich gar „über den Tisch ziehen“ lassen, poltert die SPÖ. krone.tv-Redakteurin Damita Pressl hat bei Kurt Hofmann nachgefragt, der sich seit 25 Jahren auf die Luftfahrtbranche spezialisiert: Warum er die Verhandlungen als grundsätzlich erfolgreich sieht, warum es so wichtig war, den Standort Wien zu sichern, und ob im Zuge des Rettungspakets genug für den Klimaschutz herausgeschlagen wurde, erklärt er im Video oben.
Die AUA soll - wie berichtet - in Summe 600 Millionen Euro bekommen: 450 Millionen aus Österreich (davon 300 Millionen in Form von Krediten österreichischer Banken und 150 Millionen vom Staat als Eigenkapital) sowie 150 Millionen von der deutschen Mutter Lufthansa, mit der man auch eine Standortgarantie - das AUA-Hauptquartier soll die nächsten zehn Jahre in Wien bleiben - vereinbart habe.
50.000 neue Arbeitslose in europäischer Luftfahrt
Branchen-Experte Hofmann zeigt sich gegenüber krone.tv grundsätzlich zufrieden mit dem Deal zwischen Republik und Lufthansa: „In Europa haben in den letzten Wochen rund 50.000 Menschen in der Luftfahrt ihren Job verloren - jede Lösung, die da helfen kann, ist wichtig.“ Man befinde sich in der größten Krise der Luftfahrt und bereits in einer globalen Rezession, erinnerte Hofmann. „85 Prozent der Fluglinien weltweit brauchen heute Staatshilfe, sonst müssen sie zusperren.“
„Auch Lufthansa will Staat schnell rausbringen“
Die Diskussion um eine nunmehr fehlende Staatsbeteiligung (siehe Tweets) an der AUA kann Hofmann indes nicht nachvollziehen. Jeder Staat würde das anders lösen, teilweise mit, teilweise ohne Beteiligung. Man könne froh sein, dass eine „kritische Infrastruktur“ wie die AUA mit 7000 Jobs weiterhin eine Daseinsberechtigung habe. Und letztlich wolle man auch bei der Lufthansa den Staat relativ schnell wieder aus dem Unternehmen herausbringen.
Deal stellt sicher, dass Flughafen Wien wächst
Die Standortsicherung sei hingegen das Um und Auf - nicht nur wegen der Anbindung Österreichs an Ziele in der Welt. Auch viele Partner-Gesellschaften würden daurch nach Wien kommen. Noch wichtiger für Hofmann: „Es gibt eine Verpflichtung, dass der Flughafen Wien im selben Ausmaß wächst wie Zürich, München oder Frankfurt, wenn der Verkehr erweitert wird.“ Dieser Deal, den Österreich nach Schweizer Vorbild mit der Lufthansa abgeschlossen habe, sei vernünftig - er stelle sicher, dass der Flughafen Wien wächst.
„Zu wenig Modernisierung für Klimaschutz“
Auch die Idee, künftig gegen Dumping-Preise bei Tickets vorzugehen, findet Hofmann grundsätzlich „nicht schlecht“. „Mal schauen, wie sich das umsetzen lässt.“ Die AUA bemühe sich allerdings schon lange, sich bei den Klimazielen zu verbessern, effizienter zu sein, weniger Treibstoff zu verbrauchen. „Natürlich würde man hier moderne Flugzeuge benötigen, aber dazu fehlt das Geld.“
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