Der im Milliardenskandal beim deutschen DAX-Konzern Wirecard unter Verdacht stehende frühere Vorstandschef Markus Braun hat die fünf Millionen Euro Kaution für seine Freilassung aus der Untersuchungshaft bezahlt. Wie ein Sprecher des Münchner Amtsgerichts am Mittwoch sagte, sei das Geld noch am Dienstagnachmittag hinterlegt, der Österreicher anschließend auf freien Fuß gesetzt worden. Eine weitere, ebenfalls österreichische Hauptfigur der Affäre, der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, wird indes in Südostasien vermutet, wie am Mittwoch zu erfahren war. Laut „Handelsblatt“ wird Marsalek in Deutschland per Haftbefehl gesucht, eine Bestätigung dafür gab es bislang aber nicht.
Abgesehen von der hohen Kaution muss sich Braun für die Dauer der Ermittlungen wöchentlich bei der Polizei melden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Österreicher in der Affäre um mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro unrichtige Darstellung der Wirecard-Bilanzen und Marktmanipulation vor.
Beinahe zwei Milliarden Euro sind dem Unternehmen abhandengekommen - auf Treuhandkonten in Asien, wo das Geld bislang vermutet wurde, konnten sie nicht entdeckt werden. Die Finanzmittel waren offenbar nur auf dem Papier vorhanden. Diese mutmaßlichen Luftbuchungen haben das Hightech-Unternehmen aus dem Münchner Vorort Aschheim an den Rand des Abgrunds getrieben.
SPÖ sieht mögliches "Naheverhältnis" zu Kurz
Braun war auch in Österreich politisch gut vernetzt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte ihn in sein Strategiegremium „Think Austria“ berufen. Den ÖVP-Wahlkampf 2017 hatte Braun mit Spenden großzügig unterstützt - ebenso in den Jahren davor die NEOS. Die SPÖ will nun mit einer parlamentarischen Anfrage das „Naheverhältnis“ zwischen Braun und Kurz ergründen.
Ex-Vorstand Marsalek wird auf Philippinen gesucht
Die philippinische Einwanderungsbehörde sucht indessen den ehemaligen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, wie Justizminister Menardo Guevarra am Mittwoch in Manila sagte. Marsalek war demnach am 3. März in der philippinischen Hauptstadt und reiste zwei Tage später wieder aus. „Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass er kürzlich zurückgekehrt ist und möglicherweise noch dort ist“, sagte Guevarra. Außerdem haben die Philippinen im Zusammenhang mit der Affäre um mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro Geldwäsche-Ermittlungen eingeleitet.
Marsalek galt beim Zahlungsabwickler Wirecard als rechte Hand des gestürzten Vorstandschefs Braun. Wie Braun stammt auch Marsalek aus Österreich. Marsalek war für das Tagesgeschäft verantwortlich, wurde aber vergangene Woche zuerst suspendiert, am Montag dann fristlos entlassen - ein klares Anzeichen, dass Wirecard-Aufsichtsrat und -Vorstand mittlerweile davon ausgehen, dass er gegen seine Pflichten verstoßen hat.
Interessiert an Marsalek sind naturgemäß auch die Münchner Ermittler. Laut „Handelsblatt“ wird Marsalek per Haftbefehl gesucht, eine Bestätigung dafür gab es nicht. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft hatte allerdings schon am Vortag dazu gesagt, sie könne das „weder bestätigen noch dementieren“ - die traditionelle Formel für zutreffende Nachrichten, die eine Behörde nicht offiziell machen will ...
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