Die ÖVP und - nach der mittlerweile erfolgten Auszählung aller 285 Gemeinden - auch die SPÖ dürfen sich als Gewinner der steirischen Gemeinderatswahlen am Sonntag bezeichnen. Die Volkspartei wurde ihrem Ruf als „Bürgermeisterpartei“ gerecht und gewann relativ stark dazu. Die SPÖ gewann leicht, die Freiheitlichen verloren hingegen in vielen Kommunen. Die kleinen Parteien KPÖ und NEOS errangen Achtungserfolge, die Grünen freuten sich über deutliche Zuwächse. Die Wahlbeteiligung sank um rund zehn Prozentpunkte - trotz Wahlkartenrekord.
In einigen Städten kam es zu einem überraschenden Machtwechsel, wie etwa im oberstirischen Wallfahrtsort Mariazell von SPÖ zu ÖVP oder in der Eisenbahnerstadt Selzthal von SPÖ zu ÖVP - auf lokaler Ebene eine absolute Sensation. Auch das tiefrote Eisenerz ging den Sozialdemokraten an die Schwarzen verloren, die traditionell starke KPÖ büßte hier ebenfalls Mandate ein. Die Kommunisten schwangen sich dafür im obersteirischen Trofaiach zur deutlich zweistärksten Partei hinter der SPÖ auf.
SPÖ in Industriestädten stark
Die SPÖ konnte überhaupt in den meisten ober-, west- und oststeirischen Industriestädten ihre Mehrheit ausbauen und oft sogar eine Zweidrittelmehrheit erringen - was bei vergangenen Wahlen nicht selbstverständlich gewesen war. Die ÖVP lukrierte zwar viele Zugewinne, verlor aber auch vereinzelt: In Schladming und Haus im Ennstal ging die Mehrheit an Bürgerlisten.
Die KPÖ hielt ihre Mandatszahl, die Grünen sprangen deutlich über 100 Sitze in den Gemeindestuben. Auch die NEOS reüssierten im bescheidenen Bereich. Die steirischen Freiheitlichen stürzten landesweit deutlich ab. Sogar der einzige Bürgermeistersessel der FPÖ, in der Bergbaugemeinde Breitenau, ist seit Sonntag Geschichte.
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„Kein guter Tag für die Freiheitlichen“
Der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek gab sich nach Bekanntwerden der Ergebnisse zerknirscht: „Das ist kein guter Tag für die Freiheitlichen.“ Es sei zu früh für tiefergehende Analysen, als Gründe nannte Kunasek allerdings „praktisch nicht vorhandenen Rückenwind auf Bundesebene seit Ibiza“ und die Corona-Krise. „Die FPÖ ist eine Partei nah am Menschen, da hat sich Corona ausgewirkt.“
Schützenhöfer: „In dieser Dimension überraschend“
Auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sah ein „in dieser Dimension überraschendes Ergebnis“: „Wir haben immer gehofft, die Bürgermeister zu halten, aber dass wir so viel zugewinnen und Gemeinden sogar umdrehen oder große Mehrheiten weiter ausbauen, ist eine Überraschung! Wir haben da freilich auch Rückenwind vom Bund verspürt.“
Positive Stimmung auch bei Kleinparteien
„Ich bin glücklich über die großen Zuwächse an Mandaten und stolz auf alle, die dazu beigetragen haben. Mancherorts sind wir von null auf zwei Mandate durchgestartet“, freute sich Grünen-Chefin Grünen-Landeschefin Sandra Krautwaschl. Auch Niko Swatek von den NEOS hatte Grund zur Freude: „Für uns ist es das beste Ergebnis bei steirischen Gemeinderatswahlen. In Ramsau am Dachstein etwa traten wir erstmals an und konnten sofort 11,26 Prozent erreichen.“ Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) meinte: „Die Verluste in Eisenerz und Knittelfeld schmerzen, aber hier lagen wir 2015 auf einem sehr hohen Niveau. Ich will lieber auf kleinem Niveau, aber stetig wachsen.“
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