Aktieninvestments:
„Das größte Risiko ist, kein Risiko einzugehen“
Scheinbar haben die weltweiten Aktienmärkte den ersten Corona-Schock überwunden. Nach den starken Verlusten vor wenigen Wochen sind die Kurse beinahe ebenso stark wieder gestiegen. Doch insbesondere private Anleger sind nach wie vor verunsichert oder sogar ängstlich. Solche Phasen an den Börsen hat Walter Schmitz schon viele Male erlebt. Der heute 79-Jährige kommt aus dem Rheinland, ist seit mehr als 50 Jahren im Fondsgeschäft und längst die graue Eminenz der Investmentbranche in Deutschland. Mit seiner Fondsgesellschaft PRIMA will er nunmehr den österreichischen Markt erobern.
Interview mit Walter Schmitz (PRIMA Fonds):
Herr Schmitz, haben wir an den weltweiten Aktienmärkten das Schlimmste überstanden? Oder tauchen die Börsen bei einer möglichen zweiten Pandemiewelle noch einmal tief ab?
Walter Schmitz: Das weiß niemand. Und für mich ist dies auch weitgehend irrelevant. Bei Investments in Aktien und Aktienfonds denke ich in Zeiträumen von mindestens 10 Jahren. Dies schont ungemein die Nerven. Weshalb ich diese Haltung vor allem privaten Anlegern ans Herz legen möchte.
Wenn da nicht die Coronapandemie, die möglicherweise noch lange nicht ausgestanden ist, und ihre wirtschaftlichen Folgen wären…
Walter Schmitz: Sicher, die Corona-Pandemie als solche sowie die gesundheitlichen, sozialen, emotionalen sowie nicht zuletzt wirtschaftlichen Folgen sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ohne Beispiel. Was nun die Aktienmärkte angeht: In meiner mehr als 50-jährigen Berufslaufbahn habe ich einiges erlebt. Mehr als einmal dachten Anleger, an der Börse geht bald das Licht aus. Etwa der Schwarze Montag an der Wallstreet am 19. Oktober 1987, die Russland-Krise, die Argentinien-Krise, das Zerplatzen der Dotcom-Blase, der Lehman-Skandal nebst weltweiter Finanzkrise, die Euro-Schuldenkrise. Um nur die Wichtigsten zu nennen. Jedes Mal haben sich die Aktienmärkte in den Jahren danach sehr gut entwickelt.
Ein paar Zahlen zum Beweis wären an dieser Stelle angebracht…
Walter Schmitz: Nehmen wir der Einfachheit halber den DAX, der erstmals am 1. Juli 1988 berechnet wurde. Das Deutsche Aktieninstitut hat, obwohl es den Index in den Jahren zuvor noch nicht gab, eine Renditesimulation bis ins Jahr 1948 gemacht. Unterstellt, der Anleger hätte den DAX Silvester 1980 zum damaligen Jahresschlusskurs gekauft und 40 Jahre danach, Ende 2019, wieder verkauft. Das Deutsche Aktieninstitut berechnet für diese Zeit eine Rendite von nahezu 9 Prozent im Jahresschnitt. Nicht gerade schlecht angesichts der zahlreichen Turbulenzen, die es an den Börsen in jenen vier Jahrzehnten gegeben hat.
Hätte der Anleger den DAX an Silvester des Jahres 1999 verkauft, also vor dem Platzen der Dotcom-Blase, dem Lehman-Skandal sowie der Schuldenkrise, hätte die Rendite im Jahresschnitt sogar rund 15 Prozent betragen. Auf längere Sicht, und ich spreche hier nicht von Monaten, sondern von Jahren, dürften sich auch die Verwerfungen aufgrund der Corona-Pandemie gleichsam als Anekdote der Börsengeschichte erweisen. So meine Überzeugung, die auf mehr als einem halben Jahrhundert Erfahrung beruht.
Mit Verlaub und ohne Ihnen nahetreten zu wollen: In wenigen Wochen feiern Sie einen runden Geburtstag, werden 80 Jahre alt. Ist es vor diesem Hintergrund nicht doch ein wenig erstaunlich, sich mit den langfristigen Perspektiven bei Aktien zu beschäftigen?
Walter Schmitz: Ich sehe das völlig nüchtern. Der größte Teil unseres Familienvermögens ist in den drei PRIMA-Fonds investiert. Ich habe keinen Zweifel daran, dass meine Kinder und Enkelkinder in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erheblich davon profitieren werden. Da spreche ich im Übrigen nicht allein für mich. Denn Geldanlage hat grundsätzlich viel mit Vorsorge und Zukunftsplanung zu tun - der eigenen Zukunft, aber auch jener der nachwachsenden Generationen. Bei unseren Kindern und Enkelkindern geht es übrigens nicht allein um eine solide Vermögensbasis, um ihnen das Leben zu erleichtern, sondern vor allem darum, ihnen eine lebenswerte (Um-)Welt zu hinterlassen.
Ein von Ihnen sicher gewollter Übergang zu Ihrem PRIMA - Global Challenges, der seit mehr als 10 Jahren als Nachhaltigkeitsfonds positioniert ist.
Walter Schmitz: Mit im Schnitt 8,6 Prozent Rendite in den vergangenen 10 Jahren zählt der PRIMA - Global Challenges zu den besten Nachhaltigkeitsfonds überhaupt (Anteilklasse G per 31.05.2020). Gemanagt wird der Fonds übrigens von Dr. Hendrik Leber und seinem Acatis-Team, das europaweit zu den bekanntesten Verfechtern des Value Investings, also der wertbezogenen Aktienanlage, gilt. Die Wertentwicklung des Fonds liefert übrigens einen, wie ich finde, auch objektiv eindrucksvollen Beweis dafür, dass sich mit fundierten nachhaltigen Ansätzen beim Investieren gutes Geld verdienen lässt. Ich bin schon ein wenig stolz darauf, dass wir lange vor Greta diesen Weg gegangen sind und ausschließlich in Unternehmen investieren, die die Welt zumindest ein wenig besser machen.
Wir unterstützten übrigens unsere Vertriebspartner und Anleger durch zahlreiche weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit, damit jeder von uns achtsamer umgeht mit Umwelt, Natur, anderen Menschen und allen Lebewesen. Für mich ist dies eine moralische Verpflichtung und hat nicht in erster Linie etwas mit Geldanlage und Geldverdienen zu tun.
Mit Ihren Fonds wollen Sie nunmehr auch in Österreich stärker präsent sein. Weshalb erst jetzt?
Walter Schmitz: Grund dafür ist vor allem, dass ich mich einige Jahre aus dem Geschäft - auch im Hinblick auf mein Alter - zurückgezogen hatte. Um dann vor gut einem Jahr die PRIMA, die ich gegründet und später verkauft hatte, zurück zu erwerben. Mich wurmte, ja mich ärgerte es einfach, dass aus den tollen Fonds, die wir haben, in puncto Neugeschäft nicht mehr gemacht wurde. Und dieses „mehr machen“ begründet letztlich auch unsere Expansion in den österreichischen Markt.
Dieser bietet außerhalb Deutschlands ein ideales Umfeld. Gemessen am Fondsvermögen pro Kopf der Bevölkerung hat Österreich mit rund 20.000 Euro im Vergleich zu Deutschland mit mehr als 26.000 Euro erheblichen Nachholbedarf. Ich glaube, wir kommen zur richtigen Zeit. Auch weil wir kein Sammelsurium mit scheinbar unzähligen unterschiedlichen Fonds haben. Drei klar strukturierte und in der Anlagestrategie transparente Angebote reichen: Der PRIMA - Global Challenges als reiner Nachhaltigkeitsfonds mit eindrucksvoller Historie; der PRIMA - Globale Werte als ausgewogener, vermögensverwaltender Mischfonds sowie neuerdings der PRIMA Zukunft, ein durchaus sportlicher Innovationsfonds, der auf künftige Trends setzt und auch den Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigt.
Kaufen, halten, verkaufen? Seit Generationen lautet so die dominierende Frage von Anlegern. Ihre Meinung?
Walter Schmitz: Eindeutig kaufen, gern auch in mehreren Schritten, um von zwischenzeitlichen Marktrückgängen dank niedrigerer Kurse zu profitieren. Die eigenen Kinder und Enkelkinder werden uns das danken…
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