„Wir wollten es nicht wahrhaben, aber wir müssen einen Schritt zurück machen!“ Mit diesen Worten schickt Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), wie berichtet, ganz Oberösterreich in die Zeit vor dem 15. Juni zurück, als die Maskenpflicht in weiten Bereichen gefallen war. Ab Donnerstag gilt im ganzen Bundesland wieder Maskenpflicht in geschlossenen Räumen, also Geschäften, Ämtern oder bei Dienstleistern - und auch draußen, wenn der Mindestabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann. Währenddessen setzen die anderen Bundesländer auf Abwarten.
Grund für das Vorpreschen Oberösterreichs ist, dass die Reproduktionszahl bei 2 liegt, also ein Erkrankter zwei weitere Personen ansteckt. Im Bundesschnitt liegt man bei 1,37. „Ein Wert unter eins ist das Ziel“, sagt Lungen-Primar Bernd Lamprecht von der Linzer Uniklinik. Aber nur diese Zahl als Marke für ein Zurücknehmen der Maßnahmen anzustreben, ist für Landeshauptmann Stelzer zu kurz gegriffen.
Die Polizei straft, der Wirt führt Listen
Inzwischen wurde auch die Polizei aufgefordert, die Maskenpflicht verschärft zu kontrollieren und bei Verstößen auch zu strafen - ab 25 Euro Bußgeld geht’s los. Und von Bayern haben sich die Oberösterreicher abgeschaut, dass Wirte - allerdings auf freiwilliger Basis - Listen führen, in denen sich Gäste mit Namen und Datum eintragen. „Damit ist die Nachvollziehbarkeit von Ansteckungswegen leichter“, erklärt Primar Lamprecht die Idee.
Cluster konnten nachverfolgt werden
Nachvollzogen konnten inzwischen viele Cluster in Oberösterreich werden. So gehen 173 Infizierte aufs Konto einer rumänischen Freikirche in Linz. Im Innviertel stammen alleine aus einer vom Balkan stammenden Großfamilie 24 Kranke. Auch bei den Schlachthof-Fällen in Oberösterreich stammen alle von Angestellten, die nach Heimatbesuchen auf dem Westbalkan wieder eingereist waren.
Das sagen die Landeshauptleute zum Vorstoß
Während Oberösterreich mit diesen Maßnahmen Corona eindämmen will, setzen die anderen Bundesländer auf Abwarten:
Wilfried Haslauer, Salzburg (ÖVP): „Die rote Linie für eine Einführung wird von den Gesundheitsbehörden vorgegeben. Wenn es medizinisch notwendig ist, dann wird die Maskenpflicht wieder eingeführt.“
Markus Wallner, Vorarlberg (ÖVP): „Erst wenn es eine exponentielle rasch ansteigende Verbreitung gibt, ist die Maskenpflicht wieder einzuführen. Davor sind kleinere regionale Maßnahmen anzuwenden.“
Michael Ludwig, Wien (SPÖ): „Vorerst sind keine strengeren Maßnahmen geplant, ausgeschlossen sind diese aber nicht. Wir beobachten die Situation und werden, falls nötig, Entscheidungen treffen.“
Hans Peter Doskozil, Burgenland (SPÖ): „Der Bund ist als die oberste Gesundheitsbehörde gefordert, einen einheitlichen Handlungsrahmen festzulegen, ab wann welche Maßnahmen zu setzen sind.“
Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) will Niederösterreich vorsichtig vorwärtsbringen: „Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab, wie der Nachvollziehbarkeit der Infektionskette oder der regionalen Eingrenzbarkeit.“
Hermann Schützenhöfer, Steiermark (ÖVP): „Aktuell ist die Lage stabil. Maßnahmen wie eine Maskenpflicht werden wir in Abstimmung mit unserem Expertenstab abwägen und im Anlassfall entscheiden.“
Peter Kaiser, Kärnten (SPÖ): „Maskenpflicht wäre aus meiner Sicht bei eindeutigen Clustern sowie präventiv für Großveranstaltungen angebracht. Und dort, wo die Regeln eklatant gebrochen werden.“
Günther Platter, Tirol (ÖVP): „Solange es keinen Impfstoff gibt, werden uns weiter Maßnahmen begleiten, auch das freiwillige Maskentragen. Ebenfalls wichtig: Abstand halten und Hygienemaßnahmen.“
Markus Schütz, Kronen Zeitung/krone.at
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