Absage von Ludwig

Ampelsystem für Wiens Bezirke „macht keinen Sinn“

Wien
10.07.2020 16:03

„Sehr offen“ steht Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dem für ganz Österreich angekündigten Corona-Ampelsystem gegenüber. Mit diesem soll künftig die Lage im Land möglichst regional differenziert betrachtet werden können. Nichts hält Ludwig allerdings von einer derartigen Umsetzung für die einzelnen Bezirke Wiens. Dies mache in einer Großstadt keinen Sinn, so der Bürgermeister.

„Wien wird sicher nicht einzelne Bezirke anders behandeln, weil das in einer Großstadt auch nicht möglich ist. Von daher sehe ich Wien immer als eine gesamte Einheit“, betonte der Bürgermeister am Freitagnachmittag. Wien als Großstadt unterscheide sich „ganz stark“ von den Flächenbundesländern, da Bezirke hier viel enger gelegt seien: „Ein Wiener, eine Wienerin, wohnt in einem Bezirk, arbeitet im nächsten und im übernächsten verbringt diese Person ihre Freizeit.“ 

Wiens Ärztefunkdienst im Corona-Testeinsatz (Bild: Klemens Groh)
Wiens Ärztefunkdienst im Corona-Testeinsatz

Einheitliche Teststrategie für ganz Österreich nötig
Die Entscheidung über die jeweils aktuelle Ampelfarbgebung Wiens werde in Zusammenarbeit des medizinischen Krisenstabs mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erfolgen, meinte er. Zugleich betonte Ludwig, dass es beim Ampelsystem eine österreichweit einheitliche Teststrategie geben müsse: „Es sollten ja nicht jene Städte und Bundesländer benachteiligt sein, die besonders intensiv und umfassend testen.“ Die Bundeshauptstadt teste zum Beispiel „sehr intensiv“ und mache auch viele Umfeldscreenings.

Kurz: „Natürlich braucht es Bezirksdaten“
Kurz hatte am Donnerstag gesagt, für das Ampelsystem würden auch Daten auf Ebene der Wiener Gemeindebezirke notwendig sein. Diese sind derzeit nicht öffentlich verfügbar. „Natürlich braucht es Bezirksdaten, sonst funktioniert das System nicht“, sagte Kurz auf eine entsprechende Frage: „Je kleinteiliger wir herunterbrechen können, desto weniger schwerwiegende Eingriffe für die Bevölkerung gibt es.“

(Bild: APA/Hans Punz)

Schärfere Maßnahmen, wie sie nun in Bundesländern wie Oberösterreich, Kärnten und Salzburg eingeführt wurden, sind in Wien derzeit nicht angedacht. Ludwig gab zu bedenken, dass es hier noch immer strenge Zugangsbeschränkungen für Spitäler, Pflegeeinrichtungen oder Pensionistenwohnhäuser gebe. Außerdem bestehe in der Stadt nach wie vor Maskenpflicht in Amtsgebäuden.

Weiter Verzicht auf Polizei-Mithilfe bei Contact Tracing
Dem Vorstoß des Bundes, mehr Polizisten für das Contact Tracing zur Verfügung zu stellen, kann Ludwig nicht viel abgewinnen. „Ich habe langsam den Eindruck, das Bundesheer kümmert sich um die Post und die Polizei um die Gesundheitsagenden. Und ich frage mich, wer kümmert sich um die Sicherheit?“ 
Insofern wird die Hauptstadt weiterhin auf die Mithilfe der Exekutive beim Kontaktmanagement im Umfeld von Infizierten verzichten. Man sei beim Contact Tracing „sehr gut aufgestellt“. „Ich denke, die Kriminalpolizei hat in Wien andere Aufgaben als Telefongespräche im Gesundheitsbereich zu führen“, so Ludwig.

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