Tausende Kunden der Commerzialbank Mattersburg stehen von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts. Die Finanzmarktaufsicht hat die Privatbank wegen angeblicher Bilanzfälschung gesperrt, Gründer und Direktor Martin Pucher ist zurückgetreten. Das Land hat nun Anlaufstellen für die Betroffenen eingerichtet.
In Hirm sitzt der Schock tief: Die Commerzialbank ist quasi die Hausbank des Ortes. Viele Menschen haben dort ihr Konto. Ältere und Jüngere wissen den persönlichen Service in der Filiale zu schätzen, man kennt sich, man hilft sich, der Kunde ist hier keine Nummer. Doch jetzt ist alles anders. Die Bilanzen dürften frisiert worden sein. Bankchef Pucher, selbst ein Hirmer, steht im Fokus der Justiz. Bei Bürgermeisterin Inge Posch-Gruska läuft das Telefon heiß. „Viele haben Angst, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht“, sagt sie. Betroffen sind regionale Firmen, die Vereine, die Feuerwehr und die Gemeinde selbst. In neun Orten gibt es Filialen, die Commerzialbank ist im Bezirk tief verwurzelt. Betroffenen bietet das Land nun Erste Hilfe. Für Private und Firmen wurden Hotlines eingerichtet (siehe Infos am Berichtende).
Diese Causa geht tief ins Strafrecht hinein. Es gibt offenbar dubiose Verstrickungen und Netzwerke. Das muss alles vollständig aufgeklärt werden.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil
Doskozil: „Ich gehe davon aus, dass das Geld weg ist“
Zudem gibt es eine kostenlose Rechtsberatung. Im Bereich der Unternehmen sieht sich die Wirtschaft Burgenland (WiBuG) gerade an, wie weit Haftungen oder Risikokapital eingebracht werden können. Durch die Einlagensicherung sind Beträge bis 100.000 Euro abgesichert. Wichtig ist, ein Konto bei einer anderen Bank zu eröffnen, damit das Geld refundiert werden kann. Bei höheren Beträgen wird es problematisch. Die Energie Burgenland etwa hat fünf Millionen Euro veranlagt. „Ich gehe davon aus, dass das Geld weg ist“, sagt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Er zeigte sich über diesen „Kriminalfall“ persönlich zutiefst enttäuscht. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, sei es eine „Riesenschweinerei“. Pucher ist zudem Präsident des SV Mattersburg, die Bank ist Sponsor. Damit ist auch die Fußballakademie betroffen. Sollte diese nicht weitergeführt werden können, überlegt Doskozil, ein Landessportzentrum daraus zu machen.
Hotline-Nummern
057600-2465 für Private
059010-210 für Unternehmen
Christoph Miehl, Kronen Zeitung
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