Nächtlicher Knall

Sprengkörper vor Grazer Asylheim detoniert

Steiermark
12.09.2010 19:33
Eine Betreuerin und 35 Bewohner eines Grazer Asylheims (Bild) sind in der Nacht auf Samstag von einem Knall aus dem Schlaf gerissen worden. Vor der Eingangstür des Gebäudes war ein Sprengkörper detoniert. Laut Polizei hätte die Explosion durchaus zu schweren Verletzungen führen können - da sich aber niemand in unmittelbarer Nähe befand, kamen alle Beteiligten mit dem Schrecken davon.

Unbekannte hatten den Sprengkörper gegen 1.40 Uhr im Eingangsbereich des Caritas-Heims in der Mitterstraße gezündet. Als die 35-jährige Betreuerin nachschaute, was passiert war, entdeckte sie, dass die Eingangstür beschädigt war. Die Frau verständigte sofort die Exekutive.

Georgier zur Kontrolle ins Spital eingeliefert
Ein 49-jähriger Georgier stürzte, als er ebenfalls nachsehen wollte, was die Explosion ausgelöst hatte. Der Mann wurde daraufhin ins Unfallkrankenhaus Graz eingeliefert, konnte das Spital am Samstagnachmittag aber bereits wieder verlassen - wie sich herausstellte, war er unverletzt geblieben.

Nach der Spurensicherung wurden die weiteren Ermittlungen von Beamten des Landeskriminalamtes Steiermark und vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung übernommen. Laut Ermittlern wurden die Tür, die oberste Platte der zweistufigen Eingangsplattform, das Mauerwerk sowie ein Fahrrad vor allem durch umherfliegende Granitteile beschädigt (siehe Bilder in der Infobox).

Dosen - oder rohrartiger Sprengkörper
Bei dem Sprengkörper handelte es sich um einen dosen - oder rohrartigen Gegenstand, so die Polizei. Über mögliche Täter sowie das Motiv machten die Ermittler vorerst keine Angaben, die Ermittlungen laufen (das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ersucht Zeugen, sich beim Journaldienst unter der Telefonnummer 059133/6565-00 zu melden).

Das Flüchtlingswohnhaus war 2006 in Betrieb genommen worden. Derzeit ist es fast zur Gänze belegt. Ursprünglich war es für alleinstehende männliche Asylwerber vorgesehen, seit 2008 werden auch Frauen und Kinder dort untergebracht. Den Bewohnern stehen Einzelzimmer zur Verfügung, ein Betreuerteam kümmert sich rund um die Uhr um die Asylanten.

Caritas-Präsident: "Bewohner erschrocken"
Caritas-Präsident Franz Küberl zeigte sich am Samstag betroffen: "Die Bewohner des Heims sind tief erschrocken und verunsichert." Er hoffe, "dass die Polizei bald Klarheit über die Hintergründe schaffen wird" und vertraue ganz der Professionalität von Polizei und Verfassungsschutz.

"Tief betroffen" zeigte sich auch der stellvertretende Bundessprecher der Grünen und steirische Spitzenkandidat Werner Kogler. "Rechte Hetzer" hätten politisch den Boden für das Attentat bereitet. Er erwarte nun, dass Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und sein Vize Hermann Schützenhöfer (ÖVP) "klare Worte" zu dem Attentat fänden und "endlich eine Koalition mit den rechten Hetzern ausschließen".

"Wenn durch Hetze das gesellschaftliche und politische Klima vergiftet wird, wenn über 'Spiele' Minarette und Menschen eliminiert werden, wird der Boden für solche verabscheuungswürdigen Gewalttaten aufbereitet", spielte Kogler auf die steirische FPÖ an.

Rücker: "Hass wird geschürt"
Die Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Grüne) meinte zu dem Vorfall: "Fest steht, dass durch das politische Aufheizen der Stimmung, egal ob durch Computerspiele oder verbal, Hass geschürt wird. Irgendwann geht es dann nämlich nicht mehr um ein Internetspiel, auf ein sogenanntes Spiel folgen Menschen."

Auch der steirische BZÖ-Chef Gerald Grosz verurteilte den Vorfall und forderte gleichzeitig die FPÖ auf, für Deeskalation zu sorgen. "Wer Moscheen-Spiele sät, wird Bomben ernten. Die Steiermark ist trotz vieler Probleme - auch mit kriminellen Asylwerbern - ein friedliches Land und darf nicht weiter von Chaoten der FPÖ destabilisiert werden."

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