Für das zweite Sommergespräch hat sich Katia Wagner mit der Parteivorsitzenden der SPÖ im Lokal „BirdYard“ in Wien-Josefstadt getroffen. Pamela Rendi-Wagner, die als Ärztin eine Expertin in Sachen Corona und Impfungen ist, teilt im Interview vor allem gegen die Regierung und ihr Krisenmanagement aus. Kritik übt sie an der, ihrer Meinung nach, voreiligen Lockerung der Maskenpflicht im Juni und dem Umgang mit der drohenden Wirtschaftskrise. Auch bei einer Reform des Arbeitszeitmodells geht Rendi-Wagner in die Offensive und fordert erneut eine 4-Tage-Woche.
Auch für Pamela Rendi-Wagner war es seit dem letzten Sommergespräch ein turbulentes Jahr. Neben der Nationalratswahl, die für die Sozialdemokraten weniger erfolgreich ausgegangen ist, hatte die SPÖ-Chefin auch innerhalb der Partei mit Misstrauen zu kämpfen. Seit der Mitgliederbefragung sitzt sie aber fest im Sattel, auch wenn es ihr während der Corona-Krise nicht gelungen ist, in den Umfragen zuzulegen.
„Wer lockert, muss auch testen“
„Die Masken sind ohne Konzept gefallen, man hat Mitte Juni zu optimistisch gehandelt“ kritisiert Rendi-Wagner, die eine der ersten war, welche die Rückkehr zur Maskenpflicht in Supermärkten gefordert hat. Laut ihr hätten Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und der Rest der Regierungsmannschaft ihre Lehren aus der Krise nicht gezogen, auch wenn Türkis-Grün im ersten Monat gut und schnell reagiert hätte. Danach habe man den Überblick verloren, auch eine richtige Teststrategie hätte es bis jetzt nicht gegeben: „Wer lockert, muss auch testen. Das Virus löst sich ja nicht in Luft aus.“
Die „Stopp Corona“-App hingegen, hat sie selbst nicht installiert: „Wir haben immer gesagt, dass es keine verpflichtende Nachverfolgung der Menschen geben darf. Diese Freiwilligkeit muss auch gesetzlich verankert werden.“
„Direkthilfen zu spät angekommen“
Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und den krisenbedingten Veränderungen im Arbeitsalltag, pocht Rendi-Wagner erneut auf eine Verkürzung der Arbeitszeit und eine Einführung der 4-Tage-Woche. Denn wenn man die Zahl der Arbeitslosen gering halten möchte, müsse man die vorhandenen Arbeitsplätze gerechter verteilen. Auch würde dadurch die Produktivität der Mitarbeiter gesteigert werden, Unternehmern würde in Folge auch geholfen werden, da diese dann weniger Lohn zu zahlen hätten: „Neben den Direkthilfen muss man auch dafür sorgen, dass Unternehmen ihre Beschäftigen halten wollen. Mein Ziel ist Vollbeschäftigung.“
Bei der finanziellen Unterstützung der Unternehmen wurde viel Zeit liegen gelassen.
Pamela Rendi-Wagner über die Regierung
Das vorgeschlagene Arbeitszeitmodell wäre perfekt, um die Kurzarbeit, welche laut der SP-Chefin nur ein „Krisenmodell“ sei, abzulösen. Denn die drohende Wirtschaftskrise könne bis zu drei Jahre andauern. Die hohe Arbeitslosenzahl sei auch darauf zurückzuführen, dass Unternehmen in den ersten Wochen verunsichert waren und in Folge Mitarbeiter kündigen mussten: „Die Unternehmen haben nicht genügend und auch nicht schnell genug Unterstützung durch Direkthilfen erhalten. Hier wurde wertvolle Zeit liegen gelassen.“
Was Rendi-Wagner als Ärztin und Impfexpertin über einer Corona-Impfung denkt, was sie ihrer Meinung nach mit Bruno Kreisky verbindet und wie sie den restlichen Sommer verbringt, sehen Sie im ganzen Interview, im Video oben.
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