Seit Montag, 0 Uhr, ist die Kroatien-Reisewarnung der Bundesregierung in Kraft. Wer nach Mitternacht über die Grenze kam, muss entweder einen negativen Covid-19-Test vorweisen können oder in behördlich überwachte Quarantäne. Für diejenigen, die es am Wochenende gerade noch rechtzeitig durch die Blechlawine zurück nach Österreich geschafft haben - und fit genug sind -, gibt es kostenlose Tests in Wien. Ein Lokalaugenschein.
Montag, kurz nach 13 Uhr, Happelstadion. Menschenschlange am Stadion-Vorplatz - mehrstündiges Anstellen ist angesagt, wenn man hier per „Walk-in“ einen kostenfreien Gurgeltest absolvieren möchte, der einem im Idealfall bescheinigt, zum Testzeitpunkt „coronafrei“ gewesen zu sein.
krone.at spricht mit einem Paar in der Warteschlange. Die Dame: „Die Reisewarnung war einfach viel zu kurzfristig, wir sind überstürzt aus dem Urlaub heimgefahren, waren erst ein paar Tage unten. Und jetzt haben wir überall Chaos und stundenlange Wartezeiten, das hätte man schon mit mehr Vorlaufzeit machen können!“, schimpft sie.
Der Tross steuert schleppend auf ein paar rote Feuerwehr-Container zu, eine behelfsmäßige Teststation. Aus den Fenstern lugen immer wieder Menschen mit blauen Schutzanzügen. Feuerwehrleute sind vor Ort, ein paar Ordner in gelben Westen, der Arbeiter-Samariter-Bund. Keine Polizei. Lediglich Organe der „Straßenaufsicht“ sehen ab und zu nach dem Rechten.
„Was man nicht alles für Österreich macht“
Die Wartenden scheinen genervt, müde. Einige sitzen am Boden, machen Dehnübungen. Die meisten starren auf ihr Smartphone. „Was man nicht alles für Österreich macht“, sagt einer. Immer wieder wird der Mund-Nasen-Schutz abgenommen, um zu rauchen oder zu trinken - einer hat sogar ein Bier in der Hand. Manche haben gar keine Maske auf. Ermahnt wird man dafür nicht.
„Alles ein Krampf“, sagt die braun gebrannte Dame in der Schlange. „Jetzt warten wir schon zweieinhalb Stunden!“ Auf die Frage, ob man einige Zitate für die „Krone“ verwenden dürfe, sagt sie sofort Ja. „Sicher, aber warten S‘ a paar Minuten, jetzt sind wir gleich dran - und wehe, da haut was nicht hin ... Dann kriegen S‘ a paar Zitate von mir!“
Scheint alles gut gegangen zu sein.
Der Herr kommt vor ihr aus dem Testbereich, der mit bei Großveranstaltungen gebräuchlichen Metallsperren abgeschlossen ist. Zuständig für die Abnahme sind übrigens ein bis drei Mitarbeiterinnen, die einen Probanden nach dem anderen abfertigen und zu einer weiteren Mitarbeiterin schicken, die Daten aufnimmt. Erleichtert sieht der rund 50-Jährige nach der Prozedur aus, aber auch erschöpft. „War alles okay“, sagt er. „Bisserl gurgeln, dann ins Röhrl spucken, das war‘s.“ Gefragt worden sei er nichts Besonderes, nur die E-Card habe er gebraucht, „für die Registrierung“.
Auf die Frage, ob man sich auch ohne E-Card testen lassen kann (auf der Website der Stadt Wien heißt es, dass „nur ein Ausweis“ mitzubringen sei), sagt eine Frau im Schutzanzug Ja, aber man müsse seinen Wohnsitz in Österreich haben. Auch bei der Nummer 1450 (der Testanruf wurde am Sonntagabend nach knapp 40 Minuten Warteschleife von krone.at ergebnislos abgebrochen) wird offenbar ohne Frage nach dem Wohnort empfohlen, sich hier beim Stadion testen zu lassen.
Nun ist auch die Dame fertig. Verärgert sieht sie aus. „So“, sagt sie beinahe drohend. „Aber alles okay, hat funktioniert. Wir sind ja aus Niederösterreich, und wenn mir die bei dieser Hotline sagen, ich kann das da machen, dann komm ich auch!“ Maske runter, Zigarette an. Endlich vorbei.
Ein weiterer Herr (siehe auch Video unten) erzählt, er sei erst kürzlich aus Zadar zurückgekommen. „Da hab ich mir gedacht, dann machst das halt auch gleich, das Warten sind wir ja schon gewohnt“, spielt er auf die Rückreise an. „Obwohl, bei mir kann eh nix sein“, ist er sicher. „Ich bin gestern erst einen Halbmarathon gelaufen, habe null Symptome“ (die Stadt Wien ersucht dringend darum, sich ausschließlich ohne Symptome an den öffentlichen Stationen testen zu lassen). Ein Nachweis über einen Kroatien-Aufenthalt sei nicht verlangt worden, berichtet der Herr. „Man wurde nur befragt, wo man war, ob man schon einen Test gemacht hat, ob man Symptome hat und ob man auch in einem anderen Reiseland war.“ „E-Card habe ich vorgewiesen, plus eine Legitimation, also Ausweis oder Führerschein.“
Getestet wird unter freiem Himmel, die Warteschlange für den „Walk-in“ beginnt unmittelbar beim U2-Ausgang „Stadion“. Zum Glück spielt das Wetter am Montag mit, es ist bewölkt. Empfehlenswert: Sonnenschutz und/oder Regenschirm. Man soll beim Test seit mindestens zwei Stunden nichts mehr gegessen haben. Trinken darf man. Die Feuerwehr verteilt zwischendurch auch kostenloses Mineralwasser. Bei einer Wartezeit von mindestens zweieinhalb Stunden am frühen Montagnachmittag - ein Security gibt die Wartezeit auf Nachfrage mit „bis zu fünf Stunden“ an - wäre wohl auch ein Snack davor keine schlechte Idee (gewesen).
„In ein bis zwei Wochen sollten Sie das Ergebnis haben“
Der Selbstversuch von krone.at dauert schließlich zwei Stunden und 50 Minuten. Zum Abgeben der Probe ist, wie erwähnt, keine E-Card nötig - nur die Sozialversicherungsnummer sollte man parat haben (vierstellige Nummer plus Geburtsdatum). Ausweis ist erforderlich. „In ein bis zwei Wochen sollten Sie das Ergebnis haben“, heißt es nach dem Gurgeln. Wie bitte?! „Sollte es positiv ausfallen, in zwei bis drei Tagen per SMS.“
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