Die krone.at-Umfrage (siehe Infobox) ist von Ende Juli bis Anfang September und unter strengen Regeln abgelaufen, darunter Registrierungspflicht. Das Ergebnis zeigt, dass sich eine Mehrheit der krone.at-Leser gegen die allgemeine Wehrpflicht positioniert.
Die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP sind in dieser Frage allerdings noch nicht so weit wie die Bevölkerung. Lediglich Außenminister Michael Spindelegger hat erklärt, über eine "Wehrpflicht neu" samt einem zeitweisen Aussetzen diskutieren zu wollen.
Gegner sehen Wehrpflicht als Behinderung
Auf krone.at hatten die Voting-Teilnehmer auch die Möglichkeit, in den Leser-Kommentaren ihren Standpunkt direkt zu begründen - wie es übrigens allgemein unter allen Berichten im Zuge der Debatte um die Wehrpflicht möglich ist. Eine immer wiederkehrende Kritik der Wehrpflichtgegner ist die berufliche Behinderung durch den Präsenzdienst. So heißt es etwa: "Was macht es für einen Sinn, junge Menschen, die gerade ausgelernt haben, aus ihren Berufsleben zu reißen, wo sie doch das Erlernte jetzt umsetzen sollen?"
Andere führen an, dass sie "Jahre nach dem Grundwehrdienst die Geräte und Waffen überhaupt nicht mehr beherrschen" würden. Ein Leser meint: "Meine Grundausbildung ist jetzt schon ca. 22 Jahre her. Ich würde, denke ich, nicht mal eine Bierdose aus fünf Metern Entfernung treffen." Nicht selten werden angebliche Qualitätsmängel des Wehrpflichtigen-Heers angeführt: "Ob wir ein Bundesheer in der bisherigen Form oder gar kein Bundesheer haben, ist relativ wurscht." Vonseiten der Zyniker heißt es auch: "Ein kleines, feines, gut ausgerüstetes und ausgebildetes Berufsheer wäre schon gut. Aber was machen wir mit allen unseren Generälen?"
Gewichtigstes Pro-Argument: Zivildienst
Befürworter der allgemeinen Wehrpflicht nennen vor allem ein Argument: "Wenn der Präsenzdienst abgeschafft wird, gibt es auch keine Zivildiener. Ohne Zivildiener würden die Hilfsorganisationen ihre Dienste nicht mehr leisten können."
Andere Pro-Wehrpflicht-Stimmen mahnen: "Wenn die Wehrpflicht abgeschafft wird, bekommt die Jugend überhaupt keine Erziehung mehr." Oder: "Die Bedrohungsszenarien können sich sehr schnell ändern! Es ist meiner Meinung nach nicht schlecht, wenn junge Männer wenigstens eine Ahnung davon haben, wie man sich organisiert gegen einen Angriff wehren kann!"
Grüne "drohen" mit Volksbegehren
Für Peter Pilz von den Grünen hat die Abschaffung der Wehrpflicht eine hohe Priorität. "Ich habe bereits vergangene Woche mit Außenminister Michael Spindelegger über die neue Sicherheitsdoktrin und eine umfassende Heeresreform gesprochen." Für Pilz ist Spindelegger "ein kompetenter Ansprechpartner, weil er im Gegensatz zu den Sozialdemokraten im Sicherheitsbereich auch ausreichend Wissen und Erfahrung mitbringt".
Man wolle noch im Oktober auf parlamentarischer Ebene die zu klärenden Heeresfragen so weit bringen, dass diese noch heuer oder Anfang des Jahres zu Gesetzesänderungen führen werden, so Pilz. Ganz wichtig ist dabei für ihn die Abschaffung der Wehrpflicht bereits ab 2011. Sollte die Regierung dagegen sein, werde er Anfang kommenden Jahres eine Volksabstimmung einleiten.
von Claus Pándi, Kronen Zeitung, und krone.at
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