10 Stunden Wartezeit!

Neue Verordnung sorgt für Chaos an Kärntner Grenze

Kärnten
23.08.2020 10:43

Die seit dem Samstag geltende Verordnung zu den Grenzkontrollen bei der Einreise nach Österreich hat in der Nacht auf Sonntag für ein totales Chaos an der Kärntner Grenze gesorgt. Beim Karawankentunnel mussten die heimreisenden Urlauber laut Polizei bis zu zehn Stunden auf die Abfertigung warten, und auch beim Loibltunnel dauerte es in der Nacht sieben Stunden, bis die Grenze passiert war. In den Morgenstunden ließ der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) die Kontrollen lockern, wodurch sich die Situation etwas entspannte.

Im Landespolizeikommando klingelte die ganze Nacht praktisch permanent das Telefon. Reisende riefen an, um sich zu beschweren, Anfragen aus Deutschland trudelten ein, ob das denn stimme. Die Wartenden waren für einen derartigen Mega-Stau natürlich nicht gerüstet, es taten sich grundsätzliche Probleme auf wie etwa die Frage, wo man auf die Toilette gehen konnte. Da musste teilweise die Autobahn herhalten. Den Reisenden gingen zudem die Getränke aus, schließlich hatte keiner damit gerechnet, die ganze Nacht vor dem Tunnel warten zu müssen.

Mitarbeiter des Roten Kreuzes betreuten Autoinsassen in dem kilometerlangen Stau bei der Einreise am Karawankentunnel. (Bild: APA/ORF Kärnten)
Mitarbeiter des Roten Kreuzes betreuten Autoinsassen in dem kilometerlangen Stau bei der Einreise am Karawankentunnel.

Von sämtlichen Reisenden müssen Personalien erfasst werden
Der Grund für die rekordverdächtigen Grenzwartezeiten war die neue Verordnung des Gesundheitsministeriums. Demnach müssen die Behörden von sämtlichen Reisenden die Personalien erfassen, auch wenn sie Österreich nur durchqueren. Am Samstag und in der Nacht auf Sonntag waren vor allem deutsche und niederländische Urlauber auf der Heimreise. Nicht wenige von ihnen machten ihrem Ärger telefonisch bei der Polizei Luft.

Kontrollen gelockert, Staus lösen sich langsam auf
Am Sonntag in den frühen Morgenstunden entschieden die Behörden, die extrem strengen Kontrollen für die Einreisenden aus Slowenien zu lockern, worauf sich die Situation ein wenig entspannte. Trotzdem gab es am Vormittag vor dem Karawankentunnel noch sieben Kilometer Rückstau, die Wartezeiten lagen bei etwa drei Stunden. Am Loiblpass mussten die Reisenden noch vier bis fünf Stunden warten. Knapp vor Mittag war die Kolonne vor dem Karawankentunnel auf slowenischer Seite „nur“ noch fünf Kilometer lang, mit fallender Tendenz, wie es von der Polizei hieß. Am Loiblpass gab es überhaupt keinen Rückstau mehr. „Die Situation ist wieder normal“, hieß es auf Anfrage.

(Bild: Hermann Sobe)

Landeshauptmann: „Unzumutbare Zustände“
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erklärte, er habe wegen Gefahr im Verzug angeordnet, dass bei Transitreisenden nur noch stichprobenartige Kontrollen durchgeführt werden: „Das Menschenwohl steht da im Mittelpunkt.“ Er habe mit dem Gesundheitsministerium telefoniert und darauf hingewiesen, dass die rigorose Umsetzung der Verordnung zu unzumutbaren Zuständen führe. Allein die Hygiene-Situation sei untragbar, so Kaiser. „Diese Verordnung war auch nicht abgesprochen. Wir werden morgen im Koordinationsgremium des Landes besprechen, wie wir weiter vorgehen.“

Peter Kaiser (Bild: APA/Herbert P. Oczeret)
Peter Kaiser

120 Soldaten für den Corona-Grenzeinsatz
Um den Rückreiseverkehr an der steirisch-slowenischen Grenze so gut wie möglich abzuwickeln, wurden bereits am Freitag 60 Soldaten der Garde in Wien an die Staatsgrenze geschickt, um gesundheitsbehördliche Aufgaben zu erfüllen. Ab Montag assistieren weitere 60 Soldaten der Militärpolizei im medizinischen Bereich an Kärntner Grenzübergängen.

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