Maßnahmen gefordert

Jeder dritte Fußgänger-Unfall am Schutzweg

Österreich
28.08.2020 08:40

Jeder dritte Unfall mit Fußgängern ist im Vorjahr auf einem Schutzweg geschehen - insgesamt 1225 Menschen wurden 2019 verletzt, zwölf sogar getötet. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert deshalb übersichtliche Fußgängerübergänge, etwa eine Ausweitung des Halte- und Parkverbots vor Zebrastreifen von derzeit fünf auf zumindest zehn Meter, sowie eine verstärkte Verkehrsberuhigung.

Die Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass sich Fahrzeuglenker Schutzwegen nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern dürfen, dass sie das Fahrzeug vor dem Zebrastreifen auch anhalten können. „Die Unfallstatistik zeigt leider, dass diese eindeutige Regelung viel zu häufig missachtet wird“, warnte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

Geschwindigkeit entscheidet oft über Leben und Tod
Die Geschwindigkeit des Fahrzeuges etwa entscheidet oftmals über Leben und Tod. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg von elf Metern hat, hat bei Tempo 50 mit fast 24 Metern einen doppelt so langen Anhalteweg. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo niedergefahren, entspricht das einem Fall aus fast zehn Metern Höhe, verdeutlichte der VCÖ.

Die 15-jährige Fußgängerin gab an, den Zebrastreifen bei Grünlicht überquert zu haben. (Bild: P. Huber)
Die 15-jährige Fußgängerin gab an, den Zebrastreifen bei Grünlicht überquert zu haben.

Zwei Drittel der Unfälle bei Tageslicht
Im Schnitt wurde im Vorjahr alle sieben Stunden eine Fußgängerin oder ein Fußgänger auf einem Schutzweg von einem Fahrzeug angefahren. 1225 Menschen wurden verletzt, jeder fünfte Betroffene schwer. Zwölf Menschen wurden getötet. Fast zwei Drittel der Schutzwegunfälle ereigneten sich bei Tageslicht, nur ein Drittel in der Dunkelheit, analysierte der VCÖ. 

Bundesländer-Vergleich: Wien vor OÖ und NÖ
Im Bundesländer-Vergleich war die Anzahl der Schutzwegunfälle in Wien mit 454 am höchsten, vor Oberösterreich (170), Niederösterreich (156) und der Steiermark (147). Beim Anteil der Unfälle auf Zebrastreifen an den Fußgängerunfällen weist übrigens Vorarlberg mit 36,6 Prozent den höchsten Wert auf, gefolgt von der Steiermark mit 35,1 und Oberösterreich mit 32,1 Prozent.

Im Alter werden viele Wege, die früher leicht erledigt werden konnten, beschwerlicher (Symbolbild). (Bild: ©Richtsteiger - stock.adobe.com)
Im Alter werden viele Wege, die früher leicht erledigt werden konnten, beschwerlicher (Symbolbild).

„Wo Menschen unterwegs sind, passieren Fehler. Deshalb muss ein Verkehrssystem so gestaltet werden, dass ein Fehler nicht die Gesundheit oder gar das Leben eines anderen Verkehrsteilnehmers gefährdet“, forderte VCÖ-Sprecher Gratzer Maßnahmen für ein fehlertolerantes Verkehrssystem.

Halte- und Parkverbot vor Zebrastreifen ausweiten
Eine gute Sicht auf Fußgänger im Bereich von Schutzwegen ist daher wichtig. Doch diese wird zunehmend von hohen Fahrzeugen wie SUVs, Pick-ups oder Lieferautos verstellt. Für bessere Sicht auf Fußgänger müsse daher das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen von derzeit fünf auf zumindest zehn Meter ausgeweitet werden. 

„Vor allem für ältere Menschen ist es wichtig, dass es erst gar nicht zu einem Unfall kommt. Denn Seniorinnen und Senioren haben ein vielfach höheres Risiko, bei einem Fußgängerunfall tödlich verletzt zu werden, als Jüngere“, sagte Gratzer. Während in der Gruppe der 20- bis 49-Jährigen einer von 100 Fußgängerunfällen tödlich endet, sind es in der Gruppe der Über-74-Jährigen vier von 100.

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