Corona-Schulstart

SPÖ zerreißt Faßmann-Brief an Eltern in der Luft

Österreich
02.09.2020 15:39

Vor dem Start des neuen Schuljahres haben Bildungsminister Heinz Faßmann und Familienministerin Christine Aschbacher (beide ÖVP) am Mittwoch in einem Brief an die Eltern appelliert, die Kinder „im Zweifelsfall zu Hause“ zu lassen. „Das wussten alle Eltern davor auch schon. Für die echten Probleme hat der Minister leider überhaupt keine Lösung“, ging SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid mit den türkisen Schulplänen hart ins Gericht. Fazit: Die Regierung schaffe nur Chaos.

„Faßmann habe das Problem Corona und Schnupfen zwar angesprochen, was die Eltern konkret tun sollen, bleibt Faßmann aber schuldig“, so Hammerschmid am Mittwoch in einer Aussendung. Die Bildungssprecherin der SPÖ bringt dazu ein Beispiel: „Ein Kind hat an einem Tag Schnupfen und leichte Temperatur. Die Eltern lassen das Kind zu Hause, können es aber nicht testen. Am nächsten Tag ist die Temperatur wieder normal, das Kind geht also wieder in die Schule - wenn es aber dennoch Corona hat? Dann verbreitet das Kind das Virus erst recht, da es nicht getestet wurde.“

(Bild: Robert Kneschke/stock.adobe.com)

„Praktikable Schnupfenregel gefordert
Hammerschmid fordert in diesem Zusammenhang zum wiederholten Male eine „praktikable Schnupfenregel“. Wie eine solche Regel ausschauen kann, hat die SPÖ in ihrem Stufenplan für einen sicheren Schulstart ausgearbeitet. Oberstes Gebot sei hier „Testen, testen, testen“. Noch mehr Vorbereitungen braucht es auch aus Sicht von Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an Pflichtschulen, um die Schulen beim Umgang mit Verdachtsfällen in der Husten- und Schnupfenzeit möglichst gut zu unterstützen. Es dürfe nicht Aufgabe der Lehrer sein, einzuschätzen, ob ein hustendes Kind als Verdachtsfall eingestuft wird oder nicht. „Dafür sind Lehrer nicht ausgebildet, dafür gibt es die Schulärzte und die Gesundheitsbehörden.“

SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid (Bild: APA/Helmut Fohringer)
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid

„Eltern und Schulen müssen gleich zu Beginn des Schuljahres mit einem vom Bund finanzierten Gurgeltest ausgestattet werden. Zusammen mit raschen Testergebnissen innerhalb von 24 Stunden muss so sichergestellt werden, dass Eltern rasch Gewissheit haben“, fordert die SPÖ-Bildungssprecherin. Teil der Teststrategie müssen laut SPÖ auch sogenannte „Fast Lanes“ für Schulen, Kinder und Pädagogen sein. Und: Pädagogen sollen in das Screening-Programm mit aufgenommen werden. „Was für Gesundheitsberufe und den Tourismus möglich ist, muss auch für Schulen und Kindergärten gelten“, stellt Hammerschmid klar.

(Bild: APA/Roland Schlager)

Hammerschmid: „Regierung schafft nur Chaos“
In Sachen Betreuungsanspruch zeigt sich die SPÖ-Bildungssprecherin verwundert über die Regierung. „Hier werden die Eltern nur verwirrt“, so Hammerschmid. Denn eigentlich habe ein Elternteil einen Rechtsanspruch darauf, dass es, wenn keine andere Betreuung der Kinder möglich ist, bezahlt zu Hause bleiben zu können. „Jetzt erzählt Arbeitsministerin Aschbacher den Eltern, sie müssen zu den Arbeitgebern gehen und darum betteln, was ihnen zusteht“. Entsprechend kritisch fällt das Resümee von Hammerschmid aus: „Die Regierung schafft nur Chaos. Was von dem Brief bleibt, sind die Kosten für Papier, Druck und Versand. Aber mit keiner Zeile wird damit Sicherheit für den Herbst geschaffen.“

Familienministerin Christine Aschbacher und Bildungsminister Heinz Faßmann (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Familienministerin Christine Aschbacher und Bildungsminister Heinz Faßmann

Schulen je nach Bundesland unterschiedlich vorbereitet
Wie weit die Schulen in der Praxis auf den Corona-Herbst vorbereitet sind, hängt laut Kometter auch vom jeweiligen Bundesland ab. In Kärnten sei man bereits sehr weit, es gebe intensiven Austausch mit der Elternvertretung. Sie wisse aber, dass es in Oberösterreich, dem Burgenland, Teilen Niederösterreichs oder einzelnen Bezirken Wiens „nicht so eine gute Kooperation gibt und auch die Informationsflüsse nicht wirklich funktionieren. Es hängt wirklich von den handelnden Personen ab“.

(Bild: stock.adobe.com)

Eltern wehren sich gegen Auslagern von Lernaufgaben in die Familien
Vehementer Widerstand kommt von den beiden Elternvertreterinnen gegen Versuche von Lehrern, Lernaufgaben an die Familien auszulagern. Es gebe Fälle, in denen Lehrer Eltern auffordern, mit ihren Kindern den verpassten Stoff des vergangenen Schuljahrs in Eigenregie aufzuholen, damit im neuen Schuljahr mit dem normalen Jahresstoff begonnen werden kann, bestätigte Kometter. „Natürlich gibt es Lehrer, die Stress machen“, sagt auch Rosenberger. Sie empfiehlt, sich in solchen Fällen an die Schulleitung oder den Schulqualitätsmanager zu wenden.

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