Wintergastgärten sollen - wie berichtet - der angeschlagenen Gastronomie Corona-sicher ins neue Jahr helfen. Aber: Nicht alle Wirte sind begeistert, Umweltorganisationen üben Kritik.
Überfüllte Punschstände beweisen es: Mit Heizstrahler, Decke und einem warmen Getränk lässt es sich im Winter draußen gut essen, trinken - und Umsatz machen. Der angeschlagenen Gastronomie soll das nun das Geschäftsjahr retten: Immer mehr Städte erleichtern das Aufstellen von Wintergastgärten.
In Wien fallen die sonst üblichen Sonderauflagen für die kalte Jahreszeit weg, Wirte können ab 1. Oktober ansuchen. Auch Eisenstadt erlaubt Wintergastgärten - und zwar gebührenfrei. Villach ermöglicht das Aufstellen von mehr Tischen und senkt die Gebühr. In Graz darf schon länger ganzjährig draußen gegessen und getrunken werden, das Gleiche gilt für Linz. In St. Pölten ist die Schanigärten-Öffnung auch im Winter „seit Jahren gelebte Praxis“, so der dortige Bürgermeister. 16 Betriebe hätten eine dementsprechende Genehmigung.
Medizinisch ist das sinnvoll: Im Freien, so Experten, verbreitet sich das Coronavirus weniger als in Innenräumen. Zudem fällt das Abstandhalten leichter. Laut Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer wäre es daher heuer „total widersinnig“, die Schanigärten zuzumachen. Mit Heizschwammerln könnte man sie durchgehend offenlassen.
Heizpilze im Kreuzfeuer der Kritik
Die Heizpilze sind es, die Kritik hervorrufen: Greenpeace rechnet, dass fünf in den Wintermonaten aktive Heizstrahler so viel Strom verbrauchen wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr. „Die Luft im Freien zu heizen ist besonders ineffizient“, stellte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb in der „Krone“ fest. Wirtesprecher Mario Pulker plädiert dafür, heuer die Energieverschwendung gegen den Schutz der Gäste abzuwägen: „Wir haben einen Ausnahmewinter vor uns.“
Decken und warme Getränke sind eine Alternative, aber: „Ohne Beheizung sind die Speisen, sobald sie im Freien sind, sofort kalt“, sagt die Linzer Wirtin Andrea Sonnleitner. Sie verzichtet auf einen Wintergastgarten. Beim Rundruf durch die Branche zeigt sich ein gemischtes Bild: „Wir werden keinen machen, die Investition ist zu hoch. Die Gäste, die Angst haben, kommen sowieso nicht“, sagt der Dornbirner Gastronom Martin Stöckler.
Versuchen will es Otto Grossegger vom Katschberg: „Die Leute wollen sich derzeit lieber im Freien aufhalten, das wird im Winter auch so bleiben, wenngleich das aufgrund der Temperaturen sicher eine Herausforderung wird.“ Einige Betriebe stellten aufgrund des Rauchverbots schon im Vorjahr Wintergastgärten auf: „Unseren werden wir natürlich auch heuer für alle Gäste herrichten und anbieten“, so die Kärntner Gastronomin Michaela Kreuzer.
Teresa Spari, Kronen Zeitung
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