Nachdem am vergangenen Freitag lediglich einige Flecken des Landes gelb gefärbt waren, hat die Ampel-Kommission am Montagabend nach stundenlanger Debatte die Empfehlung beschlossen, erstmals Bezirke auf Orange zu schalten. Davon betroffen sind Wien, Innsbruck-Stadt, Kufstein, Dornbirn, Bludenz, Mödling und Neunkirchen. Schnell klar wurde am Abend allerdings, dass die Welle an Orange- und Gelb-Schaltungen in der Realität weniger dramatisch ist, als es im ersten Moment klingen mag. Denn etwa an Schulen und bei Veranstaltungen dürfte sich nichts gegenüber den zuletzt vereinbarten Verschärfungen ändern, wie zu erfahren war. Die neue Schaltung, die auf der Ampel-Website selbst noch nicht erfolgte, soll wohl lediglich Symbolcharakter haben.
Am vergangenen Freitag waren bei der zweiten Schaltung der Corona-Ampel die Städte Wien, Wiener Neustadt, Graz und Innsbruck gelb (mittleres Risiko), wie auch die Bezirke Korneuburg, Kufstein und Schwaz. Angesichts der hohen Zahl an Neuinfektionen der letzten Tage fand nun am Montagabend eine Sondersitzung der Corona-Kommission statt, bei der entschieden wurde, erstmals auf Orange zu schalten. Damit folgte die Kommission letztendlich auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der schon vergangene Woche darauf gedrängt hatte, weniger auf Grün als auf Gelb und Orange zu setzen, nachdem zumindest die Fallzahlen diese Färbung bereits hergegeben hätten.
Folgende Bezirke werden orange:
Folgende Regionen werden gelb:
Umschalten zunächst ohne Auswirkungen
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich am Montagabend mit der Orange-Färbung der Bundeshauptstadt auf der Corona-Ampel „einverstanden“. Gleichzeitig berichtete er in der „ZiB2“, dass nach ersten Informationen an den Schulen und bei Veranstaltungen keine Veränderungen an der Vorgangsweise vorgenommen würden. Was die Obergrenze bei Veranstaltungen betrifft, erklärte auch Bundestheater-Holding-Chef Christian Kircher am Montagabend, dass die angekündigte Orange-Schaltung der Bundeshauptstadt zunächst ohne Auswirkungen für die Vorstellungen der Bundestheater bleiben werde. Der jüngste, von einer Operettenaufführung der Wiener Musikuni ausgehende Corona-Cluster, der am Montagabend zu Umbesetzungen in der Staatsoper geführt hat, sei allerdings imagemäßig katastrophal, räumte Kircher ein.
Schaltungen sollen „Aufmerksamkeit erhöhen“
Auch die Austria Presse Agentur relativierte die neuen Ampel-Schaltungen: Demnach werde sich an den Schulen und bei Veranstaltungen nichts gegenüber den zuletzt vereinbarten Verschärfungen ändern. Das heißt, man verzichtet beispielsweise sowohl auf eine weitere Besucher-Reduktion bei Events als auch auf die Möglichkeit zum Home-Schooling in der Oberstufe. Die Schaltungen sollten damit im Wesentlichen nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit in aktuell von der Pandemie stärker betroffenen Regionen zu erhöhen. Appelliert wird von der Kommission etwa, entsprechende Sicherheitskonzepte in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen einzuhalten - siehe Aufzählung unten.
Was die Corona-Kommission für spezielle Zielgruppen empfiehlt:
Darüber hinaus seien aus Sicht der Kommission derzeit keine weiteren Maßnahmen notwendig, hieß es in der Nacht auf Dienstag gegenüber krone.at. Ob und wie die Maßnahmen in den einzelnen Regionen umgesetzt werden, ist offen. Über die Notwendigkeit von zusätzlichen Verordnungen werde in den kommenden Tagen in der Regierung beraten.
Bei Ampel-Präsentation schärfere Maßnahmen angedacht
Den bisherigen Richtlinien der Ampel-Schaltung zufolge hätte Orange eigentlich größeren Einfluss auf Veranstaltungen haben sollen. Bei Events mit zugewiesenen Sitzplätzen in geschlossenen Räumen wären zumindest laut den Plänen bei der Präsentation der Ampel maximal 250 Personen erlaubt (im Freien: 500), ohne zugewiesene Sitzplätze 25 (50). Besucher müssten Mund-Nasen-Schutz tragen - auch am Fixplatz und bei Open Airs. Größere Auswirkungen sollte die Orange-Färbung ursprünglich auch an Schulen haben, wo nicht nur der Musik-Unterricht fallen sollte, sondern in Oberstufen-Klassen von den Schulen auch Home-Schooling verordnet werden könnte. Für die Gastronomie unangenehm wäre, dass die Sperrstunde um eine Stunde auf Mitternacht vorverlegt werden könnte.
Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi hatte bereits im Vorfeld der Entscheidung der Corona-Kommission mit einer Orange-Schaltung seiner Stadt gerechnet. Der Bürgermeister erwartete sich jedenfalls im Falle eines solchen Farbwechsels - „damit sich die Leute auskennen“ - „klare und konkrete Anweisungen“, welche zusätzlichen Maßnahmen damit einhergehen würden. Denn er frage sich auch: „Was zusätzlich zu Gelb kommt jetzt noch?“ Schließlich habe es zunächst bereits mit der Ampelschaltung auf Grün Einschränkungen wie Masken in den Geschäften gegeben.
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