Milliarden von Schülern haben in den vergangenen Monaten wegen der Corona-Pandemie Fernunterricht erhalten. Viele Länder, darunter auch Österreich, wurden aber vom erzwungenen Umstieg auf digitales Lernen überrumpelt, schreibt jetzt die OECD. „Wir können nicht noch ein weiteres Jahr warten, um die Schulen mit digitalen Endgeräten auszustatten“, forderte deshalb SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid, die dem zuständigen Minister Heinz Faßmann (ÖVP) einmal mehr attestierte, in Sachen Digitalisierung geschlafen zu haben.
„Die Covid-19-Krise ist zu einem Zeitpunkt aufgetreten, als die meisten Bildungssysteme nicht darauf vorbereitet waren, das Beste aus dem Potenzial digitaler Technologien zu machen“, heißt es in der ernüchternden Sonderauswertung der OECD zur PISA-Studie 2018.
Zu langsames Internet und zu wenig digitale Lehrmittel
Zum Zeitpunkt der Datenerhebung im Frühjahr 2018 besuchte im OECD-Schnitt etwa nur die Hälfte der 15-Jährigen eine Schule, an der es eine effiziente digitale Lernplattform gab. In Österreich waren es damals zwei Drittel. Knapp ein Drittel der Jugendlichen hatte hierzulande laut Direktoren an ihrer Schule außerdem zu langsames Internet und zu wenig digitale Lehrmittel. Immerhin 83 Prozent der 15-Jährigen besuchten eine Schule, an der die Lehrer die notwendigen technischen oder pädagogischen Kompetenzen für digitales Unterrichten hatten. Im OECD-Schnitt haben das nur zwei Drittel angegeben.
Zur Erinnerung: Österreich leistet sich laut OECD nach Luxemburg zwar das zweitteuerste Schulsystem der Welt - aber bei Weitem nicht die Hälfte der Schulen ist technologisch im 21. Jahrhundert angekommen. Wie eine große „Krone“-Umfrage (siehe auch Grafik unten) im April - also mitten im Lockdown - ergeben hatte, ist die große Mehrheit, nämlich 61 Prozent, der heimischen Schulen von echtem E-Learning leider noch ein Stück entfernt.
Als problematisch wird gewertet, dass Brennpunktschulen vielfach schlechter ausgestattet waren, insgesamt gibt es großen Verbesserungsbedarf. Lehrer von Brennpunktschulen hatten demnach auch seltener die Möglichkeit zu Weiterbildung im Bereich digitales Unterrichten. Das zeige, dass digitale Technologien die Auswirkungen des sozialen Hintergrunds noch verstärken statt ausgleichen könnten, heißt es in „PISA in Focus 2020/108“.
SPÖ kritisiert Faßmann und fordert rasches Handeln
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid ortet deshalb bei Bildungsminister Faßmann „Realitätsverweigerung“ und fordert rasches Handeln. „Dass so viele Jugendliche in einem Land wie Österreich kein ausreichendes Unterrichtsmaterial haben und Eltern vielleicht noch Schulbücher zukaufen müssen, ist ein Rückschritt und beschämend“, so Hammerschmid in einer Aussendung.
Der SPÖ-Vorwurf: Die Regierung scheine bei der Zukunft unserer Kinder zu sparen. Das würden auch die vergangenen Monate zeigen: „Von den im April angekündigten 5,5 Millionen Euro, die für Digitalisierung verwendet werden sollten, wurden bis August nur 2,1 Millionen Euro bereitgestellt und überhaupt erst 200.000 Euro ausgegeben“, kritisiert die SPÖ-Bildungssprecherin.
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