„Schandwache“ in Wien

Lueger-Denkmal: Proteste gegen Graffiti-Entfernung

Wien
05.10.2020 13:29

Sie ist nach wie vor höchst umstritten - seitens der Jüdischen Hochschülerschaft wird seit Langem ihr Abriss gefordert. Gemeint ist die Lueger-Statue in Wien, die in der Vergangenheit immer wieder mit Graffiti beschmiert worden war. In der Nacht auf Montag wurde nun von einer Künstlergruppe das Wort Schande in das Denkmal einbetoniert, seit dem Vormittag wird gegen die geplante Entfernung der Schriftzüge protestiert.

Im Juli war das Denkmal mit mehreren Schriftzügen beschmiert worden, mehrfach prangt seither in mehreren Farben das Wort Schande auf dem Sockel der Lueger-Statue. Mit einer Petition hatte die Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen bereits die Entfernung des Lueger-Denkmals gefordert - die Ehrung des „rabiaten Antisemiten“ sei unerträglich, so die Begründung.

Die Stadt Wien begrüßte die Debatte, zeigte sich offen für Dialoge, aber nicht für den Abriss, verwies auf eine im Jahr 2016 am Denkmal angebrachte Zusatztafel. „Wien hat in seiner Geschichte immer wieder Schuld auf sich geladen, diese muss auch im öffentlichen Raum erkennbar bleiben“, hatte dazu etwa Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) im Juli gegenüber der „Krone“ erklärt.

Wort einbetoniert, mit Gold hervorgehoben
Gegen die nun von der Stadt beabsichtigte Entfernung der Graffiti vom Denkmal wurde jetzt interveniert: In der Nacht auf Montag wurde seitens einer Künstlergruppe das Wort Schande mehrfach in den Sockel der Statue einbetoniert und mit Gold hervorgehoben. Zudem versammelten sich mehrere Mitglieder der Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen vor dem Denkmal, um dort eine sogenannte Schandwache abzuhalten.

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)

Tägliche Wache geplant
Täglich von 9 bis 18 Uhr sollen unterschiedliche Organisationen wie die Jüdische HochschülerInnenschaft, die Sozialistische Jugend, die Muslimische Jugend Österreich, der KZ-Verband und Sodom Vienna vor dem Denkmal Wache halten. Die Künstlergruppe, der auch Mischa Guttmann, Gin Müller, Simon Nagy und Anna Witt angehören, fordert von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) „ein klares Bekenntnis zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals und zur Umbenennung des Lueger-Platzes“, wie sie am Vormittag bei einem Pressetermin erklärten.

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)

Die Graffiti müssten bleiben, bis eine grundlegende Umgestaltung des Denkmals realisiert worden ist. „Ihre Entfernung wäre ein weiterer Akt des Antisemitismus“, so die Gruppe, die während des Auftakts der Mahnwache sogleich von einem erbosten Bürger lautstark kritisiert wurde. „Wir sollten Denkmäler als Orte der Auseinandersetzung mit Geschichte etablieren“, so Guttmann. „Dass Luegers Antisemitismus in seinem Denkmal unter den Teppich gekehrt wird, ist ein Skandal - und gleichzeitig so typisch österreichisch.“

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