„Krone“ hat Antworten

Der Weg heraus aus dem Corona-Schulchaos

Österreich
06.10.2020 06:00

750 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, einige davon in Schulen, haben für große Verunsicherung bei Bildungsstätten gesorgt. Lehrer fordern Unterstützung - es gebe immer noch keinen einheitlichen, nachvollziehbaren Umgang mit Corona. Einrichtungen in Kärnten und der Steiermark mussten bereits schließen. Die „Krone“ hat die wichtigsten Antworten für Eltern dazu.

Kinder gelten – entgegen anfänglicher Vermutung – nicht als Massenverbreiter des Coronavirus. Zuletzt entstanden 2,7 Prozent der bekannten Cluster in Bildungseinrichtungen. Auch von den 750 Neuinfektionen von Sonntag auf Montag lassen sich nur einzelne auf Schulen und Kindergärten zurückverfolgen. Dennoch wurden in Kärnten zwei Kindergärten und eine Mittelschule sowie eine Mittelschule in der Steiermark Corona-bedingt geschlossen.

Die Mittelschule Trofaiach wurde vorsorglich geschlossen. (Bild: Screenshot Google Street View)
Die Mittelschule Trofaiach wurde vorsorglich geschlossen.

Wann das passiert, entscheiden die Bezirksverwaltungsbehörden. Für Eltern, deren Kinder in unterschiedlichen Bezirken zur Schule gehen, eine Herausforderung.

Dabei gäbe es bundesweit einheitliche Vorgehensweisen:

  • Was passiert bei einem Verdachtsfall? 
    Das Kind wird abgesondert, Eltern, Gesundheitsbehörde und Bildungsdirektion informiert. Je nach Bundesland wird via 1450 oder durch Schulärzte das Vorgehen abgeklärt. In Wien müssen Eltern ihre Kinder abholen und 1450 anrufen. Ist ein PCR-Test notwendig, muss das Kind bis zum Ergebnis der Schule fernbleiben. Die anderen Kinder werden weiter unterrichtet.
  • Was passiert bei einem positiven Fall?
    Das Kind muss zehn Tage in Heim-Quarantäne. In Wien gilt das auch für Klassenkameraden. In Niederösterreich, Kärnten, Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg, in der Steiermark wird nach Alter unterschieden: Ist das positiv getestete Kind unter zehn Jahre alt, werden Mitschüler als II-Kontakt eingestuft und dürfen damit in der Klasse bzw. der Gruppe verbleiben. Werden innerhalb von zehn Tagen zwei oder mehr Kinder positiv getestet, kann die Gesundheitsbehörde weitere Absonderungen verfügen.
Heuer gehört auch Mund-Nasen-Schutz in die Schultasche. (Bild: Harald Dostal)
Heuer gehört auch Mund-Nasen-Schutz in die Schultasche.
  • Dürfen Kinder, die mit einem Verdachtsfall außerhalb der Einrichtung Kontakt gehabt haben, in Schule oder Kindergarten?
    Ja, zumindest so lange, bis sich dieser Verdachtsfall nicht als positiver Fall entpuppt. Dann heißt es wiederum: zehn Tage Heim-Quarantäne.
  • Weiß die ganze Schule den Namen des Verdachtsfalles?
    Nein. Es sollten zwar alle in der Einrichtung über Verdachtsfälle informiert werden, aber ohne personenbezogene Daten.
Zitat Icon

Wir brauchen einheitliche Verfahrensregeln. Die werden wir nächste oder übernächste Woche geschaffen haben.

Bildungsminister Heinz Fassmann

  • Wann dürfen Einrichtungen geschlossen werden? 
    Die Gesundheitsbehörde darf beim Auftreten einer anzeigepflichtigen Krankheit die Schule oder den Kindergarten schließen (Epidemiegesetz). Die Schule selbst kann in Absprache mit der Bildungsdirektion schließen, wenn aufgrund zu vieler Fälle in Quarantäne ein sinnvoller Betrieb nicht mehr möglich ist.
  • Wer betreut die Kinder? 
    Die Einrichtungen müssen eine Notbetreuung anbieten.
  • Fällt der Unterricht aus?
    Nein, es soll auf Distance Learning umgestellt werden.
(Bild: APA/dpa/Heiko Wolfraum)

Lehrer fordern Unterstützung
Nur knapp vier Wochen nach Schulbeginn würden einige Schulleitungen „nicht mehr können“, sagte Thomas Krebs von der Bundesleitung der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer. Denn noch immer gebe es von den Gesundheitsbehörden keinen nachvollziehbaren und einheitlichen Umgang mit der Corona-Situation. „Die Behörden geben Verantwortung und Arbeit an die Schulen ab“, sagt Krebs, „aber es gibt keine Ansprechpartner, die vorgeben, was in den nächsten Schritten zu tun ist.“

Dabei, so Krebs, sollten Entscheidungen über Quarantäne und Co. von Medizinern, nicht von Schulleitungen getroffen werden. Zudem habe sich zwar die Test-Situation dahingehend verbessert, dass die mobilen Teams nun rasch vor Ort seien - auf das Ergebnis warte man aber „unendlich lange“, betont Krebs.

Lehrervertreter Thomas Krebs (Bild: fcg wienerlehrerInnen)
Lehrervertreter Thomas Krebs

Bei akutem Lehrermangel an vielen Schulen sei das ein riesiges Problem, denn „die Lehrer fehlen, wenn sie präventiv in Quarantäne geschickt werden“. Nicht wenige würden sich deshalb auf eigene Kosten testen lassen, um unterrichten zu können.

Kronen Zeitung

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