Große Aufregung löste der Fall einer 85-jährigen Pensionistin im niederösterreichischen Vösendorf bei Wien aus. Die verwirrte Frau hauste jahrelang mit Bettlern in diversen Baracken. Das Grundstück gehört prinzipiell der Frau, die Gemeinde schritt aber nun ein und sperrte das Gebiet baupolizeilich. „Fake News“ und „Skandal“, schreit nun die örtliche Sozialdemokratie. Gerüchte unterstellen dem ÖVP-Bürgermeister sogar „versuchte Bereicherung“. Die Sachlage zeichnet aber ein anderes Bild.
„Die Dame war heillos überfordert und das Grundstück glich einem Schlachtfeld“, erklärte Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) gegenüber der „Krone“. Er schritt nun ein und holte die Frau aus der Bruchbude. Vorübergehend wurde die 85-Jährige nun in einer Vösendorfer Gemeindewohnung untergebracht, sogar ein Pflegebett konnte auf die Schnelle kostenlos organisiert werden.
Nun wird aber auch Kritik an der Aktion des Bürgermeisters laut: „Nach unseren Informationen ist Hannes K. mit einem Rechtsanwalt bei Frau X. erschienen, dieser hat umgehend einen Antrag auf Erwachsenschutzrecht bei der BH Mödling gestellt. Fraglich ist, ob dies im Interesse und mit Einverständnis von Frau X. geschah“, schreibt die SPÖ Vösendorf in den sozialen Medien und begibt sich im Streit um die 85-jährige Frau in Nöten auf dünnes Eis.
„Ein Armutszeugnis für die SPÖ“
Jahrelang war der Fall nämlich auch der damaligen SPÖ-Gemeindeführung bekannt, Aktenverweise bestätigen das. Getan hat sich allerdings nichts, und nun wird Neo-Bürgermeister Koza angepatzt. Gerüchteweise wolle er sich gar bereichern. „Dieser Fall ist ein Armutszeugnis für die SPÖ. Alleinig die Erwachsenenvertretung wird über das Vermögen verfügen können. Die Polizei war bei jedem Schritt dabei. Die weiteren Entwicklungen werden mir Recht geben“, so Koza.
Alleinig die Erwachsenenvertretung wird über das Vermögen verfügen können.
Bürgermeister Hannes Koza
Über die von ihm angesprochenen Entwicklungen hält sich Koza bedeckt, laut Recherchen der „Krone“ laufen aber bereits weitere Ermittlungen. Konkret geht es um dubiose Pfandbelastungen und eine kriminelle Vereinigung, die der 85-Jährigen kurz vor der baupolizeilichen Beschau sogar noch das Grundstück abluchsen wollte. Ein verdächtiger Termin mit Rechtsanwalt und Notar in Wien gelangt nun ins Visier der Fahnder. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Zur Frage, ob sich die Dame in ihrer vorübergehenden Wohnung wohlfühlt, gibt diese selbst Antwort: „Herr Bürgermeister, Sie wissen gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin“, so die Betroffene bei einem Besuch (siehe Video oben).
Josef Poyer, Kronen Zeitung
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