Start der neuen „Krone“-Serie „Mit eigenen Augen“. In der neuen, sehr privaten Interview-Reihe der Burgenland-Krone lernen wir jeden Sonntag prominente Persönlichkeiten ganz neu kennen. Dominik Orieschnig, Kulturwissenschafter, Buchautor und Pressesprecher von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics wird darin seine Gesprächspartner anhand von vier ausgewählten Fotos vorstellen. Zum Start der Serie bat Sabine Oberhauser, Ressortleiterin der Burgenland-Krone, den Gastautor selbst zu einem Interview. Vom gefeierten Sängerknaben zum erfolgreichen Kirchen-Manager. Dominik Orieschnig fühlt sich vom Schicksal vielfach beschenkt. Vier Fotos geben einen Einblick in sein Leben .
Herr Doktor Orieschnig, wir haben hier vier Ausdrucke aus der Bildergalerie Ihres Handys. Für mich als neutrale Beobachterin sticht eines besonders hervor. Nämlich der Elefant, der ganz offensichtlich seine Größe unterschätzt hat. Was für eine Aussage hat das Bild für Sie?
Zumeist überschätzen die Menschen sich, der Elefant hat hier seine Größe unterschätzt. Mich spricht die Geduld dieses mächtigen Tieres an. Ich selbst habe in meinem Beruf oft mit Menschen zu tun, die geduldig sein müssen, obwohl sie viel zu tragen haben. Diese Menschen müssen oft auch die Größe aufbringen, sich kleiner zu machen. So aber gelingt es ihnen, neue Räume zu betreten.
Hat Sie die Indienreise verändert?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe gesehen, dass die Menschen am anderen Ende der Welt ihre eigenen Wahrheiten haben und dafür Opfer bringen. So eine Reise erweitert den Horizont, relativiert die eigenen Anschauungen und führt zu einer gewissen Bescheidenheit.
Das zweite Foto zeigt einen traumhaften Winterwald und einen Sonnenstrahl inmitten der Kälte. Ein Foto mit Symbolkraft oder einfach eine Aufnahme aus Ihrer Heimat, der Steiermark?
Es ist tatsächlich der steirische Winterwald. Dort ging ich in der Vorweihnachtszeit als kleiner Junge mit meiner Mutter spazieren und sie hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass eventuell das Christkind etwas verloren haben könnte. Und tatsächlich fand ich inmitten des Schnees ein in glitzerndes Papier gewickeltes Krokodil aus Schokolade. Das war ein Moment größter Freude. Solche Momente sind im späteren Leben leider sehr selten. Daher ist es so wichtig, Kindern Freude mitzugeben. Dennoch gehöre ich zu den doppelt und dreifach Beschenkten. Ich durfte einige solcher Momente auch noch später erleben.
Das nächste Foto zeigt den Petersplatz von oben. Es ist ein besonderes Bild. Denn der Platz ist fast menschenleer. Haben Sie das Foto ausgesucht unter Bedacht dieses ganz besonderen Jahres?
Das Foto ist nicht in Zeiten von Corona entstanden, sondern an einem Tag ohne Papstaudienzen. Aber das Besondere an dem Foto ist der Blickwinkel. Es entstand direkt aus den Privatgemächern des Papstes. Wahrscheinlich habe ich das Foto deshalb auch ausgewählt. Es geht ja in dieser Serie darum, Blickwinkel einzunehmen, die nicht jedermanns Blickwinkel sind, weil es auch ein Blick hinter die Kulissen ist. Die Serie soll die Möglichkeit bieten, ein bisschen tiefer zu schauen. In diesem Fall durfte ich einen sehr privaten Rundgang durch den Apostolischen Palast machen.
Das vierte Bild zeigt Sie selbst, mit einem fast verklärten Gesichtsausdruck. Im Hintergrund eine Aufnahme, die Sie als Sängerknabe mit Lady Diana zeigt. In wieweit hat Sie diese Zeit geprägt?
Das Foto ist mir passiert. Ohne es zu merken war der Selfie-Modus an. Aber bei näherer Betrachtung wirkt das Foto so, als ob ich in ein imaginäres Fotoalbum schaue. Diese Zeit hat mich von Grund auf geprägt. Ich bin als Bub mit sieben Jahren ins Internat gekommen. Ich war auf mehreren Welttourneen, habe eine Kinderkarriere mit Soloauftritten gemacht, mit Karajan, Pavarotti, Domingo und Carreras gearbeitet. Es war eine strenge Schule, das Heimweh hat mich fast umgebracht. Auch meine Mutter wusste, dass es keine normale Kindheit war. Am Ende ihres Lebens hat sie gesagt: „Ich hätte dich dort nicht hinschicken dürfen“. Doch ich weiß, sie wollte für mich nur das Beste. Und sie stand immer hinter mir. Das hab ich mitgenommen. Kinder brauchen immer jemanden hinter sich. Nur so können sie ein starker Elefant werden.
Kronen Zeitung
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