Wirbel um Schreiben

Rotkreuz-Manager schlug weniger Corona-Tests vor

Politik
19.10.2020 23:22

Eine nicht für die Öffentlichkeit gedachte Stellungnahme des Bundesrettungskommandanten des Roten Kreuzes sorgt für viel Wirbel. Denn in diesem sogenannten Policy Paper, das am Sonntag durchgesickerte, schlägt Gerry Foitik vor, das Testen von Kontaktpersonen der Stufe 1 einzustellen. Diese müssten ohnehin in Quarantäne. Zudem hätte das auch noch einen positiven Nebeneffekt für den Wintertourismus, denn Österreich würde schneller wieder von den roten Listen der Nachbarländer kommen. Foitik bedauerte am Montagabend in der „ZiB 2“, dass das interne Papier verkürzt in den Medien gelandet sei.

Das seit Sonntag herum kursierende Strategiepapier setzt sich kritisch mit der Teststrategie der Bundesregierung auseinander und stellt fest, dass die Testungen von sich bereits in Quarantäne befindlichen Personen aus derzeitiger Sicht keine Änderung bringen würden. Diese würden erstens keine Gefahr für die Population darstellen und zweitens basiere die „Einschätzung der EU-Partner“, also jene anhand der Ampel der Europäischen Gesundheitsagentur ECDC, auf unterschiedlichen Vorgehensweisen in den jeweiligen Staaten. So teste zum Beispiel Slowenien Personen, die mit Infizierten Kontakt hatten und daher in Quarantäne seien, schon jetzt nicht und hat so eine „bessere“ EU-Einschätzung als Österreich.

Gerry Foitik (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Gerry Foitik

SPÖ ortet „handfesten Skandal“
Ohne Tests von Kontaktpersonen der Stufe 1 würde die Inzidenz sofort um 500 täglich sinken, stellte Foitik in dem Schreiben fest. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sieht darin einen „handfesten Skandal“, Foitik hingegen in dieser Überlegung die Möglichkeit Ressourcen freizubekommen, wie auch in dem Schreiben, das der APA vorliegt, im Weiteren unter dem Punkt „Teststrategie“ zu entnehmen ist: Es gehe um „schnelles Testen von symptomatischen Personen (...) - Kontaktpersonen 1 werden in Quarantäne geschickt - ein Testen dieser ist NICHT notwendig, weil individuell ohne Konsequenzen (ein negatives Testergebnis befreit aus Quarantäne nicht, ein positives hat keine Therapie-Konsequenz bei asymptomatischen Personen)“, heißt in dem Papier, das an den Krisenstab gerichtet ist.

Ressourcensteigerungen seien bei einer exponentiellen Entwicklung nicht nur personell allein, sondern durch zusätzliche digitale Instrumente zu bewerkstelligen, erklärt Foitik. Die SPÖ fordert wegen des Schreibens jedenfalls die volle Aufklärung durch die Bundesregierung. „Völlig inakzeptabel“ sei jedenfalls jeder Versuch, durch die Reduktion der Tests bei Kontaktpersonen die Corona-Ampel künstlich auf Grün zu stellen, so der SPÖ-Bundesgeschäftsführer.

NEOS kündigen parlamentarische Anfrage an
Viele Vorhaben, die der „Policy Brief“ des Roten Kreuzes beinhalte, seien zu begrüßen, heißt es vonseiten des NEOS-Abgeordneten Douglas Hoyos, in einer Aussendung zum Ideenpapier für den Krisenstab. Eine Digitalisierung der 1450-Hotline würde man beispielsweise schon länger fordern. Für Verwunderung sorge allerdings die inhaltliche Verknüpfung von weniger Tests und dem Wintertourismus. Hoyos: „Weniger Tests, um so die offiziellen Infektionszahlen niedrig zu halten, können nicht die Lösung für den Wintertourismus sein - gezielte Maßnahmen, die an den richtigen Zahnrädern ansetzen, sehr wohl.“ Die NEOS kündigen eine parlamentarische Anfrage an, um die Hintergründe jener Passage zu erörtern.

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