Während die Corona-Maßnahmen am Montag von der Regierung erneut verschärft wurden, mehren sich die Stimmen für eine Verkürzung der Quarantänezeit. Ein entsprechender Vorstoß in Oberösterreich fand umgehend Zuspruch bei Politik und der Wirtschaftskammer. Hintergrund: Die Kooperation der Bevölkerung beim Contact Tracing nimmt derzeit in einigen Gemeinden wie dem Quarantäne-Ort Kuchl massiv ab. Zudem sind zunehmend Verfahren anhängig, in denen sich die Leute gegen zu lange Quarantänezeiten wehren.
Der Vorstoß zur Änderung der Quarantäne-Richtlinie kam am Wochenende von Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP), die sich in einem Zeitungsinterview dafür aussprach, die Quarantänezeit von zehn auf fünf Tage zu reduzieren. Das lasse sich vom virologischen Standpunkt begründen. Ein Ansteigen der Infektionszahlen habe zur Folge, dass auch viele Kontaktpersonen in Quarantäne müssten. Diese fehlten im Arbeitsleben, das sei ein „Lockdown durch die Hintertür“, so Haberlander.
Mittlerweile sind auch immer mehr Verfahren anhängig, in denen sich Betroffene gegen zu lange Quarantänezeiten wehren, wie etwa auch „Krone“-Redakteur Werner Pöchinger. In seinem Fall hatte sich, wie berichtet, die zuständige Bezirksrichterin von der medizinischen Sachverständigen überzeugen lassen, dass von symptomlosen, in den ersten zehn Tagen Absonderung also nicht erkrankten Personen keine Gefahr ausgehen könne.
Experten des Linzer Krisenstabs halten fünf Tage für ausreichend
Eine verkürzte Quarantänezeit halten neben der Wirtschaftskammer auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und der Welser Stadtchef Andreas Rabl (FPÖ) für realisierbar. Luger, der den Vorschlag ausdrücklich begrüßte, erklärte: „Auch das medizinische Expertenteam des Linzer Krisenstabs hält diese Zeit für ausreichend.“ Er stimme Haberlander zu, dass „eine solche Verkürzung die Bereitschaft der Bevölkerung zur Mitwirkung noch mehr erhöhen würde“.
Der Welser Bürgermeister Rabl klagte am Montag, dass die Kooperation der Bevölkerung beim Contact Tracing massiv nachlasse - aus Angst anderen Probleme zu bereiten, wie er vermutet. Stattdessen komme es häufig zu einer Art „Stiller Post“, so Rabl, in dessen Stadt die Corona-Ampel derzeit rot leuchtet: Die Leute würden ihre Kontaktpersonen zwar selbst informieren, sie aber nicht den Behörden nennen.
Keine Tests aus Angst vor langer Quarantäne
Als eine Ursache dieses Problems macht auch Rabl die zu erwartende lange Quarantäne aus. Im Gegensatz zum Welser Bürgermeister ortete der Linzer Stadtchef - der seit Montagnachmittag selbst in Quarantäne ist - in seiner Stadt allerdings eine nach wie vor hohe Motivation der Bürger. „Beim Angeben möglicher Kontaktpersonen von Infizierten gibt es keine Kooperation“, hatte hingegen auch die zuständige Salzburger Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz mit Blick auf den Quarantäne-Ort Kuchl vor wenigen Tagen kritisiert. „Ich bin mir sicher, in Kuchl laufen viele Infizierte herum und lassen sich einfach nicht testen - um nicht in Quarantäne gehen zu müssen“, so Juhasz.
Auch die oberösterreichische Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer sprach sich bereits für eine Herabsetzung der Quarantänezeit von zehn auf fünf Tage aus. Neue medizinische Erkenntnisse würden dafür sprechen, dass eine Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage möglich wäre, so Hummer.
Auch Virologin hält verkürzte Quarantänezeit für möglich
Zu dem Thema hatte sich am Wochenende auch die Virologin Dorothee von Laer von der Medizinischen Universität Innsbruck im ORF-Radio geäußert. Danach gefragt, wollte sie eine Verkürzung der Quarantänezeit unter bestimmten Voraussetzungen nicht ausschließen. Der Expertin zufolge könnte man durchaus darüber diskutieren, ob künftig jemand, der einen schwachen Coronavirus-Test aufweise, nach fünf Tagen nachgetestet werde und bei anhaltend schwachen Werten dann die Quarantäne nicht mehr nötig sei. Wobei die Werte auch in der Anstiegsphase einer Infektion schwach sein können, wie von Laer anmerkt.
Ihr Fazit: Mit mehreren vorliegenden Testwerten könnte man die Quarantänezeit verkürzen, dies müsse aber sehr gut bedacht werden. Hier seien die Gesundheitsbehörden zuständig, sie wolle hier nicht vorgreifen, betonte die Virologin.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.