Obwohl es weniger Arbeitslose und weniger Beschränkungen während des Lockdowns gibt, ist die aktuelle Stimmung schlechter, als im Frühjahr. Wie eine Umfrage zeigt, war die österreichische Bevölkerung zuversichtlicher, sie gingen davon aus „es wird schon wieder“, erklärt Dieter Scharitzer, der Chef von TQS Research & Consulting, die die Befragung durchführte. „Aber derzeit haben wir die Krise, die sich im Kopf festgesetzt hat.“
Zwei Dinge kommen zusammen, so Scharitzer. Einerseits hat etwa ein Drittel der Bevölkerung jetzt wirklich weniger Geld zur Verfügung als vor der Krise. Dazu kommt, dass viele die Lust verloren haben, ihr Geld auszugeben. „Es hat sich halt der Konsum sehr stark in die eigenen vier Wände verlegt“, resümiert Scharitzer aus der Umfrage, bei der in den ersten beiden Oktobertagen 1000 Erwachsene in Österreich befragt wurden.
Fehlt nicht nur an Geld, sondern auch an Spaß
Daheim kochen, online bestellen und im Internet surfen ersetzt das Ausgehen, Reisen und Kultur genießen. „Alles, was der stationären Wirtschaft helfen würde, bleibt offen“, sagt Scharitzer. Das hänge noch nicht einmal an den von der Regierung verfügten Einschränkungen oder der Verringerung der Zuschauerzahlen bei Veranstaltungen. „Die große Gefahr für die Wirtschaft ist, es fehlt den Leuten das Geld und der Spaß“.
In diesem Zusammenhang sieht Scharitzer auch das Home-Office zwiespältig. Diese Arbeitsform werde von drei Viertel der Befragten positiv gesehen - wobei Männer diese Arbeitsform mehr schätzen, als Frauen mit Betreuungspflichten, schränkt Scharitzer ein. Und das Home-Office führe zu weniger Mobilität, weniger Einkaufen und weniger Konsum, etwa in der Gastronomie in der Nähe des Büros. Das wiederum treffe Verkehr, Handel, Gastronomie und Catering hart.
Produktivität im Home-Office hängt von Tätigkeitsfeld ab
Er bezweifelt auch die Selbsteinschätzung, die die Befragten in Bezug auf ihre Arbeitsproduktivität abgegeben haben. Zwei Drittel sagen, ihre Produktivität sei im Home-Office höher als in der Firma, das waren etwas mehr als bei der gleichen Umfrage im April. Das könne nur für manche Bereiche gelten, meint Scharitzer. Manager könnten gut im Home-Office arbeiten, aber die ganzen Assistenz- und Verwaltungstätigkeiten seien definitionsgemäß Schnittstellen und brauchen die Zusammenarbeit.
Ein anderes Spannungsfeld deckt die Umfrage auch auf. Obwohl 90 Prozent eine Wirtschaftskrise für wahrscheinlich halten, sehen zugleich knapp drei Viertel die persönliche Entwicklung und Zukunftsaussichten positiv. Das sei wohl psychologischer Selbstschutz, meint Scharitzer. Aktuell würden sich zwei Drittel der Österreicher mindestens ein Mal am Tag über die Corona-Pandemie informieren - im April waren es über 80 Prozent.
Nur mehr ein Viertel erlebt dabei auch für sich persönlich emotional positive Informationen. Im April fand noch die Hälfte der Menschen für sich auch Positives in den Medien. Die negative Betroffenheit durch die Berichterstattung sei also gestiegen. Der Einzelne muss einfach schauen, wie er da durchkommt, nach dem Motto „irgendwie muss es ja weitergehen", interpretiert Scharitzer das Ergebnis.
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