Aufgrund der steigenden Zahl an Patienten, die aufgrund einer Coronavirus-Infektion eine medizinische Behandlung im Spital benötigen, wird nun auch in Wien demnächst mit der Verschiebung von nicht akut notwendigen Operationen begonnen. Auf diese Weise soll Platz für die Betreuung von Covid-19-Erkrankten geschaffen werden. Betroffen von den Maßnahmen ist nicht die Akutversorgung, wurde betont. Die Ärztekammer hält wenig von den geplanten Verschiebungen: Man fürchte zuerst „ein Personalproblem, bevor wir ein Maschinenproblem bekommen“, so Vizepräsident Harald Mayer.
Nachdem Oberösterreich am Dienstag als erstes Bundesland bekannt gegeben hatte, geplante Eingriffe zu verschieben, gibt es ähnliche Pläne auch in Wien. „In den nächsten Tagen“ soll damit begonnen werden, elektive (bestimmte ausgewählte, Anm.) Eingriffe zu verschieben, wie am Mittwoch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Ö1-„Morgenjournal“ sagte. „Wir haben im Augenblick nicht ganz 80 Patienten mit Covid-19 in den Intensiveinheiten und werden in den nächsten Tagen beginnen, langsam elektive Eingriffe zurückzuschrauben, zurückzustellen, zu verschieben“, führte Hacker aus. Gemeint sind damit planbare Eingriffe - etwa Knie- oder Hüftoperationen oder Operationen bei Grauem Star.
Ausmaß abhängig von Infektionszahlen
Bereits jetzt wird ein Teil dieser Operationen im Rahmen einer Kooperation des Wiener Gesundheitsverbundes mit Privatspitälern und Ordensspitälern an Privatspitäler ausgelagert, wie ein Sprecher des Gesundheitsstadtrats der APA erklärte. Demnächst soll aber damit begonnen werden, die Zahl der Operationen tatsächlich zurückzufahren. In welchem Ausmaß, das konnte der Sprecher nicht sagen: „Das hängt von der Entwicklung der Infektionszahlen ab.“
„Wir sind in der guten Lage, dass wir mit den Privatspitälern in Wien eine gute Kooperation eingegangen sind, die uns jetzt schon sehr viele Patienten abnehmen können, zusätzlich zu den Patienten, die wir in den eigenen Spitälern betreuen, aber wie gesagt, in einigen Tagen werden wir beginnen umzuschalten. Dann sind wir aber noch lange nicht in der kritischen Größe. Die kritische Größe ist abhängig von der Entwicklung in den nächsten zwei Wochen“, erklärte Hacker auf Ö1.
Akutversorgung wird nicht angetastet
Stichwort kritische Größe: In Wien stehen laut dem Sprecher Hackers rund 1000 Normalbetten für die Betreuung von Corona-Patienten zur Verfügung. Zusätzlich gibt es noch ein Kontingent von maximal 320 Intensivbetten. Jedenfalls nicht zurückgeschraubt wird in den Spitälern die Akutversorgung. Es könne natürlich nicht sein, dass man bei ganz lebenswichtigen Behandlungen zurückschraube, „ob das die Onkologie ist, ob das Schlaganfallpatienten sind und anderes“, betonte der Stadtrat.
Ärztekammer-Kritik an Maßnahmen
Kritisch sah die Ärztekammer die geplanten Verschiebungen. Manche Eingriffe verbesserten die Lebensqualität und würden Arbeitskräfte erhalten, argumentierte Vizepräsident Mayer. Gut ausgerüstet sieht Mayer die Ärzte mit Schutzausrüstung gegen eine Infektion. Diese könne zwar nie gut genug sein, „aber zurzeit haben wir kein Problem“ - was sich aber auch relativ schnell ändern könnte, betonte er. Auch hinsichtlich der Ausbildung ortete Mayer Probleme - unabhängig von der Pandemie. So gebe es dabei erheblichen Nachholbedarf, wie eine Befragung von Jungärzten gezeigt habe.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.