Die Angst der Hotellerie und Gastronomie vor einem Lockdown ist groß. So groß sogar, dass ohne finanzielle Hilfe Randale bevorstehen würden, warnten am Donnerstag Branchensprecher.
„Wir sind nur noch Passagiere, ich bin mit meinem Latein am Ende“, schreibt ein verärgerter Wirt aus Tirol und spricht damit wohl vielen Kollegen aus der Seele. Nachrichten wie diese erreichen auch Wirte-Sprecher Mario Pulker seit Bekanntwerden des Lockdowns in Deutschland im Minutentakt.
„Die Branche hat wirklich viel Verständnis gezeigt, aber Hotellerie und Gastronomie sind von der Pandemie am meisten betroffen - so kann es nicht weitergehen“, betont Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie der Wirtschaftskammer. Mit der erneuten Ankündigung der Ankündigung wisse niemand, wie es weitergeht, „die einen nicht, ob sie zusperren müssen, die anderen nicht, ob sie aufsperren dürfen“.
„Fixkostenzuschuss und Hilfsfonds sind Unwörter“
„Kommt der Lockdown, oder nicht?“, fragen sich alle. „Wenn es wöchentlich neue Auflagen und Verordnungen gibt, ist es schwierig, einen Betrieb aufrechtzuerhalten. Abgesehen davon, dass unser Publikum täglich verunsichert wird und letztlich keine Karten kauft“, sagt Wolfgang Ebner, Chef des Vindobona (Theater, Kulinarik) in Wien.
Planbarkeit sehe anders aus, sagt auch Stefan Ratzenberger, Sprecher der Nachtgastronomie. Zudem „gibt es noch immer kein grünes Licht für den Fixkostenzuschuss 2, auf den wir seit September warten“. Jeder Schritt in Richtung Gesundheit und Aufrechterhaltung des Systems sei wichtig - „aber man muss auch das wirtschaftliche Überleben sicherstellen“.
Fixkostenzuschüsse und Hilfsfonds sind Unwörter, das will keiner mehr hören. Es braucht echte Hilfe.
Mario Pulker, Wirtesprecher
Hilfe ankündigen, die dann nicht kommt - das gehe nicht mehr. Denn bisher gab es Geld, wenn überhaupt, immer erst im Nachhinein - über Fixkostenzuschüsse und Hilfsfonds. „Das sind Unworte. Die will keiner mehr hören. Da fließt mehr Geld in den Steuerberater als in den Betrieb“, sagt Pulker dazu.
Forderung: Kontrollen statt zweitem Lockdown
Die drohende Schließung sorgt für viel Unverständnis: „Die geringen Infektionszahlen aus den Betrieben zeigen, wie super wir die Krise gehandhabt haben“, sagt Pulker - das Problem sei der private Bereich. Das sieht man auch in der Tiroler Wirtschaftskammer so: Anstatt das Wirtschaftsleben weiter einzuschränken, fordert man dort „massive Kontrollen“ und eine nächtliche Ausgangssperre. Auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer hat sich gegen einen zweiten Lockdown ausgesprochen.
„Brauchen sofort Hilfe bei Ausfällen“
Verhindern wird sich das Herunterfahren der Gastronomie wohl dennoch nicht lassen. „Funktionieren wird das aber nur, wenn für die Betroffenen sofort Geld fließt“, betont der Wirte-Sprecher. Sein Vorschlag: ein Ausgleich für den Umsatzentfall während der Schließungszeit, automatisch und schnell ausbezahlt über das Finanzamt. „Wenn der November zu ist, dann nimmt man den Vorjahresmonat und zahlt bis zu 75 Prozent von dem, was damals eingenommen wurde.“
An genau so einer Entschädigung arbeitet man dem Vernehmen nach im Finanzministerium bereits. Eine schnelle Lösung ist aber unwahrscheinlich: Die Richtlinie muss erst geschrieben, die Hilfe erst von der EU genehmigt werden. Und das kann dauern, wie man aus den Erfahrungen der Vergangenheit weiß.
Wenn die schnelle Hilfe also ausbleibt? „Dann tragen die Betriebe den Lockdown nicht mit. Dann gibt es Randale wie in Italien“, so Pulker.
Teresa Antonia Spari, Anna-Katharina Haselwanter/Kronen Zeitung
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