Ampel leuchtet rot

Nächste Woche fährt das Land wieder herunter

Österreich
30.10.2020 05:53

4453 neue Corona-Fälle am Donnerstag, das Gesundheitssystem steht vor der kritischen Grenze. Ab Mitte kommender Woche sollen erste Betriebe schließen. Am Donnerstagabend schaltete die Ampelkommission fast das ganze Land auf Rot.

Am Montag gehen in Deutschland die Rollläden zum zweiten Lockdown herunter. Gleich nach der Ankündigung der Nachbarn telefonierte Kanzler Sebastian Kurz mit Kanzlerin Angela Merkel - spätestens danach war klar: Auch Österreich fährt demnächst wieder herunter.

Bundeskanzler Sebastian Kurz und seine deutsche Amtskollegin Angela Merkel beim letzten EU-Gipfel in Brüssel (Bild: AP)
Bundeskanzler Sebastian Kurz und seine deutsche Amtskollegin Angela Merkel beim letzten EU-Gipfel in Brüssel

„Wir sind in Abstimmung mit den Nachbarn. Sie sind in einer ähnlichen Situation und müssen ähnliche Maßnahmen treffen“, bestätigte Kurz. Um in weiterer Folge nichts zu sagen. Außer: „Am Samstag sagen wir mehr.“ Eine ganze Pressekonferenz für die Ankündigung einer Ankündigung.

Anschober: „Akuter Handlungsbedarf“
Erkannt hat die Politik den Ernst der Lage wohl: „Eine Überschreitung der Kapazitätsgrenzen im Gesundheitssystem könnte Mitte, Ende November eintreten. Es gibt akuten Handlungsbedarf, um die Entwicklung zu stoppen“, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Was genau getan wird, blieb er schuldig.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Gesundheitsminister Rudolf Anschober

Konkreteres hört man aus Regierungskreisen: Ab Mitte nächster Woche könnten Gastronomie sowie Freizeit-, Kultur- und Sporteinrichtungen für rund einen Monat schließen. Handel und Schulen sollen offen bleiben - ab der Oberstufe ist Home-Schooling möglich. Wo machbar, wird das Arbeiten von zu Hause aus forciert.

Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen
Ausgangsbeschränkungen wie im Frühjahr wären ebenfalls rechtlich umsetzbar, eine komplette Ausgangssperre nicht. Das Covid-Gesetz sieht zu jeder Zeit fünf Ausnahmen vor, um das Haus zu verlassen: für Notfälle, die Betreuung von unterstützungsbedürftigen Personen und Kindern, Einkauf, berufliche Zwecke sowie zur körperlichen und psychischen Erholung.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Am Freitag sollen die Schritte mit den Sozialpartnern besprochen werden, am Samstag mit den Landeshauptleuten und den Parlamentsfraktionen. Verkündet werden soll der Lockdown erst, wenn die Verordnung steht - man hat aus dem Chaos der Vergangenheit gelernt. Die Opposition befürworte großteils strengere Maßnahmen.

Oppositionskritik an Kommunikation der Regierung
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hält einen Lockdown spätestens in zehn Tagen für notwendig, „um die medizinische Versorgung vor einem Kollaps zu bewahren“. Die NEOS wollen „Bildungseinrichtungen und den Handel“ offen halten. Bei allen anderen Maßnahmen erwarte man sich „erst einmal genaue Kenntnis über die Zahlen“. Kritik kommt von allen Parteien an der Art der Kommunikation: FPÖ-Chef Norbert Hofer etwa ortet in der Ankündigung einen „neuen Höhepunkt in Sachen Verwirrung und Panikmache“.

Unbeeindruckt vom politischem Zögern steigen die Zahlen rasant weiter: Am Donnerstag gab es binnen 24 Stunden 4453 neue Corona-Fälle. Zum ersten Mal überschritt ein Bundesland die 1000er-Marke: In Niederösterreich wurden 1074 Neuinfektionen registriert. Weil tags zuvor von dort nur 103 Fälle gemeldet wurden, könnte die Häufung auf einen Nachtrag zurückzuführen sein.

Zahlen steigen exponentiell an
Indes werden auch die Warnungen der Mediziner lauter: Wie die Zahl der Neuinfizierten steigt auch jene der Intensivpatienten exponentiell an. Die Stationen gelangen an ihre Grenzen. Bald müssen nicht dringend notwendige Operationen verschoben werden. „Die Intensivmedizin war schon vor Corona zu 85 bis 90 Prozent ausgelastet“, sagt Klaus Markstaller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie. Eine rasche Aufstockung sei aufgrund hoher Kosten und langer Ausbildungszeiten nur sehr begrenzt möglich.

Nur noch wenig orange Flecken
Die Ampelkommission reagierte auf den Anstieg und färbte Oberösterreich, Salzburg und Wien komplett rot. Auch Tirol (bis auf das orange Reutte) und die Steiermark (bis auf das gelbe Murau) leuchten rot. Im Burgenland ist nur noch Güssing orange, der Rest rot. In Niederösterreich strahlen Hollabrunn, Horn, Mistelbach und Scheibbs orange, alles andere rot. In Kärnten bekommt Spittal an der Drau Gelb, die Bezirke Villach-Stadt, Villach-Land, Klagenfurt-Land, St. Veit an der Glan und Feldkirchen Orange. Das restliche Land erhält Rot. In Vorarlberg wird die Region Montafon-Brandnertal rot - Rheintal-Walgau war es schon zuvor -, die Region Bregenzerwald/Kleinwalsertal orange und das Große Walsertal sowie Klostertal/Arlberg gelb.

Teresa Spari, Kronen Zeitung/krone.at

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