Obwohl die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus in Österreich zuletzt massiv angestiegen ist, sinkt offenbar der Anteil der Kinder am Infektionsgeschehen. Darauf deuten jedenfalls Daten aus Wien hin, die Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) übermittelt haben. Erstaunlich daran: Die Zahl sank vor allem seit Schulbeginn von 21 auf 14 Prozent.
Aus den Daten geht auch hervor, das der durchaus extreme Fallanstieg der vergangenen Wochen fast ausschließlich auf Personen über 20 Jahre zurückzuführen ist. In der vergangenen Woche sind in Wien durchschnittlich rund 750 Neuinfektionen täglich registriert worden. Anfang September war man beim Vergleichswert noch deutlich unter 200 gelegen.
Bei den Personen unter 19 Jahren war der Zuwachs allerdings geringer - von knapp unter 40 auf rund 100 Fälle. Lag der Anteil der Jungen zu Schulbeginn noch bei 21 Prozent, ist er nun auf 14 gesunken. Innerhalb der betreffenden Altersgruppe zeigt sich, dass vor allem die 16- bis 19-Jährigen zugelegt haben. Bei den Kids bis zehn Jahren verlief der Anstieg weit moderater.
Hacker: „Können Kindergärten und Schulen offenhalten“
Gesundheitsstadtrat Hacker zeigte sich überzeugt, dass die Werte bestätigen, dass Corona keine Kinderkrankheit ist: „Auch wenn wir Wien in den Kindergärten und Schulen eine Handvoll mit Corona infizierten Kinder gefunden haben, dann müssen wir in Bezug auf die steigende in der Gesamtbevölkerung sehen. Wir können daher mit großer Sicherheit unsere Schulen und Kindergärten weiter offenhalten. Wir sind in dieser Frage mit dem Bildungsminister ganz einer Meinung.“
Auch Bildungs-Ressortchef Czernhorszky sprach sich gegen eine Schließung aus: „Die Erfahrungen aus der Situation im Frühjahr haben gezeigt, dass es eine riesige Belastung für Eltern ist, wenn man ihnen die Aufgaben von Schulen aufbürdet.“ Auch für Kinder und Jugendliche würden irreparable Schäden entstehen: „Sie verlieren wichtige Sozialkontakte und die Lernrückstände sind danach kaum mehr aufzuholen.“
Kinder weniger ansteckend als Erwachsene?
Der Infektiologe Christoph Wenisch aus der Klinik Favoriten sah die Auswertung als Bestätigung der Annahme, dass Kinder weniger Rezeptoren haben und dass daher auch weniger Viren andocken können. „Aus diesem Grund sind Kinder auch wesentlich weniger ansteckend als Erwachsene. Kinder stecken also nicht Kinder an und auch keine Erwachsene“, meinte er in einer Stellungnahme. Umgekehrt sei dies aber sehr wohl der Fall.
Etwas anders sieht das der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien. Er betonte am Freitagabend in der „ZiB 2“, dass Kinder beim Infektionsgeschehen nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Sie seien sehr wohl infektiös - egal in welchem Alter. Laut Wagner liegt aktuell eine Studie aus den USA vor, wonach Kinder unter zwölf Jahre sogar mindestens so infektiös sind wie ältere Kinder.
„Das heißt, Kinder, egal welchen Alters, spielen im Infektionsgeschehen eine Rolle und müssen meiner Meinung nach auch getestet werden, wenn sie symptomatisch werden“, erklärte Wagner. Jüngere würden weniger häufig Symptome aufweisen und würden darum nicht so oft untersucht. Würde man sie regelmäßig testen, sei davon auszugehen, dass sie „durchaus eine Rolle spielen“.
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