Gegen eine in den letzten Tagen hitzig diskutierte mögliche Schließung der Schulen formiert sich eine breite Front: Die Opposition sprach sich geschlossen und vehement gegen diese Maßnahme aus. Jugendvertretung und Arbeiterkammer stellten alternative und mitunter kreative Vorschläge vor: Sie reichen von flexiblem Unterricht bis dahin, Theater und Museen für schulische Zwecke zu nutzen.
Die NEOS fordern, dass Entscheidungen über Verschärfungen und Schulschließungen erst nach dem Wochenende getroffen werden. Aufgrund des „Zahlenchaos“ bei den Daten zu Neuinfektionen fehle für eine vernünftige Entscheidung die Grundlage, wurde bei einer Pressekonferenz am Donnerstag argumentiert. Eine Schließung der Schulen müsse laut Parteichefin Beate Meinl-Reisinger „der aller-, allerletzte Weg“ sein, wenn das Gesundheitssystem wegen der Zahl der Coronainfektionen zu kippen drohe.
„Das Ende des Unterrichts in der Schule für Pflichtschulkinder ist nicht der Beginn des Unterrichts zu Hause, es ist das Ende des Unterrichts und das Ende von Bildung und sozialen Kontakten, die so wichtig sind“, so Meinl-Reisinger.
SPÖ: Schüler bis 14 Jahre für Ausbreitung nicht relevant
Die SPÖ gaben am Donnerstag ebenfalls eine Pressekonferenz zu diesem Thema: Schulschließungen seien „eine Maßnahme von geringem Nutzen und großem Schaden“, so Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner. Sie betonte, dass Untersuchungen zeigen würden, dass Schulkinder bis 14 Jahren keine wichtige Rolle in der Verbreitung des Virus spielen.
FPÖ-Bildungssprecher: „Wir schaffen derzeit eine ‚Corona-Generation‘“
FPÖ-Bildungssprecher sieht Bildungsminister Heinz Faßmann „rücktrittsreif“, sollte es zu Schulschließungen kommen. „Wir schaffen derzeit eine ‚Corona-Generation‘ und daher müssen die Schulen offenbleiben. Schließt morgen der Kanzler die Schulen, dann werden Bildungsrückstände und Bildungsverluste entstehen, die nicht mehr aufholbar sind“, erklärte Hermann Brückl. Das würden auch Studien ganz klar belegen.
Jugendvertreter: „Fehlverhalten der Politik“
Die Bundesjugendvertretung fürchtete, dass „Schüler für das Fehlverhalten der Politik büßen“ müssten. „Erneut werden die Interessen von Kindern und Jugendlichen nachgereiht“, sprach sich der Vorsitzende Derai Al Nuaimi für Verbesserungen der Maßnahmen in Bildungseinrichtungen oder auch im Handel aus, statt Schulen zuzusperren. Die Vertretung forderte einen flexiblen Schulunterricht, „zum Beispiel durch einen abwechselnden Online- und Präsenzbetrieb oder durch das Unterrichten in Kleingruppen“.
Vorschlag der Arbeiterkammer: Räume in Theatern oder Museen nutzen
Die Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl kritisierte: „Seit März war mehr als ein halbes Jahr Zeit, die Schulen krisenfest zu machen.“ Wenn Eltern Ersatz-Lehrer sein müssen, gehe die Lernschere zwischen den Kindern noch weiter auf. Die Organisation schlägt vor, zusätzliche Räume - beispielsweise in Theatern oder Museen - für Unterrichtszwecke zur Verfügung zu stellen. Es brauche auch mehr Personal an den Schulen.
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