Die Stimmung innerhalb der Justizanstalt Innsbruck dürfte derzeit nicht die beste sein. Ein Barista-Workshop für Häftlinge um 6500 Euro, sexuelle Belästigung einer Justizwache-Beamtin durch männliche Kollegen und ein angeblicher Führungswechsel sorgen für Diskussionsstoff. Das Ministerium dementiert teilweise.
Hinter den schwedischen Gardinen dürfte es brodeln. Zumindest lässt sich so erklären, weshalb die „Tiroler Krone“ vermehrt anonyme Schreiben von Justizwachebeamten des „Ziegelstadls“ erhält. Die Inhalte dieser Schreiben haben es in sich:
„Die Kosten belaufen sich auf rund 6500 Euro“
Anfang August 2020 wurde ein eintägiger Barista-Workshop für drei Inhaftierte bei einem Unternehmen in Innsbruck organisiert. Auch Beamte waren anwesend. „Die Kosten belaufen sich auf rund 6500 Euro. Für jeden anwesenden Bediensteten wurden zusätzlich noch drei Überstunden verrechnet“, heißt es.
Das Justizministerium bestätigt diese Schulung: „Sie wurde organisiert, weil sich zwei der Insassen in der Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung für den Beruf des Restaurantfachmannes befanden, eine dritte Insassin sollte im Rahmen des bevorstehenden elektronisch überwachten Hausarrestes in der Gastronomie arbeiten. Die Insassen bezahlten einen Teil der Kosten selbst und die Justizanstalt Innsbruck trug lediglich die Restkosten von 335 Euro.“
„Mehrdienstleistungen wurden hier erbracht“
Die Inhaftierten seien von zwei Bediensteten der Ausbildungsstelle und dem derzeit verantwortlichen Ausbildner für die Lehrausbildung zum Restaurantfachmann begleitet worden. „Die Schulung dauerte von 9 bis rund 17 Uhr, somit über die Regeldienstzeit (7 Uhr bis 15 Uhr) hinaus. Insoweit wurden von den Bediensteten Mehrdienstleistungen erbracht“, wird betont. Die Ausbildungsmaßnahme habe der Wiedereingliederung in die Gesellschaft gedient und sei im Rahmen des gesetzlichen Auftrages des Strafvollzugs erfolgt.
„Sie wird das nicht auf Dauer durchstehen“
In einem weiteren Schreiben deuten die anonymen Verfasser sexuelle Belästigung von einer Justizwache-Beamtin durch Kollegen an: „Sie wird das auf Dauer nicht durchstehen. Dass hier niemand eingreift, finde ich traurig.“ Auch andere Kolleginnen werden bzw. wurden laut Brief von männlichen Kollegen sexuell belästigt.
„Diese Vorwürfe können nicht bestätigt werden“
Die Justizanstalt Innsbruck ging den Anschuldigungen nach. „Die internen Erhebungen bestätigen die Vorwürfe allerdings nicht. Im Zuge dessen wurde insbesondere auch die Kontaktfrau - Ansprechperson für weibliche Mitarbeiter in Gleichbehandlungsfragen - um eine Stellungnahme gebeten, ob abgesehen vom geschilderten Vorfall weitere Verdachtsmomente bestehen. Dies war jedoch nicht der Fall“, heißt es aus dem Justizministerium.
Wird Anstaltsleiter Chef der Personalabteilung?
Zudem mehren sich die Gerüchte, dass der Anstaltsleiter des „Ziegelstadls“ unmittelbar vor einem beruflichen Wechsel nach Wien stehen soll. Laut „Krone“-Informanten soll er die Abteilung Personal übernehmen und Generaldirektor-Stellvertreter werden.
„Die Positionen des Leiters der Personalabteilung, der Abteilung für Sicherheit sowie der Gruppenleitung in der Generaldirektion sind derzeit unbesetzt. Das Bewerbungsverfahren läuft. Weitere Details zu den Bewerbungsprozessen können wir nicht bekannt geben“, nimmt das Ministerium dazu Stellung.
Jasmin Steiner, Kronen Zeitung
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