„Kaufhaus Österreich“

Opposition: „Hätte ein HTL-Schüler besser gemacht“

Politik
01.12.2020 14:32

Die am Montag vorgestellte Online-Plattform „Kaufhaus Österreich“ schlägt nun auch Wellen bei den Oppositionsparteien. Während SPÖ, FPÖ und NEOS mittels parlamentarischen Anfragen erfahren wollen, wie hoch die Kosten dafür gewesen sind, spotten Nutzer über zweifelhafte Suchergebnisse und die schlechte Nutzbarkeit der Website.

Die Häme an dem von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und WKÖ-Präsident Harald Mahrer (beide ÖVP) am Montag präsentierten „Kaufhaus Österreich“ zur Unterstützung österreichischer Onlinehändler reißt nicht ab. „So an den Nutzern vorbeizuproduzieren, das muss einem einmal einfallen“, sagte etwa SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda am Dienstag.

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer sprach in einer Aussendung von einem „blamablen Online-Shopping-Portal, das Amazon & Co wohl nicht ins Schwitzen bringen wird“. NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn will wissen, inwiefern das „Kaufhaus Österreich“ Händlern hilft, die keinen Webshop haben.

Frage nach Kosten und Verantwortung
Alle drei Oppositionsparteien kündigten eine parlamentarische Anfrage an. Die SPÖ will etwa wissen, wer diese Webseite zu verantworten hat, was sie gekostet hat, ob es dazu eine Ausschreibung gibt, welche Agentur den Zuschlag bekommen hat und nach welchen Kriterien der Auftrag vergeben wurde.

Wirtschaftsministerin Schramböck und WKÖ-Chef Mahrer bei der Präsentation der Plattform am Montag. (Bild: BMDW)
Wirtschaftsministerin Schramböck und WKÖ-Chef Mahrer bei der Präsentation der Plattform am Montag.

„Nicht überraschend wäre es, wenn für Gestaltung und Programmierung der Homepage eine Firma mit ÖVP-Verbindungen engagiert wurde“, mutmaßte Hofer. Die NEOS-EPU-Sprecherin Henrike Brandstötter meinte, es wäre wohl besser gewesen, statt der „Linksammlung“ mehr Geld in den Ausbau von Webshops zur Verfügung zu stellen.

„Hätte wohl jeder HTL-Schüler besser programmieren können“
Auf Twitter wurden von mehreren Usern Kosten in der Höhe von 700.000 Euro kolportiert, mittlerweile wurden von offizieller Seite Kosten von 627.000 Euro bestätigt. „Es ist unfassbar, dass nach acht Monaten Vorbereitungszeit eine Webseite gemacht wird, die wohl jeder HTL-Schüler besser programmieren hätte können“, kritisierte Drozda.

Auch beim krone.at-Praxistest konnte die Website nicht überzeugen. (Bild: Dominik Erlinger, Krone KREATIV)
Auch beim krone.at-Praxistest konnte die Website nicht überzeugen.

Am Ziel vorbei
Den Praxistest besteht das Online-Händler-Verzeichnis derzeit noch nicht, befindet auch der krone.at-Check. Wer beispielsweise auf der Seite nach „Schuhen“ sucht, dem werden ein Tischtennis-Shop, eine Bergbauern-Seite und ein Angebot für Kinderbekleidung als erste Präferenzen angezeigt. Fahrräder bekommt man als Wiener Interessent trotz einer Begrenzung auf einen 50-Kilometer-Umkreis vorwiegend in Salzburg und Vorarlberg angeboten.

Seite nicht rechtskonform ausgeführt
Weiters gelangt man über die Website auch zu Seiten von Unternehmen, die den Kunden erst recht auf den Marktplatz von Amazon umleiten - genau das wollten die Initiatoren eigentlich vermeiden. Kritik hagelt es aber auch an der technischen Umsetzung des Portals: So ist es etwa - wie eigentlich gesetzlich seit Oktober vorgeschrieben - nicht barrierefrei ausgeführt, ein kurzer Check via „Cookiebot“ zeigt zudem, dass die Anwendung von Cookies auf der Seite gegen die EU-Richtlinien verstößt.

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