Der Start für das Online-Anmeldesystem für die geplanten Corona-Massentests in Österreich ist keineswegs erfolgreich verlaufen: Am Mittwoch berichteten Nutzer in Wien von langsam reagierenden Servern, bei einigen von ihnen landete die Terminbestätigung gar im falschen Bundesland. Auch über verschwundene E-Mail-Adressen gab es Berichte. Die Plattform war in weiterer Folge wegen Wartungsarbeiten mehrere Stunden lang offline. Am Abend konnte man wieder zugreifen. Grund für die Probleme war laut der vom Gesundheitsministerium beauftragten A1-Tochter World Direct, dass vergessen worden war, Testdaten zu löschen.
Es habe keine Gefahr eines Datenlecks oder auch keinen Hackerangriff gegeben, wurden seitens World Direct gegenüber der APA versichert. Die Plattform sei unter großem Zeitdruck erstellt worden. Dennoch sei sie natürlich auf Sicherheit getestet worden - mit Testdaten. Und im Zeitdruck sei dann offensichtlich vergessen worden, die Test-Konfiguration zurückzustellen.
Neben einer langsamen Website traten auch andere Probleme auf: Kärntner Pädagogen hätten Testtermine und Daten von fremden Personen in Wien bekommen, schrieb Andreas Schäfermeier, Pressesprecher von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) auf Twitter. „Wenn bis morgen keine Besserung wird Kärnten auf vorbereitetes analoges Anmeldesystem umstellen“, kündigte er an.
An dem IT-Anmeldesystem des Bundes nehmen sieben von neun Bundesländern teil. Vorarlberg und Tirol haben eigene Systeme. Neben langsamen Reaktionszeiten und dem möglichen Datenleck beobachteten Nutzer der Anmeldeseite noch weitere Probleme. So war es offenbar nicht möglich, sich für einen Test in seiner Heimatgemeinde anzumelden. Dafür konnte eine Person eine Teststraße für einen ganzen Tag buchen und damit völlig lahmlegen.
E-Mail-Adressen verschwunden
Auch E-Mail-Adressen der angemeldeten Personen seien verschwunden, hieß es. Damit wäre die Verständigung nach Vorliegen des Testergebnisses erschwert bis unmöglich. Zudem muss bei einem positiven Testergebnis die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde die Absonderung aussprechen. Wenn nun außerhalb des Heimatbezirks getestet wird, können die Behördenmitarbeiter dies nicht, wie geplant, gleich erledigen.
Das für die Anmeldung zu den Massentests erstellte Internetportal Österreich-testet.at wurde nach Bekanntwerden der mysteriösen Datenweiterleitung nach Kärnten und der anderen Probleme für Wartungsarbeiten offline genommen. Am Mittwochabend funktionierte die Seite wieder.
Telefonische Anmeldung nicht möglich
Abgesehen von der technischen Panne ist das Anmeldesystem auch nicht auf die für Menschen ohne Internet angekündigten telefonischen Anmeldungen ausgelegt. Eine Anmeldung per Telefon ist schlicht und ergreifend nicht möglich, weil die Termin-Vereinbarung nur per Link funktioniert.
Spott und Hohn von Oppositionsparteien
Von den Oppositionsparteien gab es reichlich Spott für die neue Website. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch machte dafür Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verantwortlich - und hielt ihm vor, Österreicher „immer mehr zur Lachnummer“ zu machen. Denn schon die Corona-Ampel sei gescheitert und der Launch des „Kaufhaus Österreich“ völlig verkorkst worden. Die Regierung torpediere mit „Planlosigkeit“ und einem „Corona-Chaos“ ihr selbst gestecktes Ziel, dass 60 Prozent der Bevölkerung an der Massentestung teilnehmen sollen, meinte Deutsch.
FPÖ-Chef Norbert Hofer konnte es „nicht fassen“, dass die Regierung „nach dem veritablen Bauchfleck mit der Online-Plattform ,Kaufhaus Österreich‘“ binnen weniger Stunden die nächste Panne geliefert habe. Damit sei das an Pannen ohnehin nicht arme Krisenmanagement von Türkis-Grün um einen skurrilen Vorfall reicher.
„Fassungslos“ war auch NEOS-Digitalisierungssprecher Douglas Hoyos. Die Regierung hantle sich von einem Datenleck zum nächsten - und zeige einen „verantwortungslosen Umgang mit Datenschutz“. Türkis-Grün habe die Cybersicherheit nicht im Griff, konstatierte er.
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