Nachdem ein Datenleck im Vorfeld für Kritik gesorgt hatte, hat es auch am ersten Tag der Corona-Massentests Probleme mit der IT-Infrastruktur gegeben: Negativ getestete Personen erhielten in Tirol verspätet oder keine Benachrichtigung über ihr Ergebnis. In mehreren Bundesländern standen Testkandidaten mit falschen Terminbestätigungen Schlange. In Linz zog man die Reißleine und stieg aus dem Anmeldesystem der A1-Tochter World Direct, die das Gesundheitsministerium beauftragt hatte, aus. Stattdessen bringt man - genau wie Niederösterreich - ein eigenes System in Stellung. In Wien schrieb das Bundesheer auf Papier mit. Gesundheitsminister Rudolf Anschober sprach trotzdem von einem „erfolgreichen“ Start.
Anschober sprach von „vielen positiven Reaktionen“ wegen der „ausgezeichneten Organisation und Umsetzung“ der Massentests. „Das entscheidende Kriterium ist, dass Zehntausende BürgerInnen erstmals einen Test machen konnten, dass viele Infektionen ohne Symptome entdeckt wurden und dass der Starttag mit enormem Engagement Tausender Helferinnen und Helfer gut bewältigt wurde“, so Anschober. Dass das beauftragte IT-Unternehmen „Probleme hatte“, habe den Ablauf und damit die Zielerreichung des Starts der Massentestungen nicht beeinträchtigt. Der Minister erwarte sich aber eine rasche Lösung der Probleme.
Terminvergaben für falsche Tage
In Salzburg haben Lehrer, deren Tests eigentlich erst am Samstag beginnen, Termine für Freitag bekommen. Ähnliche Pannen soll es in Niederösterreich gegeben haben. Eine Frau aus Gänserndorf bekam demnach einen bestätigten Termin für Samstagmittag, obwohl die Tests für die breite Bevölkerung erst am 12. Dezember beginnen. Aus Oberösterreich gab es ähnliche Berichte.
Grund für die Probleme waren laut der mit der Abwicklung beauftragten A1-Tochter World Direct Kapazitätsprobleme. „Diese wurden bereits erkannt und das Entwicklungsteam arbeitet mit Hochdruck an der Erweiterung der entsprechenden Kapazitäten“, erklärte ein A1-Sprecher Freitagmittag. Probleme bei der Durchführung der Massentests habe es dadurch nicht gegeben, das Bundesheer sei auf diese Eventualität vorbereitet gewesen.
Bundesheer wich in Wien auf Papier-„Backup“ aus
In der Wiener Stadthalle - einem von drei Teststandorten in Wien - hat das Bundesheer die Daten tatsächlich analog gesammelt, also in Formulare eingetragen. An der Abwicklung oder Dauer der Untersuchungen änderte sich nichts, wurde versichert. Die Teilnehmer hätten ihre Ergebnisse trotzdem sofort erhalten. Die Daten würden später ins IT-System eingetragen.
Für die zu testenden Personen hat das aber keine Auswirkungen, wir halten die geplanten Zeiten ein.
Kurt Wagner, Wiener Militärkommandant
„Leider hat das Buchungssystem an den Standorten kaum funktioniert und so musste man teilweise auf einen analogen Betrieb umstellen. Für die zu testenden Personen hat das aber keine Auswirkungen, wir halten die geplanten Zeiten ein“, zog der Wiener Militärkommandant Kurt Wagner Freitagmittag Bilanz.
Linz bringt eigenes Anmeldesystem in Stellung
In Linz zog man am Freitag die Konsequenzen und kündigte an, eine eigene Anmeldeplattform zu starten. Statt einer EDV-Lösung liefere das vom Bund beauftragte Unternehmen nur „neue Probleme“, begründete Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) den Alleingang. Ab 8. Dezember können sich die Linzer unter www.linz.at zum Massentest, der in ganz Oberösterreich von 11. bis 14. Dezember stattfindet, anmelden.
Anlass für Linz „die Reißleine zu ziehen“, sei das „nächste Daten-Chaos im Gesundheitsministerium“ gewesen, sagte Luger. So hätten etwa Pädagogen bereits am Freitag mit reservierten Slots vor der Teststation im Linzer Design Center gestanden, obwohl deren Testung erst am Samstag beginnt. Zudem habe der Bund die Anmeldemöglichkeit „zu früh auch für Nicht-Pädagogen geöffnet und 60.000 statt der geplanten 28.000 Termine für Linz vergeben“, ärgerte sich der Bürgermeister. Damit würde es unweigerlich zu unerwünschten Menschenansammlungen kommen.
Wie so oft wird vom Bund viel angekündigt, nichts funktioniert.
Thomas Stelzer, Landeshauptmann Oberösterreichs
Das Land Oberösterreich will nach dem Wochenende entscheiden, ob es seinen „Plan B“ aktiviert. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sprach angesichts der Pannen von „keiner überraschenden Entwicklung“: „Wie so oft wird vom Bund viel angekündigt, nichts funktioniert.“ Es sei aber versprochen worden, dass die Pannen noch am Freitag behoben würden. Dann wolle man den „Stress-Test“ am Wochenende mit der Lehrertestung abwarten, hieß es aus dem Büro Stelzers.
Auch Niederösterreich mit eigenem System
Mit der vom Bund zur Verfügung gestellten Software gab es auch in Niederösterreich „massive Anmelde-Probleme“, sagte Stefan Spielbichler von Notruf NÖ am Freitag. Das Land setze deshalb auf das eigene System testung.at. „Es ist seit Donnerstagfrüh online“, so der Sprecher. Auf der Plattform habe es seither schon mehr als 50.000 Anmeldungen gegeben.
Die IT funktioniert im Großen und Ganzen vielleicht nicht so, wie es versprochen wurde, aber wir stellen uns der Situation.
Peter Kaiser, Landeshauptmann Kärntens
Aus Kärnten und der Steiermark kamen keine Fehlermeldungen. Die Steiermark hält am Bundestool fest, hieß es aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). „Die IT funktioniert im Großen und Ganzen vielleicht nicht so, wie es versprochen wurde, aber wir stellen uns der Situation“, sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Er sei auf die Massentests im pädagogischen Bereich gespannt „Es sei ein wenig ,Learning by doing‘“, sagte Kaiser.
Daten von 800 Personen an Fremde weitergeleitet
Mit den jüngsten Entwicklungen setzte sich die Pannenserie des IT-Systems fort. Zuvor waren durch ein Datenleck private Daten von 800 Personen an Dritte weitergeleitet worden. So landeten etwa Daten aus Wien in Kärnten. Bereits am Mittwoch berichteten User des Anmeldesystems überdies von überlasteten Servern und verschwundenen E-Mail-Adressen.
Anmeldesystem wurde am ersten Tag wieder offline genommen
Das Anmeldesystem wurde am Mittwochnachmittag, nach Bekanntwerden der ersten Probleme, für Wartungsarbeiten offline genommen und war erst am Abend wieder erreichbar. Dass zum Start der Massentests weitere Probleme auftraten, legt nahe, dass hier nicht alle Fehler im Anmeldesystem beseitigt werden konnten.
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