Lage weiter angespannt

Einsatzkräfte „stehen bis zu Schultern im Schnee“

Österreich
09.12.2020 12:29

Immer noch haben starke Schneefälle Teile Österreichs fest im Griff. Die Folgen: Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden, einige Gemeinden sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. Schulen und Kindergärten in zwei Kärntner Bezirken bleiben am Mittwoch zu, und auch Unfälle aufgrund von Schnee und Glätte forderten die Einsatzkräfte. Mehrere Kärntner Gemeinden haben nun auch die geplanten Corona-Massentests verschoben. Mittlerweile gibt es auch in der Steiermark Probleme mit der Stromversorgung, auch zahlreiche Osttiroler Haushalte sind nach wie vor davon betroffen. Doch ein Ende der Schneefälle ist zumindest langsam in Sicht.

Nur kurz währte am Montag die Verschnaufpause für die Helfer, bereits ab Dienstagmittag begann es in Kärnten und Tirol erneut zu schneien. Auch in der Nacht auf Mittwoch fiel der Schneefall intensiv aus - 40 bis 60 Zentimeter Neuschnee kamen hinzu.

Helfer im Dauereinsatz
Für die eingesetzten Kräfte eine schwierige Situation, denn Lawinengefahr, gesperrte Straßen, umgeknickte Bäume und dergleichen erschwerten die Arbeiten. Viele Haushalte in Tirol - 2500 Osttiroler Haushalte waren am Mittwoch vorerst ohne Strom - und Kärnten - hier waren es in der Früh etwa 4000 - verfügten über keine Stromversorgung, da u.a. die Störungsstellen nicht erreicht werden konnten. Auch weitere Haushalte kamen aufgrund der neuerlichen Schneefälle hinzu. Die Lage sei „dynamisch“, erklärte Kelag-Sprecher Josef Stocker auf APA-Anfrage.

„Einsatzkräfte bis zu den Schultern im Schnee“
Auch Christian Ammer von der Tinetz in Tirol erklärte, dass die Angaben eine „Momentaufnahme“ seien. In Osttirol würden die größten Herausforderungen in der Erreichbarkeit der Störstellen liegen. Immer wieder würden etwa Bäume auf Leitungen stürzen, die Einsatzkräfte „stehen bis zu den Schultern im Schnee“, berichtete Ammer. Unter anderem mit drei Hubschraubern werde nun versucht, die Probleme zu beheben.

Dutzende Trafostationen in der Steiermark ausgefallen
Am Mittwochmorgen führte der Neuschnee auch in der Steiermark zu Problemen bei der Stromversorgung. Die Energie Steiermark meldete mehr als 100 Trafostationen im Süden und im Westen der Steiermark, die ausgefallen waren. Rund 2600 Haushalte waren daher in den Morgenstunden ohne Strom. Alle verfügbaren Kräfte seien im Einsatz, um die Stromversorgung möglichst rasch wiederherzustellen, hieß es in einem Facebook-Posting des Energieversorgers.

Auch Hubschrauber wurden eingesetzt, u.a. für Erkundungs- und Versorgungsflüge. Wegen des starken Schneefalls waren deren Piloten ebenfalls schwer gefordert, wie auch ein von Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums, auf Twitter veröffentlichtes Video anschaulich zeigt.

Schulen teils geschlossen, Villacher Parks und Friedhöfe gesperrt
Auch zu mehreren Unfällen kam es aufgrund von Glätte und Schnee auf den Fahrbahnen. Mehrere Menschen wurden verletzt und Fahrzeuge beschädigt. In den Kärntner Bezirken Spittal und Hermagor blieben aufgrund der anhaltenden Schneefälle mehrere Schulen und Kindergärten am Mittwoch geschlossen - Betreuung vor Ort sei jedoch möglich, hieß es am Dienstag. In Heiligenblut, das weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten ist, bleibt die Schule sogar bis Freitag zu. In der Stadt Villach blieben am Mittwoch alle Parkanlagen und Friedhöfe geschlossen. 

(Bild: Freiwillige Feuerwehr Maria Rain)
(Bild: Freiwillige Feuerwehr Maria Rain)

Massentests werden verschoben
Die in der kommenden Woche geplanten Massentests in Kärnten werden in einigen Gemeinde indes auf unbestimmte Zeit verschoben, wie der Landespressedienst am Mittwoch mitteilte. Betroffen sind Stall im Mölltal, Kötschach-Mauthen, Winklern, Großkirchheim, Mörtschach, Rangersdorf, Heiligenblut und Lesachtal. Die Lawinenkommission warnte zudem vor Spaziergängen zwischen den Ortschaften. Es herrscht große Lawinengefahr und somit eine massive Gefährdung von Spaziergängern. 

Dacheinsturz in Osttirol
Die enormen Schneefälle brachten auch so manches Dach an seine Belastungsgrenze. Die Schneelast sei teilweise als hoch einzustufen, war bereits am Wochenende in Osttirol gewarnt worden. Dennoch kam es am Dienstagabend zum Einsturz des Daches in Gaimberg. Verletzte gab es jedoch nicht zu beklagen, da das Dach über der Terrasse nachgegeben hatte. 

Weiter Schneefall am Mittwoch
Noch den gesamten Vormittag über liege am Mittwoch der Schwerpunkt der Schneefälle im Südwesten und Süden, berichtete die Österreichische Unwetterzentrale. „Tagsüber schneit es dann von Vorarlberg bis in die Obersteiermark zeitweise kräftig“, hieß es. „Besonders im Semmering-Gebiet und in der östlichen Obersteiermark“ muss mit intensivem Schneefall gerechnet werden, „hier gibt es oberhalb von etwa 700 Metern gut 20 Zentimeter Neuschnee“, so Wetterexperte Nikolas Zimmermann.

„Down-Wash“ der Hauptstromleitung in Osttirol geplant
In den bislang stark von den Schneemassen gebeutelten Gebieten lässt der Schneefall am Nachmittag etwas nach. Aufgrund der prognostizierten Wetterbesserung sollen in Osttirol auch wieder vermehrt Hubschrauberflüge möglich sein. Als Erstes stehe dabei der sogenannte Down-Wash der Hauptstromleitung von Matrei über Lienz nach Sillian an, teilte das Land am Mittwoch mit. Sobald Flugwetter herrsche, werde ein Bundesheer-Hubschrauber diese Arbeit übernehmen.

„In Wien eine Spur zu mild für Schnee“
Etwas Nassschnee sei auch im Waldviertel und im Wienerwald in Sicht - auf der Außenring-Autobahn bei Wien sollte daher am späten Abend „mit winterlichen Bedingungen gerechnet werden“, warnte er. „In Wien bleibt es dagegen eine Spur zu mild für Schnee“, nur in höheren Lagen der westlichen Bezirke könnte etwas Schneeregen oder Nassschnee niedergehen.

Ein Ende der Schneefälle in Österreich ist allerdings in Sicht: Am Donnerstag folgt die ersehnte Wetterberuhigung - „und derzeit sind keine weiteren, großen Niederschlagsereignisse in Sicht“, so Zimmermann.

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