„Eva&Adam“ im Einsatz

Oststeirisches Projekt rettet die alten Obstsorten

Steiermark
12.12.2020 06:00

150 verschiedene Äpfel und Birnen wurden im oststeirischen Sortenprojekt „Eva&Adam“ bereits erfasst. Die Raritäten werden an Feinschmecker und in die Spitzengastronomie verkauft. Der Riesenerfolg nutzt auch den Landwirten, die daran teilnehmen - sie erhalten einen Kilo-Preis von bis zu 2,20 Euro.  

Das X auf einer Landkarte markiert, das weiß jedes Kind, den Schatz. Dessen Definition ist allerdings Ansichtssache: „Eine der Bäurinnen, die uns mit alten Apfel-Sorten beliefert, hat die Standorte der ganz besonderen Raritäten auf ihrer Streuobstwiese mithilfe eines Planes ihres Urgroßvaters gefunden. Diesen entdeckte sie gut versteckt im hofeigenen Tresor“, erzählt Stefanie Schuster begeistert.

Für die Leiterin des noch jungen Sortenprojektes „Eva & Adam“ ein Gradmesser dafür, welch große Bedeutung ein guter Apfel für unsere Vorfahren bis vor Kurzem noch hatte.

2000 steirische Apfelsorten
Heute sei den meisten gar nicht mehr bewusst, über welchen Reichtum sie in ihrem Obstgarten verfügen, weshalb immer mehr Streuobstwiesen aus der Landschaft verschwinden. Schuster: „Früher gab es in Österreich sicher einmal 3000 verschiedene Apfel- und Birnensorten, in der Steiermark waren es an die 2000. Jetzt sind es vielleicht noch ein paar Hundert, dabei ist es unendlich schade um jede einzelne Sorte, die verloren geht.“

Familie Wilfling aus Miesenbach (Bild: Sepp Pail)
Familie Wilfling aus Miesenbach

Genau hier setzt das Projekt von Stefanie Schuster und ihrem Mann Alois Wilfling an: „In den letzten Jahren waren wir damit beschäftigt, Menschen im ganzen Land aufzuspüren, auf deren Wiesen selten gewordene Obstbäume stehen“, erzählt die 46-Jährige. „Das war eigentlich die meiste Arbeit.“

Bestimmung mit dem Mikroskop
Denn nach dem Zueinanderfinden folgt ein aufwändiges Prozedere: „Viele Sorten erkennt man natürlich auf den ersten Blick, einige können letztendlich aber erst unter dem Mikroskop bestimmt werden“, sagt Wilfling, ein leidenschaftlicher Pomologe.

Von Broadoarsch bis Zuccalmaglio: Alois Wilfling kennt alle heimischen Apfelsorten. Die Bestimmung erfolgt unter dem Mikroskop. (Bild: Jürgen Radspieler)
Von Broadoarsch bis Zuccalmaglio: Alois Wilfling kennt alle heimischen Apfelsorten. Die Bestimmung erfolgt unter dem Mikroskop.

150 verschiedene Sorten haben die Miesenbacher bereits für die Nachwelt retten können, eine Gemeinschaftsleistung, auf die das Paar stolz ist: „Etwas Vergleichbares gibt es in ganz Europa nicht, wir sind wahre Sorten-Kaiser“, freut sich Wilfling.

Je seltener, desto höher der Preis
Roter Herbstkalvill, Landsberger Renette, Apfel von Concels, Jakob Lebel, Rheinischer Krummstiel, Schöner von Boskoop oder Welschbrunner: Je seltener die Sorte, desto höher die Entlohnung. Schuster: „Normalerweise bekommen die Bauern für Streuwiesen-Äpfel nur den Pressobstpreis. Der richtet sich nach dem Weltmarkt und beträgt aktuell zwischen drei und zehn Cent das Kilo. Wir fangen bei 50 Cent an und gehen rauf bis zu 2,20 Euro.“

In eigenen Boxen werden die Raritäten verkauft. (Bild: Eva&Adam)
In eigenen Boxen werden die Raritäten verkauft.

Ein Kurs, der nur Gewinner hinterlässt: „Der Landwirt und das Produkt erfahren mehr Wertschätzung, die Biodiversität bleibt erhalten“, so die Landschaftsplanerin.

Kunden in der Spitzengastronomie
Für die geschmackvollen Schätze haben sich rasch dankbare Abnehmer gefunden: „Wir bedienen die Spitzengastronomie in ganz Österreich, das Steirereck in Wien bietet etwa Sorbets aus unseren Äpfeln an“, berichtet Wifling. Auch Privathaushalte werden beliefert.

Bleibt nur noch die Frage, wieso die Frau im Projektnamen an erster Stelle steht: „Weil die Frauen in der Regel diejenigen sind, die einfach die meiste Arbeit erledigen - nicht nur im Obstgarten“, lacht Schuster.

Wie kommt man zu den Äpfeln?
Es gibt Holzkisten in mehreren Größen und unterschiedlicher Sortenvielfalt zu erwerben (Hauszustellung im Großraum Graz/Abholung in Wien/Postversand). Aktuell bietet man zudem die Spezialbox „Christbaumäpfel - Weihnachten wie früher“ an, die auch als Geschenk versandt wird.  Verkostungen alter Sorten für 6 bis 10 Personen sind auch jetzt möglich (in einem Saal mit genügend Abstand für die Teilnehmer). Alle Infos hier

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