Gepp im Interview

„Feinstaubbelastung ist nicht zu rechtfertigen“

Steiermark
13.12.2020 20:00

Nicht nur, dass Silvester für Haus- und Wildtiere ein Horror sein kann - auch die Feinstaubbelastung ist laut Experten Johannes Gepp vom Naturschutzbund nicht zu unterschätzen. Der Experte im „Steirerkrone“-Interview.

„Krone“: Feuerwerksbefürworter sagen, dass die Feinstaubbelastung zu Silvester minimal wäre. Sie aber treten wegen des Feinstaubs gegen die Silvesterknallerei ein. Was sind Ihre Argumente?
Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbundes: Meine Argumente sind Fakten. Es wird da innerhalb weniger Stunden so viel an Feinstaub rausgeblasen, wie es sonst Hausbrand, Verkehr und Industrie an einem ganzen Tag tun. Wodurch bitte sollte das zu rechtfertigen sein?

Johannes Gepp, Präsident des steirischen Naturschutzbundes. (Bild: Jauschowetz Christian)
Johannes Gepp, Präsident des steirischen Naturschutzbundes.

Schlägt sich die Belastung auch in Zahlen nieder?
Dazu braucht man nur die Statistiken anzuschauen. In den vergangenen 15 Jahren war in Graz in 13 Jahren der 1. Jänner der Tag mit der höchsten Belastung. Muss man das weiter erklären?

Was macht Feinstaub so gefährlich?
Es klingt harmlos, und viele tun Gefahren ja ab, wenn man sie buchstäblich nicht sieht. Aber wir haben in Österreich 5800 Tote im Jahr, die auf Feinstaub zurückzuführen sind. Auf den Silvestertag rein mathematisch umgerechnet entfielen damit 12 bis 30 Tote im Jahr. Zusätzlich. Das ist doch nicht zu verantworten!

Stille Steiermark! Auch für Wildtiere! (Bild: Rubikon)
Stille Steiermark! Auch für Wildtiere!

Was macht Feinstaub in unserem Körper?
Durch die Winzigkeit der Partikel gehen diese sofort in den Blutkreislauf über und sind Minuten später schon im Gehirn. Man muss, glaube ich, nicht extra erklären, dass zusätzliche Belastung zu allen möglichen Erkrankungserscheinungen beitragen kann.

Viele beklagen auch den Müll, der nach einer Silvesternacht überall herumliegt.
Und dessen Beseitigung von anderen bezahlt werden muss! Man denke nur allein an die Raketenstangen, die in unzähligen Dachrinnen liegen. Eine Rakete zerfällt in Tausende Einzelteile, Landwirte beklagen sich darüber, wie viel davon auf Feldern, Äckern, im Wald bleibt. Es gibt keinen anderen Bereich, wo so viel Feinmüll verteilt wird.

Wie sehen Sie die Silvesterknallerei im Zusammenhang mit Corona?
Das ist der Faktor, der Betroffene, die buchstäblich eh schon um Luft ringen, über die Kippe zur schweren Erkrankung stoßen kann.

Zitat Icon

Was haben wir heuer schon groß zu feiern?

Johannes Gepp, Präsident Naturschutzbund

Sie unterstützen also die Initiative Stille Steiermark?
Auf alle Fälle. Auch aus dem Grund: Leute brüsten sich immer wieder, dass sie Hunderte Euro für die Raketen ausgeben. Wie wäre es, wenn man finanziell schon so gut da steht, wenn man das Geld spendet? Heuer gibt es sehr viele Steirer, die in Not geraten sind, das Elend auf der Welt ist riesig, die Spendenauswahl ist enorm. Außerdem: Nach diesem Jahr im Zeichen von Corona - was haben wir da schon groß zu feiern?

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