Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betont stets, dass er ein optimistischer Mensch ist. Das zeigt sich auch im „Krone“-Interview. Er sieht die Massentests mit geringer Beteiligung als Erfolg und ist überzeugt, dass sich viele Österreicher impfen lassen. Dennoch werde es dauern, bis wir unser gewohntes Leben wieder haben.
„Krone“: Herr Minister, Österreich ist auf dem Weg in den dritten harten Lockdown. Wie viele werden noch folgen bzw. soll das so wirklich weitergehen mit dem Ziehharmonika-Prinzip zwischen komplett zusperren und öffnen?
Rudolf Anschober: Es darf nicht so weitergehen, weil Österreich diese Situation langfristig nicht aushält. Deshalb haben wir intensiv an einer mittelfristigen Strategie gearbeitet. Das Ziel ist jetzt einmal, mit den Infektionszahlen ganz massiv herunterzukommen und, darauf aufbauend, vermehrte Tests. Wir müssen durch die vermehrten Tests zum Gestalten kommen und damit auch zu einer Form der täglichen stärkeren Sicherheit. Das Entscheidende ist auch der Gewinn der Zeit bis zur Impfung.
Wie soll das mit dem Freitesten aus der Quarantäne in der Praxis funktionieren?
Die Grundidee ist, dass man, wenn man ein negatives Testergebnis vorlegen kann, einen gesicherten Zugang zu bestimmten Veranstaltungen oder Bereichen erhält. Die Menschen sollen sich testen, bevor sie etwa in die Gastronomie oder ins Theater gehen.
Aber wie sieht das konkret aus? Wie lange gilt ein negatives Testergebnis?
Die Öffnungsschritte werden sehr vorsichtig erfolgen, davon, dass alles offen hat, sind wir jetzt noch sehr weit entfernt. Aber das Ziel ist, dass im Lauf der zweiten Jännerhälfte alle nach einem negativen Test schrittweise und mit starken Schutzmaßnahmen wieder in Lokale dürfen, ins Fitnesscenter oder auch ins Theater. Die Frage der Dauer klären wir gerade im Detail ab. Bei der Kultur etwa kann es sein, dass der Test nicht älter als 48 Stunden sein darf.
Wird es für die Impfung auch Geschenke in irgendeiner Form geben?
Das ist nicht angedacht. Das Goodie ist, dass die Impfung existiert, dass sie gratis sein wird und wir mit der Impfung nahe zur Bevölkerung kommen, nahe an den Wohnort oder den Arbeitsplatz.
Das wird von einem Großteil der Bevölkerung aber nicht so wahrgenommen. Was ist in der Kommunikation schiefgelaufen, dass jetzt über Zwang und Pflicht statt über die Impfung als Geschenk gesprochen wird?
Viele Menschen haben sich noch gar keine Meinung gebildet. Ab Montag werden wir eine eigene Infohotline anbieten, bei der man mit seiner persönlichen Frage zur Impfung anrufen kann. Wir müssen eine möglichst ehrliche, transparente Informationsarbeit machen, das ist unsere Bringschuld. Mit dem Diskurs werden sehr viele auf die Seite derer, die sich impfen lassen, wechseln. Die Alternative wäre, dass wir uns weiter in dem Kreislauf zwischen Lockdown und Beschränkungen befinden sowie einer täglichen Sorge um die Gesundheit aller.
Wird eine Covid-Impfung Voraussetzung für eine Einreise nach Österreich sein?
Wir sind noch nicht so weit, dass wir über diese Frage entschieden haben. Es wird auch darauf ankommen, wie stark bei der Impfung der Schutz vor Ansteckung ist. Im Zentrum steht ja der Schutz vor Erkrankung. Erst wenn man weiß, dass auch das Risiko einer Ansteckung drastisch reduziert wird – das ist nach derzeitigem Wissensstand noch nicht sicher –, kann man die Frage beantworten. Generell können wir natürlich nicht ausschließen, dass manche Länder eine Impfung als Voraussetzung für die Einreise bestimmen. Das halte ich nicht für dramatisch.
Sie sprechen von einer Bringschuld der Politik. Bei den Massentests blieben die Massen aus, die Information hat ganz offensichtlich nicht gut funktioniert.
Ich sehe das viel positiver. Der Start ist innerhalb von zwei Wochen umgesetzt worden, die Länder haben mit vielen Tausenden Freiwilligen eine perfekte Organisation auf die Beine gestellt. Mehr als zwei Millionen Getestete sind schon ein großer Schritt.
Aber wenn in Wien nicht einmal 14 Prozent der Bevölkerung teilnehmen, ist dies doch eine glatte Verweigerung und kein großer Schritt.
Das finde ich nicht. Wien hat ein tolles Angebot, nicht erst seit den Massentests. Wenn man täglich so guten Zugang zu Gratis-Tests hat, ist klar, dass das Bedürfnis nach Sonderaktionen nicht mehr so groß ist.
Warum zeigen Sie eigentlich bei jeder Pressekonferenz Statistiken, die niemand lesen kann und bei denen sich niemand auskennt?
Ich denke schon, dass eine Statistik ein guter Beleg für eine Aussage ist, ein Bild kann eine Entwicklung darstellen. Es ist aber auch oft im Dialog mit einem Journalisten, der nur wenige Meter entfernt sitzt und die Grafik sehr wohl sehen kann.
Wann werden wir unser Leben wieder zurück haben?
Im Lauf des Jahres 2021, eher in der zweiten Hälfte. Manche Schutzbereiche, wie etwa die Maske, werden uns aber noch länger begleiten.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung
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