Die Corona-Krise macht es notwendig: Ab sofort können Eltern ihre Kinder für die Weihnachts- und Semesterferien für das neue kostenlose Lernhilfe-Angebot anmelden. Als Lernhelfer („Buddies“) im Einsatz können dabei Lehrer, Lehramtsstudenten oder Oberstufenschüler sein. Finanziert wird das von Minister Heinz Faßmann (ÖVP) erst kurz vor Weihnachten vorgestellte Programm vom Bildungsministerium mit einer Million Euro. Die SPÖ begrüßt das Programm zwar, für sind jedoch wesentliche Fragen offen - etwa wer tatsächlich Anspruch auf einen der 7000 Gutscheine für die Lernhilfe hat. Sie richte deshalb eine parlamentarische Anfrage an das Ministerium.
In der Corona-Zeit habe es zwar Distance Learning und Betreuung an den Schulen gegeben, so Faßmann bei einer Pressekonferenz am Samstag vor Weihnachten. „Trotzdem sind Lernlücken entstanden, das muss man gar nicht wegreden.“ Zur Abhilfe wurde auf der bereits bestehenden Plattform weiterlernen.at eine Art Börse eingerichtet. Die Abwicklung übernehmen Partnerorganisationen wie Caritas, Diakonie oder Jugendrotkreuz.
Sechs Einzelstunden oder bis zu 18 Gruppenstunden
Seit Montag 12.30 Uhr ist die Anmeldung über die Website möglich. Eingelöst werden können pro Schüler sechs Einzelstunden oder bis zu 18 Gruppenstunden. So stehen insgesamt etwa 42.000 Lernstunden für mindestens rund 7000 Schüler zur Verfügung. Wie krone.at aus dem Bildungsministerium erfuhr, gab es auch bereits die ersten Anmeldungen.
Während Schüler, Studenten oder Pädagogen über ein Online-Formular Lernhilfe anbieten können, haben Familien umgekehrt die Möglichkeit, anzugeben, welche Art davon sie brauchen. Die Plattform bringt die Interessenten dann zusammen und überprüft etwa auch Angaben und Qualifikationen. Die Lernhilfe selbst kann dann in den Weihnachtsferien, Semesterferien oder in der Zeit dazwischen entweder digital oder in den Räumlichkeiten der Partnerinstitutionen wie etwa den Caritas-Lerncafés erfolgen.
Eine Einschränkung auf bestimmte Fächer oder Schulstufen gibt es nicht - wobei die Oberstufe laut Faßmann bei diesem Pilot-Programm vorerst nicht die Zielgruppe sei. Gedacht ist das Programm vor allem für benachteiligte Schüler. Es werde aber keine Einkommens-Checks oder Ähnliches geben, wie der Minister bei der Präsentation betont hatte. „Es steht allen offen, die das Gefühl haben, ich brauche das.“
Wie erfolgte Vergabe der 7000 Lernhilfe-Gutscheine?
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid begrüßt zwar die Initiative des Bildungsministeriums, will aber unter anderem wissen, wie die Vergabe der 7000 Fördergutscheine konkret erfolgt, also etwa nach dem „First come, first served“-Prinzip. Von krone.at darauf angesprochen, erklärte Debora Knob, Pressesprecherin im Bildungsministerium, die Auswahl würde über die Partnerorganisationen erfolgen, die hier schon einiges an Erfahrung hätten und wüssten, bei wem der Bedarf am größten sei.
Die SPÖ will zudem wissen, ob die 7000 via Gutschein vergebenen Plätze überhaupt ausreichen, „um den Home-Schooling geschuldeten Bildungsdefiziten entgegenzuwirken“, wie es in einer entsprechenden parlamentarischen Anfrage an das Ministerium heißt. Hier habe man sich an den Zahlen der bisherigen Lernangebote der Partner orientiert, bei den Lerncafés der Caritas allein würden rund 1000 Schüler auf der Warteliste stehen, so Pressesprecherin Knob.
Auch die Qualifikationen der sogenannten Buddies werden vor allem von den Partnerorganisationen überprüft. Die Lernhelfer erhalten über ein Gutscheinsystem eine Entlohnung. Über das Formular auf weiterlernen.at haben sich dem Ministerium zufolge bis Montag bereits 500 zusätzliche Lernhelfer angemeldet.
Bedarf an Nachhilfe im Corona-Jahr deutlich gestiegen
Wie groß der Bedarf an Lernhilfe ist, hatte erst vor Weihnachten eine Umfrage der Lernplattform für Online-Unterricht, GoStudent, deutlich gemacht: Demnach ist der Bedarf nach Nachhilfe im Corona-Jahr 2020 signifikant gestiegen. Der Gründer und Chef der Online-Plattform, Felix Ohswald, bezeichnete die mit dem Lockdown einhergehenden Schulschließungen und das Distance Learning bzw. Home-Schooling als „zusätzlichen Brandbeschleuniger“.
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