Erneuerbare Energie

Stromversorger warnen vor höherer Blackout-Gefahr

Österreich
10.01.2021 14:52

Europa ist am Freitag, wie berichtet, knapp an einem massiven Stromausfall vorbeigeschrammt. Dank des raschen „Feuerwehreinsatzes“ von Kraftwerken konnte ein starker Frequenzabfall ausgeglichen werden. Die Zahl solcher Stabilisierungseinsätze hat laut Wien Energie in den letzten Jahren enorm zugenommen. Hatte man früher pro Jahr höchstens 15 solcher Noteingriffe, mussten Kraftwerke zuletzt bis zu 240 Mal im Jahr korrigierend eingreifen. Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl führt diese Zunahme der Instabilität in den Stromnetzen auf den vermehrten Ausbau von erneuerbarer Energie zurück.

„Wie die Feuerwehr stehen unsere Kraftwerke rund um die Uhr bereit und helfen aus, wenn es im heimischen Stromnetz brennt“, so Strebl. Das Parlament habe zwar kurz vor Weihnachten eine Neuregelung der Netzreserve beschlossen und damit vorerst Rechtssicherheit geschaffen, „für eine langfristige Vorhaltung sind allerdings viele Fragen für die Betreiber offen“, so Strebl. „Wir brauchen eine faire Regelung, entsprechende Abgeltungen und Sicherheit für Investitionen in die Instandhaltung oder den Neubau von Kraftwerken. Feuerwehr-Einsätze sind langfristig kein tragfähiges Geschäftsmodell“. Für die Versorgungssicherheit seien Gaskraftwerke essenziell. Mittelfristig strebt Wien Energie die Umstellung auf Grünes Gas an.

Michael Strebl ist Geschäftsführer von Wien Energie. (Bild: Wien Energie)
Michael Strebl ist Geschäftsführer von Wien Energie.

Konsequenzen nach „Beinahe-Blackout“ gefordert
Auch der niederösterreichische Stromversroger EVN hat nach dem „Beinahe-Blackout“ Konsequenzen gefordert. „Einige Großkunden haben sich gemeldet, weil sensible Maschinen die Frequenzabsenkung bereits gespürt haben“, sagte EVN-Sprecher Stefan Zach. „Wenn die Schwankungen zu hoch sind, schalten sich Maschinen aus Selbstschutz ab.“ Das könne Zach zufolge auch bei Kraftwerken passieren, „und dann wird es kritisch“.

(Bild: Dostal Harald)

EVN: „Österreich verlässt sich zu sehr auf Nachbarn“
In Niederösterreich dient das Kraftwerk Theiß bei Krems als Puffer für Fälle wie am Freitag. Laut Zach würde dieses alleine aber nicht ausreichen: „Österreich verlässt sich bei der Versorgungssicherheit immer stärker auf Atom- und Kohlekraftwerke in unserer Nachbarschaft.“ Die EVN fordert deshalb neue gesetzliche Rahmenbedingungen für den Weiterbetrieb bestehender Gaskraftwerke und Anreize, um neue, flexible und schnell startfähige Gasturbinen in Österreich zu bauen und im Notfall ohne Stromzulieferungen aus Kohle- und Atomkraftwerken benachbarter Länder auszukommen. Wind, Sonne und Wasserkraft sind Zach zufolge nicht geeignet, um die Produktion binnen kürzester Zeit zu erhöhen, auch wenn „die Zukunft natürlich der Naturenergie gehört“.

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