Teils große Verluste

Corona-Politik: Vertrauen in Regierung sinkt

Politik
15.01.2021 12:07

Im Zuge der Corona-Krise verliert die österreichische Bundesregierung zunehmend an Vertrauen. Besonders hohe Verluste im aktuellen Vertrauensindex müssen dabei mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Bildungsminister Heinz Faßmann und Bundeskanzler Sebastian Kurz (beide ÖVP) drei Hauptakteure im Corona-Management hinnehmen. Positiv sehen die Befragten hingegen die Berufung des Experten Martin Kocher als neuen Arbeitsminister.

Wie schon im November müssen auch im aktuellen APA/OGM-Vertrauensindex fast alle Politiker ein weiteres Minus hinnehmen. Die einzigen beiden Politikerinnen, die an Vertrauen zulegen konnten, sind Alma Zadic (Grüne) und Doris Bures (SPÖ). Die in der Baby-Pause befindliche Justizministerin Zadic kletterte mit einem Plus von vier Punkten und einem Saldo von 16 Punkten (43 Prozent der 800 in dieser Woche befragten Wahlberechtigten vertrauen ihr und 27 nicht) auf Rang drei.

Die Zweite Nationalratspräsidentin (SPÖ) ist mit einem Saldo von neun Punkten (plus zwei) weiterhin die Oppositionspolitikerin mit dem größten Vertrauen.

Am meisten Sympathie konnte zuletzt Justizministerin Alma Zadic (Grüne) hinzugewinnen. (Bild: APA/Georg Hochmuth, facebook.com/alma.zadic, Krone KREATIV)
Am meisten Sympathie konnte zuletzt Justizministerin Alma Zadic (Grüne) hinzugewinnen.

Kanzler mit klarem Minus
Alle anderen Politiker müssen einen Vertrauensverlust hinnehmen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen verliert zwar auch drei Punkte, mit einem Saldo von 43 Punkten liegt er aber weiterhin deutlich voran und kann seinen Vorsprung weiter ausbauen. Das liegt daran, dass Bundeskanzler Kurz gleich sieben Punkte einbüßt. Mit einem Saldo von 20 Punkten behält er aber Rang zwei und die Spitze der Regierungsmitglieder.

Der lange Zeit mit Kurz fast gleichauf gelegene Gesundheitsminister Anschober muss mit minus elf Punkten den größten Vertrauensverlust hinnehmen. Mit nur noch 13 Punkten fällt er auf Rang acht zurück. Den zweitgrößten Rückgang mit minus acht Punkten verbucht Bildungsminister Faßmann, der mit einem Saldo von vier Punkten ins Mittelfeld abrutscht. Auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) verliert sechs Punkte und hat nun ein Saldo von zwölf.

Den zweitgrößten Rückgang an Vertrauen verbucht Bildungsminister Heinz Faßmann. (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Den zweitgrößten Rückgang an Vertrauen verbucht Bildungsminister Heinz Faßmann.

Bevölkerung unzufrieden mit Krisenmanagement
OGM-Chef Wolfgang Bachmayer erklärt diese Vertrauensverluste vor allem mit der zuletzt weiter gestiegenen Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement in der Corona-Pandemie. Insbesondere bei Anschober seien „die bisher wegen seiner empathischen Medienwirkung verdeckten Versäumnisse und Fehler von Teilen der Öffentlichkeit nun wahrgenommen worden“. Auch das bisher sehr gute Vertrauen in Bildungsminister Faßmann sieht Bachmayer durch die Debatte um die Schulschließungen deutlich beschädigt.

Mehrheit vertraut der Regierung noch
Im Sog der Vertrauensverluste bei den Hauptakteuren verzeichneten auch die anderen Politiker und Politikerinnen im Vergleich zu November ein Minus, aber trotzdem liegt nach wie vor eine deutliche Mehrheit der Regierungsmitglieder im Plus. „Das Vertrauen in die Regierung ist also noch mehrheitlich gegeben“, meint der OGM-Chef.

„Lauter Begrüßungsapplaus“ für Kocher
Der neue Arbeitsminister Kocher erhält mit einem Saldo von plus 14 Punkten einen „lauten Begrüßungsapplaus“. 56 Prozent der Wahlberechtigten kennen ihn bereits, aufgrund seiner vorherigen Funktionen als Leiter von IHS und Staatsschuldenausschuss.

Der neue Arbeitsminister erhält in seinem ersten Vertrauensindex Vorschusslorbeeren. (Bild: Klemens Groh)
Der neue Arbeitsminister erhält in seinem ersten Vertrauensindex Vorschusslorbeeren.

Von den Oppositionschefs genießt weiterhin NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger mit einem Saldo von plus acht das meiste Vertrauen. SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner liegt mit minus sieben weiter im negativen Bereich und für die FPÖ liegen Parteichef Norbert Hofer mit einem Saldo von minus 49 und Klubobmann Herbert Kickl mit minus 50 ganz am Ende der Rangliste.

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