Wie knapp und begehrt Corona-Impfstoff und Impftermine sind, ist mit dem höchst überforderten Anmeldesystem von Oberösterreich bitter erlebbar. Umso mehr kann man sich über einen Impftag im Alten- und Pflegeheim Eberschwang nur wundern, bei dem 30 externe Leute gleich mitgeimpft wurden - darunter drei Politiker, nämlich der Bürgermeister und zwei Vizebürgermeister.
Schon von den Zahlen her springt das Missverhältnis ins Auge: Am 5. Jänner wurden im kleinen Pflegeheim in Eberschwang in Bezirk Ried nur acht Bewohner und acht Mitarbeiter geimpft, weil am geplanten Impftag in beiden Gruppen viele krank waren. Zugleich – der Impfstoff war ja da – bekamen 30 externe Menschen die begehrte Spritze, von denen viele die strengen Vorgaben des Landes (Sozialabteilung) dafür zumindest dem Wortlaut nach nicht erfüllen. Zum Beispiel Bürgermeister Josef Bleckenwegner (SPÖ) und zwei Vizebürgermeister von der SPÖ und der FPÖ. Aber auch Familienmitglieder und Ordinationsangestellte von Hausärzten wie etwa Dr. Florian Obermair wurden mitgeimpft.
Viele, die skeptisch sind, ziehen vielleicht doch mit, wenn sie die Vorbilder sehen, die sich impfen lassen. Außerdem erfüllen der Bürgermeister und die Vizes ja auch regelmäßig Aufgaben im Heim.
Dr. Florian Obermair
Landesvorgabe wäre zwingend
Laut Sozialabteilung war der Impfstoff gemäß Bundesvorgaben in der bisher laufenden Phase 1 der Impfstrategie prioritär für Heimbewohner, Heimmitarbeiter, „externe Dienstleister des Alten- und Pflegeheims, die regelmäßig (mehrmals wöchentlich) in der Einrichtung ihre Dienste verrichten“ und für die Impfärzte bestimmt. Angehörige dürfen nur mitgeimpft werden, wenn Restdosen verbleiben – drei Angehörige waren am 5. Jänner dabei. Schlusssatz der an die Heime ausgeschickten Landesvorgabe: „Zur Sicherstellung der Impfstrategie ist der vorgesehene Personenkreis zwingend einzuhalten.“
„Ist das denn eine Staatsaffäre?“
„Ich hab’ schon daran gedacht, in der nächsten Gemeindezeitung über meine Impfung zu schreiben. Wegen der Vorbildwirkung für an der Impfung Zweifelnde“, sagt Bürgermeister Bleckenwegner, der nicht versteht, warum das eine „Staatsaffäre“ sein soll. Er meint außerdem, Kommunalpolitiker seien als „fürs Heim systemrelevante Personen“ eingestuft worden. Nebenwirkungen hat er übrigens keine verspürt.
Wir haben das ja nicht als sich selbst profilierende Politiker gemacht, sondern wir wollten Vorbildwirkung haben: Seht her, wir gehen impfen! Und: Hätte das Serum verfallen sollen?
Bürgermeister Josef Bleckenwegner (SPÖ)
Vorbildwirkung lautet die Verteidigung
Auch Impfarzt Dr. Obermair betont die Vorbildwirkung gegenüber Impf-Skeptikern. Er selbst sei als Heimarzt klarerweise geimpft worden, Familienangehörige von ihm tatsächlich auch, „weil sie in der Ordination arbeiten, Patienten versorgen und ins Heim fahren“. Außerdem seien aus den Fläschchen statt wie vorgesehen fünf bis zu sieben Impfdosen zu gewinnen gewesen.
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