Emotional verlief im steirischen Landtag die Debatte über die Vorverlegung der Semesterferien um eine Woche. Die Reden der Abgeordneten wurden teilweise zu einer Abrechnung mit der Bildungspolitik in der Corona-Pandemie. Letztlich stimmten nur ÖVP und SPÖ zu. FPÖ, Grüne, KPÖ und Neos waren dagegen.
Als erstes holte Stefan Hermann (FPÖ) zur Generalabrechnung mit der Bildungspolitik aus. „Das Chaos geht weiter. Die Eltern stehen vor der unlösbaren Aufgabe, ihren Urlaub zu verschieben und für die Kinderbetreuung zu sorgen.“ Hermann beklagte eine „Nullkommunikation mit Familien“. Die Landesregierung solle aufhören, „die zweite Geige im PR-Orchester von Sebastian Kurz“ zu spielen.
„Noten gehen nicht über alles“
Auffallend laut und emotional wurde dann Cornelia Schweiner (SPÖ): „Die Familien sind am Limit, das Eis ist dünn.“ Sie berichtet von hohem Druck auf Schüler. Es sei „angebracht zu sagen, Noten gehen nicht über alles, sondern die psychische Gesundheit.“ Aber: „Dieses Land kann wohl nicht anders, als den Druck auf Kinder und Jugendlichen zu erhöhen.“ Ähnlich äußerte sich Schweiners Parteikollegin Michaela Grubesa: „Den Müttern wird suggeriert, die Kinder können nebenbei betreut werden. Es sind nicht alle so superprivilegiert wie wird.“
„Eine weitere Belastung für Eltern“
Niko Swatek (Neos) beklagte, dass die Vorverlegung die Lebensrealität der Arbeitnehmer „völlig ignoriert“. Viele Dienstpläne sind bereits fixiert, sie können nun nicht oder nur mit viel Chaos wieder geändert werden. „Die Verschiebung hat keinen Mehrwert für Eltern, sondern nur eine weitere Belastung.“ Swatek beantragte dennoch am Ende seiner Rede, die Ferien gleich um zwei Wochen vorzuverlegen. Diese Idee fand Detlev Eisel-Eiselsberg (ÖVP) sogar „diskutabel“, sie komme aber ein paar Wochen zu spät. Letztlich stimmten auch nur die Neos dafür.
Keine Zustimmung zur Vorverlegung der Ferien kam auch von den Kommunisten. In einer delikaten Rolle waren die Grünen, die ja in der Bundesregierung sind. Sie wollten nur zustimmen, wenn auch die kostenlose Betreuung der Kinder in den Ferien vollständig gewährleistet ist - das sahen sie noch nicht gegeben.
„Pandemie ist kein Kindergeburtstag“
In der hitzig diskutierten Frage der Betreuung meldete sich auch der sechsfache Vater Andreas Kinsky (ÖVP) emotional zu Wort. Er berichtete von seinem ältesten Sohn, der ein Auslandsjahr in Irland verbringt und derzeit nicht heim könne. Die Ferienverschiebung sei „lästig“, aber die „Pandemie ist kein Kindergeburtstag“. Die Betreuung in den Ferien werde sichergestellt, Experten arbeiten gerade an einem Konzept.
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