Bei Corona-Massentests in Graz soll es zu Fällen sexueller Belästigungen von Frauen gekommen sein. Auch Datenschutz-Richtlinien sollen missachtet worden sein. Den mutmaßlichen Tätern, die es nun auszuforschen gilt, drohen Anzeigen, Disziplinarverfahren und Strafen wegen Amtsmissbrauchs.
Die Vorwürfe, die im Raum stehen, sind schwerwiegend: „Mindestens zwei Personen sollen bei Corona-Tests in Graz von Soldaten sexuell belästigt worden sein“, sagte Michael Bauer, Sprecher des Bundesheeres, gegenüber der „Krone“. Danach soll zudem via Facebook Kontakt mit den Frauen aufgenommen worden sein. „Das ist Amtsmissbrauch, da die Soldaten eine Datenschutzerklärung unterschreiben“, stellte der Sprecher klar.
Zu einer Frau soll ein Soldat laut einem heute.at-Bericht gesagt haben: „Na, bei dir stecken wir das Stäbchen in beide Löcher.“ Daraufhin hätten alle Anwesenden gelacht. Hinzu kommen noch die ungewollten Facebook-Anfragen.
„Indiskutables Verhalten“
Bauer stellte klar: „Ich bedauere die Vorfälle außerordentlich und möchte mich entschuldigen.“ Es sei ein „indiskutables Verhalten“. In der Steiermark wurde nun eine Untersuchungskommission eingesetzt, um die Fälle aufzuklären. Genaues weiß man bisher kaum: Es gibt nur vage Angaben zu Datum und Uhrzeit, deswegen kommen viele Soldaten infrage.
Bauer habe auch schon in sozialen Netzwerken auf derartige Meldungen mit einer Entschuldigung geantwortet, sofern die Verfasser nicht anonym auftraten. Dem Heeressprecher zufolge sei die Sache für eine der Betroffenen auch schon erledigt, sie habe es als „Bubenstreich“ abgehakt.
Den mutmaßlichen Tätern drohen jedenfalls Anzeigen sowie Disziplinarverfahren. „Ich ärgere mich wahnsinnig über so ein Verhalten“, denn es untergrabe alle anderen Kolleginnen und Kollegen, die ordentliche Arbeit machen würden, so Bauer.
„Hartes Durchgreifen“ gefordert
Auch der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) hat sich zu den Vorwürfen nun geäußert: „Die Teststation bei der Grazer Messe wird vom Land Steiermark und dem Bundesheer betrieben. Dass sie hier hart durchgreifen und sich bei den Betroffenen entschuldigen, ist das Mindeste.“
Grüne richten Anfrage an Ministerin Tanner
Die Grünen stellen eine parlamentarische Anfrage an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner zu dieser Causa. Frauensprecherin Meri Disoski meint: „Sexuelle Belästigung ist kein Kavaliersdelikt, sondern Gewalt. Umso schlimmer ist es, wenn sie vonseiten jener kommt, die eigentlich für den Schutz der Bevölkerung zuständig sind.“ Auch Wehrsprecher David Stögmüller spricht von „absolut inakzeptablen Vorfällen“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.