Um die dringend notwendige Digitalisierung an den Schulen voranzutreiben, sollen - wie berichtet - ab dem Schuljahr 2021/2022 mobile Endgeräte wie Notebooks und Tablets an Schüler der fünften (und im ersten Jahr auch sechsten) Schulstufe stark verbilligt oder sogar gratis weitergegeben werden. Der Zuspruch ist enorm: 90 % der Schulen haben sich bis Mitte Jänner angemeldet, insgesamt sollen im Herbst rund 160.000 digitale Endgeräte ausgegeben werden. Zahlreiche Fragen bleiben aber vorerst weiter offen.
Wie dringend erforderlich die Digitalisierung in der Schule nötig ist, ist angesichts der Corona-Krise mehr als deutlich geworden. Eines der wichtigsten Ziele des im Vorjahr von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) präsentierten „8-Punkte-Plans für die Digitalisierung“ ist deshalb, das Tempo eines digital unterstützten Klassenzimmers zu erhöhen. Herzstück der Reformpläne: Tablet und Laptops für die Schüler. 75 Prozent der Gerätekosten übernimmt der Bund, 25 Prozent bleiben als Selbstbehalt. „Sozial schwache“ Familien sind davon ausgenommen. Damit möchte der Staat einen Beitrag zur „digitalen Fairness“ leisten. Die Geräte gehören dann auch nicht den Schulen, sondern gehen in den Besitz der Schüler über.
Österreichs Schulen hatten bis Mitte Jänner Zeit, dem Bildungsministerium zu melden, ob sie gleich zum Start bei den Geräten mitmachen wollen. Gezwungen werde keine Schule, ein Standort könne sich auch dafür entscheiden, als „letztes gallisches Dorf“ weiter nur auf analogen Unterricht zu setzen, hatte Faßmann zu Beginn der Anmeldephase im vergangenen Herbst klargestellt. Bis Weihnachten hatten bereits 80 % der AHS und Mittelschulen eine Teilnahme an der Endgeräte-Offensive zugesagt, am Ende waren es sogar 90 Prozent, freut man sich jetzt im Bildungsministerium über den regen Zuspruch. Erfreulich dabei auch, dass auffällig viele Schulen an den ökologischen Aspekt denken und sich ausdrücklich „refurbished“, also gebrauchte und komplett erneuerte, Endgeräte, wünschen würden.
„Größter Beschaffungsprozess“, den es je gegeben hat
Die erste Tranche - 160.000 Geräte für Schüler der fünften und sechsten Schulstufe - soll nun im Herbst 2021 ausgeliefert werden, in den Folgejahren werden es jeweils rund 80.000 weitere Geräte sein. Die Jugendlichen der sechsten Schulstufe habe man beim Start dazu genommen, um schneller „in die Breite zu gehen“, so das Ministerium. Davor müssen die Laptops und Tablets aber erst einmal angeschafft werden, das Ministerium spricht gegenüber krone.at vom „größten Beschaffungsprozess“, den es im Bildungsbereich je gegeben habe. Das Gesamtvolumen des Projekts auf drei Jahre gesehen beträgt rund 200 Millionen Euro. Zuständig für die Beschaffung ist die Bundesbeschaffung GmbH. Die großen Gerätehersteller stünden angesichts der großen Summen schon in den Startlöchern, sie wollen selbstverständlich an dem millionenschweren Kuchen mitnaschen, wie Branchenkenner anmerken.
Auch wenn jetzt die Schulen die Hardware-Initiative grundsätzlich positiv sehen und sich mehrheitlich daran beteiligen wollen, bleiben vorerst viele Fragen offen: Vor allem die Wartung Tausender Geräte, die ja den Schülern gehören, Stichwort Hardware-Support, scheint vielen Bildungseinrichtungen Sorgen zu bereiten, wie ein Rundruf von krone.at ergab. So hätten viele Schulen zwar einen Systemadministrator, der für die Wartung der Computer am Schulstandort zuständig ist - dass diese Person künftig auch noch hunderte Endgeräte von Schülern wartet, sei „nicht denkbar“, gibt etwa die Schulleitung einer AHS in Oberösterreich zu bedenken. Eine „große Herausforderung“ sieht hier auch die Sprecherin der AHS-Direktoren, Isabella Zins. Man sei froh, „dass es die Initiative gibt, auch wenn viele Fragen offen sind“, so Zins im Gespräch mit krone.at.
SPÖ: „Gemeinden als Schulerhalter nicht im Regen stehen lassen“
Viele Fragen sind auch für die SPÖ noch offen: Neben der Instandhaltung und Wartung der Geräte etwa, wie es mit der WLAN-Ausstattung der Schulen aussieht oder mit der Fortbildung der Lehrer. „Die vielen Anmeldungen der Schulen zeigen, dass hier großer Handlungsbedarf besteht“, aber das Ministerium dürfe die Gemeinden als Schulerhalter nicht im Regen stehen lassen, forderte SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid.
Denn „ganz so einfach ist das nicht“, bringt es Tanja Kreer, Bürgermeisterin (SPÖ) der Salzburger Gemeinde Strasswalchen, auf den Punkt. Die Ortschefin - und tausende weitere Gemeindevertreter, müssen nämlich als Schulerhalter für ausreichend Steckdosen und WLAN sorgen - und werden dafür in den kommenden Jahren immer wieder Geld in die Hand nehmen müssen. Geld, das zwar durchaus über Förderungen zu bekommen sei, wie Kreer anmerkt - so kann WLAN-Ausbau etwa mit bis zu 90 Prozent gefördert werden -, jedoch hat nicht jede Gemeinde den Überblick im Dickicht des österreichischen Förderdschungels …
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