Lage „dramatisch“

Österreichs Eurofighter stoßen an ihre Grenzen

Politik
28.01.2021 06:05

Nach dem Ausscheiden des Saab-105-Jets vor einem Monat sind die 15 Eurofighter des Bundesheeres die letzten verbliebenen Luftsicherer des Landes. Das hat dramatische Konsequenzen. Für die Piloten, die Flugzeuge - und die Republik. 

Auf einmal wurde es still im Linzer Umland. Das gewohnte Grollen der Saab-105-OE-Triebwerke, das ein halbes Jahrhundert lang zu Hörsching gehörte, ist Anfang des Jahres verstummt. Mit der Außerdienststellung von einem der zwei abfangfähigen Jets des Österreichischen Bundesheeres ohne Nachbeschaffung wiegt nun die gesamte Last der Luftraumüberwachung auf den verbliebenen 15 Eurofightern in Zeltweg. Doch der Stützpunkt ist am Limit. Es hakt an mehreren Ecken: 

  • Nur mehr ein Standort
    Bislang wurden von Linz (Saab 105) und von Zeltweg (Eurofighter) abwechselnd Jets zur Luftraumüberwachung eingesetzt. Mit dem Wegfall der Saab läuft der komplette Betrieb nur mehr über Zeltweg. Ein Klumpenrisiko: Erst im Dezember stand Zeltweg still, weil es bei der Flughafenfeuerwehr zu Corona-Fällen kam. Zwischenfälle wie eine Bruchlandung auf der einzigen Startbahn hätten einen ähnlichen Effekt.
Der Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg in der Steiermark (Bild: Google Maps)
Der Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg in der Steiermark
  • Überstrapaziertes Bodenpersonal
    Das Flugbetriebspersonal in Zeltweg, also etwa Fluglotsen oder Feuerwehr, ist seit Jahren am Anschlag. 2019 leisteten die Helfer am Boden bereits im Schnitt zwischen 30 und 40 Überstunden pro Mann und Monat - und das, obwohl es bis 2020 noch die Möglichkeit gab, wochenweise den Flughafen zu schließen, weil Linz übernahm. Diese Möglichkeit ist vor vier Wochen weggefallen.
Ohne Bodenpersonal kein Flugbetrieb: zahlreiche Überstunden bei der Unterstützungsmannschaft (Bild: Christof Birbaumer/Kronen Zeitung)
Ohne Bodenpersonal kein Flugbetrieb: zahlreiche Überstunden bei der Unterstützungsmannschaft
  • Mangel an Piloten
    Von derzeit 17 Eurofighter-Piloten sind fünf kurz davor, aus körperlichen Gründen auszuscheiden. Für eine Einsatzbereitschaft von durchschnittlich 9 1/2 Stunden pro Tag (die Schweiz ist 24 Stunden alarmbereit) wären laut Gehart-Kommission 23 Piloten notwendig. Die Ausbildung neuer Piloten dauert rund fünf Jahre, drei davon finden mangels Saab 105 im NATO-Ausland statt.
Ein Pilot im Eurofighter-Simulator in Zeltweg (Bild: Bundesheer)
Ein Pilot im Eurofighter-Simulator in Zeltweg
  • Veraltete Flugzeuge
    Die Tranche-1-Eurofighter, die in Österreich fliegen, haben zwar beeindruckende Flugeigenschaften - ihr elektronisches Innenleben ist allerdings völlig überaltert. Die verbauten Rechner laufen im Normalbetrieb bereits auf 90 Prozent Auslastung, Upgrades sind kaum möglich. Zwei der 15 Eurofighter sind stillgelegt und dienen als Ersatzteillager, Deutschland tauscht gerade all seine Tranche-1-Jets gegen neuere aus.
Ein „nackter“ Eurofighter in der Montagehalle in Großbritannien (Bild: REUTERS)
Ein „nackter“ Eurofighter in der Montagehalle in Großbritannien
  • Warten auf Ersatzteile
    Eigentlich sollten mit Österreichs Eurofightern insgesamt 1500 Flugstunden pro Jahr absolviert werden. (Zum Vergleich: Tschechien fliegt mit Saab-Gripen-Jets 2000 Stunden und mehr). Diese 1500 Stunden wurden noch nie erreicht. Hauptgrund: die mühsame Ersatzteilbeschaffung. Jede neue Bestellung wird von der Revision geprüft, 2019 war bekannt geworden, dass Airbus Wucherpreise verrechnet hatte.
(Bild: Markus Zinner)

Und jetzt?
Aktuell hofft das Verteidigungsministerium, die im Betrieb teuren Eurofighter an Indonesien verkaufen zu können. Gelingt dies, stünden u.a. der Saab Gripen oder gebrauchte F-16 bereit. Bleiben wir auf den Eurofightern sitzen, muss modernisiert werden. Immerhin ein zweiter Standort neben Zeltweg ist in Planung: Linz-Hörsching soll seine Wiederauferstehung als Ausweich-Stützpunkt feiern. Ab 2022 - nach den Landtagswahlen.

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