Keine Corona-Hilfe

Verzweifelter Hotelier geht in den Hungerstreik

Tirol
29.01.2021 06:35

Jan Sun betreibt im Tiroler Pfunds (Bezirk Landeck) das Hotel Kajetansbrücke. Obwohl er die Corona-Hilfe fristgerecht eingereicht hat, ist bisher kein einziger Cent geflossen. Mit FPÖ-Nationalrat Gerald Hauser brachte er den Fall nun an die Öffentlichkeit.

Im Hotel Kajetansbrücke herrscht gespenstische Stille, von Gästen fehlt jede Spur – dabei ist es normalerweise um diese Zeit „bis auf das Besenkammerl“ ausgebucht. Doch es liegt im verschneiten Pfunds wie im Winterschlaf – ein Beispiel von derzeit vielen. Seine letzten Mitarbeiter wollte Jan Sun nicht kündigen – die von der Regierung angekündigten Corona-Hilfen für die Monate November und Dezember sollten nämlich die Rettung sein. Doch darauf wartete Jan Sun bis heute vergebens.

„Habe mich auf Regierung verlassen“
„Mein Steuerberater hat die Unterlagen termingerecht bei der Finanzierungsagentur (Cofag) eingebracht“, erzählt der gebürtige Russe, „aber noch habe ich kein Geld gesehen.“ Er sei weder ein Corona-Leugner noch verlange er mehr finanzielle Unterstützung - er möchte einfach nur den Umsatzersatz, der ihm versprochen wurde. „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich anders planen müssen. Aber es wurde von der Regierung versprochen und darauf habe ich mich verlassen“, sagt Sun.

Er wandte sich Hilfe suchend an die Opposition im Nationalrat. „Verzweifelte Gastronomen werden von Kurz und Co. in den Hungerstreik getrieben. Betriebe wie Hotels bleiben auf ihren Kosten sitzen“, sagt der Obmann des Tourismusausschusses im Nationalrat, Gerald Hauser (FPÖ), der dem Gastronomen seine Unterstützung anbot.

Es bewegt sich nichts
Als er Anfang Jänner bei der Cofag nachfragte, wurde ihm erklärt, dass sein Antrag ordnungsgemäß eingegangen sei und er das Geld in ein paar Tagen erhalten würde. Aber die bürokratischen Mühlen mahlen anscheinend langsam. „Meine Geschäftspartner habe ich schon vertröstet und ihnen Anfang Jänner erklärt, dass das Geld in ein paar Tagen da sein sollte. Doch es bewegt sich rein gar nichts.“

Nicht nur still dasitzen
Jan Sun ist keiner, der nur still dasitzen kann. Doch er möchte sich unbedingt im rechtlichen Rahmen bewegen – und da fiel ihm der fünftägige Hungerstreik ein.

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Manche finden die Aktion auch lächerlich, oder sagen, dass fünf Tage nicht besonders lang sind. Doch es geht mir um die Symbolik.

Jan Sun, Besitzer des Hotel Kajetansbrücke in Pfunds im Oberland

Die Reaktionen seien gemischt, doch die Mehrheit, so Sun, stehe hinter ihm – denn vielen Hoteliers ginge es gleich: Auch sie warten auf die versprochene finanzielle Unterstützung, auch sie haben noch kein Geld gesehen. „Manche finden die Aktion auch lächerlich oder sagen, dass fünf Tage nicht besonders lang sind. Doch es geht mir um die Symbolik“, sagt er. Fünf Tage sei eine Zeit, die er auch tatsächlich schaffen könne. Er wolle keine Versprechen machen, die er nicht einhalten könne.

Verrat an Unternehmern
„Nicht nur die kleinen touristischen Vermieter, welche nach Paragraf 28 abrechnen oder mehr als zehn Betten haben, jene die Arbeitslosengelder beziehen, sondern auch Betriebe wie Hotels bleiben auf ihren Kosten sitzen. Die für November 2020 versprochenen Entschädigungen für den Umsatzersatz sind bis heute teilweise noch immer nicht angekommen“, spricht Hauser von einem Verrat an „unseren Unternehmen“.

Nadine Isser, Kronen Zeitung

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