Wird Tirol wegen der südafrikanischen Corona-Mutation von der Außenwelt abgeschottet? Die Entscheidung über verschärfte Maßnahmen stand Sonntagmittag noch aus. Davon abgesehen bildete sich eine breite ÖVP-Front - bestehend aus Tirols Präsidenten von Arbeiter-, Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer sowie VP-Nationalräten -, die sich klar für einen „besonnenen Umgang und für bedachtsame Öffnungsschritte auch in Tirol“ ausspricht.
Einer Abriegelung bzw. einer Quarantäne hatte bereits Tirols Landeshauptmann Günther Platter mehrfach eine Absage erteilt. Das gebe die Datenlage nicht her, so der ÖVP-Politiker, der „Verhältnismäßigkeit“ forderte. Nun erteilen auch die Präsidenten der verschiedenen Kammern und VP-Nationalräte diesem möglichen Vorhaben eine klare Absage.
„Kann nicht sein, dass Tiroler bestraft werden“
Tirols Landwirtschaftskammer-Präsident und Nationalrat Josef Hechenberger betonte am Sonntag etwa: „Die Zahlen geben weder eine Verlängerung noch eine Abschottung Tirols her. Es kann doch nicht sein, dass man die Tiroler bestraft, weil wir hier schneller und vorsichtiger als andere agiert haben. Wir waren die Ersten, die zu sequenzieren begonnen haben, und nun darf uns daraus kein Strick gedreht werden.“
„Jetzt ist aber wirklich genug“
Auch Erwin Zangerl, Präsident der Tiroler Arbeiterkammer, fährt einmal mehr Geschütze gegen den Bund auf - insbesondere im Zusammenhang mit der Impfung: „Wenn man in Wien im Gesundheitsministerium wirklich glauben würde, Tirol müsse unter Quarantäne gestellt werden, dann wäre es wohl nur recht und billig, auch einen Impfschwerpunkt hierher zu legen.“
Für „PR-Maßnahmen und Ablenkungsmanöver“ lasse man sich nicht missbrauchen. „Die Menschen im Lande haben über Monate alle Maßnahmen geduldig über sich ergehen lassen - jetzt ist aber wirklich genug.“
„Werden uns das nicht gefallen lassen“
WK-Chef Christoph Walser, der am Samstag Gesundheitsminister Rudolf Anschober scharf attackiert hatte, unterstrich einmal mehr die Forderung der Wirtschaft nach maximaler Planungssicherheit: „Wir liegen in allen relevanten Zahlen unter dem Bundesschnitt. Eine Abschottung wäre für die Tiroler Unternehmer und das ganze Land ein Schlag unter die Gürtellinie und würde massiv Vertrauen in die Entscheidungsträger zerstören. Wir dürfen und werden uns das nicht gefallen lassen.“
„Lehnen nicht begründbare Schikanen ab“
Unterstützung kommt auch von den Tiroler VP-Nationalräten Kira Grünberg, Alexandra Tanda, Rebecca Kirchbaumer, Franz Hörl und Hermann Gahr. Der Sprecher der Abgeordneten, Gahr, dazu: „Wir stehen zu unserem Land und lehnen überschießende und sachlich nicht begründbare Schikanen ab. Die Betrachtung darf nicht nur aus virologischer Sicht passieren, sondern muss gesamtgesellschaftlich erfolgen. Diese Position werden wir auch in Wien in aller Klarheit vertreten.“
In Tirol waren mit Stand Samstagabend 165 Fälle der südafrikanischen Coronavirus-Mutation bestätigt worden - davon waren demnach aber nur mehr acht Personen aktiv positiv. Der Schwerpunkt der Fälle liegt laut Land im Bezirk Schwaz und Umgebung.
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