Der Chef der Staatsholding war in den letzten Jahren - vor allem aber seit dem AUA-Debakel - massiv unter Beschuss geraten und zu einem beliebten Feindbild für Kapitalismus- und Privatisierungsgegner geworden. Die Kanzlerpartei SPÖ hatte mehrfach die Auflösung der Staatsholding gefordert, Partner ÖVP wollte sie zuletzt hingegen stärken. Michaelis selbst hat die Rücktrittsforderungen stets mit stoischer Ruhe zurückgewiesen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Michaelis' (im Bild bei einer ÖIAG-Veranstaltung im Jahr 2005) auslaufender Vertrag verlängert würde, galt aber trotz allem als eher gering. Seit Freitag steht es nun fest: "Michaelis wird sich nicht mehr bewerben", so eine ÖIAG-Sprecherin. Mit der Nachfolgersuche soll laut der Staatsholding gleich im Jänner begonnen werden. Dafür, dass Michaelis vorzeitig gehen könnte, gibt es allerdings "überhaupt keinen Grund", betonte die Sprecherin.
Michaelis-Nachfolger soll wieder Alleinvorstand sein
Der Personalausschuss sei vom Aufsichtsrat am Freitag ermächtigt worden, ein Beratungsunternehmen mit der Ausschreibung des Chefpostens zu beauftragen. "Auf Basis des aktuellen Beteiligungsportfolios" werde neuerlich ein Alleinvorstand für die ÖIAG gesucht. Viel hat dieser allerdings nicht mehr zu tun: Nach dem Notverkauf der AUA hält die ÖIAG nur mehr die Staatsbeteiligungen von Post, Telekom und OMV, weiters sind die GKB-Bergbau, die FIMBAG und die APK unter ihrem Dach angesiedelt.
Die sinkende Zahl an Staatsbeteiligungen geht auf die Ära Schüssel und nicht zuletzt Michaelis selbst zurück. 2002 meinte der gebürtige Oberösterreicher, der u.a. bei Mannesmann Karriere machte: "Am Ende des Tages muss die Vollprivatisierung stehen".
Hohe Gage sorgte stets für Kritik
Ob das Gehalt für den Vorstandsposten ebenfalls "neu ausgeschrieben", also niedriger wird, ist indes unklar. Die kolportierte 700.000-Euro-Gage war in der Vergangenheit meist der beliebteste Kritikpunkt am ÖIAG-Chef. Sogar der Rechnungshof kritisierte das "stattliche Gehalt" Michaelis', das offiziell bei 320.633 Euro pro Jahr lag, sich aber angeblich durch eine Bonusregelung verdoppelte. Von der ÖIAG offiziell bestätigt wurden diese Zahlen allerdings nie.
Erwiesen war hingegen, dass Michaelis zusätzlich zum Gehalt satte 43.604 Euro Mietzuschuss in 14 Tranchen jährlich kassierte. Mietwohnungen, so kritisierte der Rechnungshof damals, würden aber "nur zwölf Monate im Jahr bewohnt".
SPÖ: "Am besten am 1. Jänner"
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter forderte am Freitag eine möglichst rasche Auflösung der ÖIAG und einen freiwilligen Rückzug von Michaelis mit 1. Jänner 2011. Michaelis habe eine "Horrorbilanz" zu verantworten, "angefangen von der Verschleuderung der Austria Tabak über das AUA-Desaster bis hin zu den skandalösen Beraterverträgen", so Kräuter.
Die ÖIAG habe längst ihre Berechtigung verloren, Finanzminister Josef Pröll soll nun rasch Doppelstrukturen abschaffen, mahnte Kräuter ein. Schließlich wäre dies ein Prüfstein für eine Verwaltungsreform. Kräuter warnte auch, nun mittels teurer Beraterverträge einen Nachfolger für Michaelis zu suchen, dies wäre eine weitere Geldverschwendung.
ÖVP: "Er soll seinen Vertrag erfüllen"
Die ÖVP stärkte dem Noch-ÖIAG-Chef einmal mehr den Rücken und sprach sich gegen einen vorzeitigen Rücktritt des Managers aus. "Michaelis soll seinen Vertrag erfüllen. Immerhin wird er dafür auch bezahlt. Der SPÖ ist es offenbar lieber - siehe ORF oder ÖBB - parteipolitisch einzugreifen und einzufärben. Bei der ÖIAG von einer 'Horrorbilanz' zu reden, entbehrt jedenfalls jeglicher Grundlage", feuerte ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger zurück.
Immerhin sei es gelungen, "die ÖIAG von einer Schuldenholding zu einem profitablen Beteiligungsunternehmen zu entwickeln". Kaltenegger: "Fakt ist: Die ÖIAG hat keine Schulden. Der Wert des Portfolios beträgt 4,7 Milliarden Euro und zudem wird jährlich eine satte Dividende ausgeschüttet - immerhin 1,8 Milliarden Euro seit 2003." Aus dem Büro von Finanzminister Pröll hieß es außerdem, für den Verkauf der Austria Tabak sei Michaelis' SPÖ-naher Vorgänger Rudolf Streicher verantwortlich gewesen.
ÖIAG erwartet für 2010 gutes Ergebnis
Für das Geschäftsjahr 2010 erwartet die Staatsholding übrigens "wieder ein gutes Ergebnis", die Dividendenausschüttung an die Republik werde über dem Vorjahresniveau liegen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.